Glyphosat in der EU weiterhin zugelassen
Greenpeace-Aktivist:innen demonstrieren für nationales Glyphosat-Verbot
- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
Update Februar 2018
„Glyphosat-Minister“ – diesen zweifelhaften Titel handelte sich Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) im November 2017 ein. Der Empörung über sein Ja zur weiteren Zulassung des Pestizids in der EU folgte der Protest: 136.920 Menschen unterstützen in den vergangenen zwei Monaten allein die von Greenpeace und Foodwatch initiierte Aktion und forderten von der künftigen Bundesregierung, ein nationales Glyphosat-Verbot in den Koalitionsvertrag aufzunehmen.
Das hat zwar geklappt: „Wir werden mit einer systematischen Minderungsstrategie den Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln deutlich einschränken mit dem Ziel, die Anwendung so schnell wie möglich grundsätzlich zu beenden“, so der Wortlaut. Allerdings benennen CDU/CSU und SPD nicht, wann genau Schluss mit dem Gift sein soll. Doch Umweltorganisationen und Verbraucher:innen werden sicher drauf achten, dass die Bundesregierung nicht zu sehr trödelt.
Fakten schaffen jetzt schon 160 Kommunen und Städte: Sie haben Glyphosat auf eigenen Ländereien, Grünflächen und Wegen verboten. Auf den Äckern in Deutschland wird für weitere fünf Jahre das giftige Pestizid Glyphosat landen. Entschieden hat das die EU – die ausschlaggebende Stimme kam jedoch aus Deutschland.
Glyphosat national stoppen
Denn Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) befürwortete in der EU eine weitere Zulassung des Pestizids – gegen den Willen von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Der Koalitionsvertrag sieht bei Uneinigkeit der beiden Ressorts eine Enthaltung Deutschlands vor. Eigentlich. Nun ist nicht nur schlechte Stimmung bei der SPD, sondern das Gift auch weitere fünf Jahre auf den Äckern.
„Die künftige Bundesregierung muss auf Schmidts unverantwortlichen Alleingang reagieren und national schnellstmöglich ein Verbot verhängen“, fordert Dirk Zimmermann, Greenpeace-Experte für Landwirtschaft. „Nur so kann das rasante Artensterben gebremst und die Bevölkerung vor einem möglicherweise gesundheitsschädlichen Pflanzengift geschützt werden.“ Im Nachbarland ist der Weg dorthin inzwischen geebnet: Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hatte nicht lange gezögert und bereits ein nationales Verbot von Glyphosat angekündigt.
Skandalträchtiges Gift
Der aktuelle Skandal um die Entscheidung des deutschen Landwirtschaftministers ist nicht der erste im Zusammenhang mit Glyphosat. So enthüllten im vergangenen Monat internationale Medien, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in seinem Bericht an die EU weite Strecken aus Studien des Konzerns Monsanto abgeschrieben hatte – dem Hersteller des Gifts. Eine unabhängige wissenschaftliche Bewertung ist das nicht – jedoch brisant, da das BfR in seiner Beurteilung der internationalen Agentur für Krebsforschung widersprach, die das Mittel als „wahrscheinlich krebserregend“ einschätzt.
Dabei ist die Wirkung von Glyphosat auf Umwelt und Gesundheit enorm wichtig. Denn in Deutschland wird das Pestizid auf etwa 40 Prozent der Äcker eingesetzt. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, dass 50 Prozent der Böden in Europa bereits mit dem Herbizid kontaminiert sind.
Runter vom Acker
Dirk Zimmermann ruft daher die deutschen Politiker:innen zum Handeln auf: „Auch die Sozialdemokraten sind gefordert und müssen in möglichen Koalitionsverhandlungen mit der CDU dafür sorgen, dass Glyphosat zumindest in Deutschland verboten wird.“ Ökobauern und Ökobäuerinnen und auch viele konventionelle Landwirte und Landwirtinnen haben längst gezeigt, dass es nachhaltige Alternativen zu Glyphosat gibt.
Zum Weiterlesen: Die EU-Mitgliedsstaaten hatten lange um die Entscheidung gerungen - ein Ausdruck dafür, wie umstritten Glyphosat ist. Mehr dazu erfahren Sie in dem Artikel "Gesunde Entscheidung?".