Greenpeace-Untersuchung: Pestizid-Standards der Supermärkte sind zu lasch
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Supermarkt-Werbespots überbieten sich gegenseitig in der Darstellung praller Tomaten, knackiger Äpfel und saftstrotzender Orangen: Möglichst frisch und makellos sollen Obst und Gemüse sein. Doch für solche Produkte zahlen die Erzeuger einen hohen Preis: Mitunter setzen sie die Gesundheit der Umwelt aufs Spiel.
Greenpeace hat erneut Supermarktketten unter die Lupe genommen, diesmal um herauszufinden, wie ernsthaft sie gegen Pestizide in Lebensmittel vorgehen. Das Ergebnis des Rankings ist frustrierend: Zwar ignoriert keiner der zehn getesteten Supermärkte das Problem vollständig, aber wirklich konsequente Vermeidung sähe anders aus. Dabei sind die giftigen Spritzmittel nicht nur ein Problem in belastetem Obst. Sie überdauern Jahre im Boden, werden ausgewaschen und gelangen in Flüsse und Trinkwasser.
Viel Licht, mehr Schatten
Trotzdem gibt es gute Ansätze, und selbst in den Märkten auf den unteren Plätze der Tabelle laufen einige Dinge durchaus vorbildlich. So schneidet Aldi Nord auf dem achten Platz beispielsweise beim Bienenschutz besser ab als die Mitbewerber. Aber keine der untersuchten Supermarktketten bietet ein Gesamtpaket, das wirklich zufriedenstellt: Spitzenreiter Rewe mit seinem Discounter-Ableger Penny erzielt in Sachen Transparenz zwar volle Punktzahl, lässt seinen Zulieferern aber besonders gefährliche Pestizide durchgehen.
In insgesamt elf Kategorien hat Greenpeace die Handelsketten überprüft und nach einem Verteilungsschlüssel Punktzahlen vergeben. Zusammenfassend geht es dabei hauptsächlich um vier Fragen:
- Wie wird der Pestizideinsatz auf dem Acker reduziert?
- Welche Pestizidrückstände finden sich im verkauften Obst und Gemüse?
- Wie groß ist der Anteil von pestizidfreien Bio-Produkten und pestizidreduzierter konventioneller Ware?
- Welche Rolle spielen Regionalität und Nachhaltigkeitsprojekte?
Platz eins, aber nicht spitze
Leider ist es bei den untersuchten Handelsketten häufig so: Wenn es an einer Stelle gut läuft, liegt anderswo etwas im Argen. Aus Sicht von Greenpeace bietet keiner der Anbieter volle Transparenz bei ausreichender Vorsorge und Nachhaltigkeit. Auch wenn Rewe die Rangliste anführt, sind 53 Prozent der erreichbaren Punkte noch lange kein gutes Ergebnis.
„Pestizide gehören weder auf das Feld, noch auf unsere Teller“, sagt Christiane Huxdorff, Greenpeace-Expertin für Landwirtschaft. „Alle Supermärkte müssen sich noch stärker dafür einsetzen, dass Mensch und Umwelt vor giftigen Spritzmitteln geschützt werden.“
Seit mehr als zehn Jahren testet Greenpeace Obst und Gemüse aus Supermärkten auf Agrargifte. Die Untersuchungen haben dazu geführt, dass Grenzwerte nur noch selten überschritten werden. Doch die Agrarindustrie ist trickreich, oftmals werden gar nicht weniger Pestizide eingesetzt – Landwirte stoppen das Spritzen nur früher, damit Obst und Gemüse zur Erntezeit möglichst wenig belastet sind. Die Handelsketten haben allerdings dafür Sorge zu tragen, dass auch vor der Ernte eine Kontrolle stattfindet und Analysen durchgeführt werden. Die Greenpeace-Kriterien erfüllt auch hier kein Unternehmen. Kaufland (auf dem zweiten Platz) leistet dabei allerdings die zufriedenstellendste Arbeit.