Greenpeace feiert nach neun Jahren Kampagne Erfolg für den Urwald
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Ab sofort sind 1,8 Millionen Hektar Urwald an der Westküste Kanadas vor der Abholzung geschützt. Das verkündete am Dienstag die Provinzregierung des kanadischen Bundesstaates British Columbia. Im restlichen Gebiet des Great Bear Rainforest (Regenwald des Großen Bären) soll bis 2009 ökologische Waldnutzung eingeführt werden. Für Greenpeace ist das einer der größten Erfolge in der Geschichte der Organisation.
Rund neun Jahre lang hat Greenpeace sich für den Schutz des Great Bear Rainforest eingesetzt und gegen dessen Vernichtung protestiert. Die Kampagne erregte weltweite Aufmerksamkeit. Seit 2001 hat Greenpeace an dem jetzt verkündeten Schutzkonzept mitgearbeitet.
Der Regenwald im kanadischen Bundesstaat British Columbia ist der letzte große temperierte Regenwald der Erde und hat die Fläche Hessens. In den Waldtälern mit über 1000-jährigen Bäumen leben Bären, Wölfe und Seeadler. Nur hier lebt der weiße Kermode-Bär, ein heiliges Symboltier einiger Indianervölker an der Westküste Kanadas.
Jahrelanger friedlicher Protest und Beharrlichkeit haben sich gelohnt, sagt Oliver Salge, Waldexperte bei Greenpeace. Das gibt mir Hoffnung für die anderen bedrohten Urwälder dieses Planeten, etwa in Finnland oder am Amazonas. Greenpeace hat Ende der Neunzigerjahre im Great Bear Rainforest und in Deutschland bei kanadischen Botschaften und Abnehmern von Holz und Zellstoff protestiert. Häuptlinge der Nuxalk-Indianer schnitzten während einer Deutschland-Tour 1999 einen Totempfahl, um auf die Kahlschläge in ihren Wäldern hinzuweisen. Auch drei als Wütende Großmütter bekannt gewordene kanadische Frauen protestierten im Jahr 2000 persönlich bei den großen deutschen Papierherstellern und Holzhändlern gegen die Zerstörung der Wälder.
1999 organisierte Greenpeace eine Reise für deutsche Papierhersteller und Zeitschriftenverleger in die Urwälder British Columbias, damit diese sich selbst ein Bild von der Zerstörung machen konnten. Die deutschen Handelspartner drohten daraufhin der kanadischen Papierindustrie, Verträge im Wert von 600 Millionen kanadischen Dollar zu stornieren, wenn kein Einschlagstopp (Moratorium) erlassen würde.
Als Anfang 2001 weltweit über 100 Kunden der kanadischen Holz- und Papierindustrie aufgrund der Greenpeace-Proteste ihre Verträge kündigten, stimmten die Unternehmen endlich einem Einschlagmoratorium zu. Im April 2001 einigten sich Greenpeace und andere Umweltgruppen mit den führenden kanadischen Holzkonzernen darauf, den Holzeinschlag auf einer Fläche von 1,2 Millionen Hektar vorerst zu stoppen. Während die Motorsägen schwiegen, begannen mehrjährige wissenschaftlich begleitete Verhandlungen zwischen Greenpeace und der Holz- und Papierindustrie, die in einem Schutzvorschlag für den Regenwald des Großen Bären mündeten. Dieser Vorschlag war jetzt die Basis für die Entscheidung der Provinzregierung.