Giftfrachter vor türkischer Küste gesunken
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Vor der Südostküste der Türkei hat mit dem Untergang des Frachters Ulla ein Umweltskandal seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Der altersschwache Frachter lag mit 2200 Tonnen Giftabfall beladen bereits seit vier Jahren im türkischen Hafen Iskenderun. Experten befürchten, dass die giftige, mit Schwermetallen belastete Asche aus Kraftwerken in Spanien das Hafenbecken und die umliegenden Seegebiete verseuchen könnte.
Ursprünglich sollte die Ulla ihre brisante Ladung von Spanien nach Algerien bringen. Doch dort wies man die Giftfracht ab. Als das Schiff dann im Jahre 2000 vor der Türkei auftauchte, wurde die Reise gestoppt. Analysen ergaben, dass die Asche Chrom-VI enthielt. Eine Substanz, die nicht in die Türkei eingeführt werden darf. Die Behörden versiegelten die Ladung und verboten dem Schiff die Weiterfahrt. Greenpeace warnte damals vor einer möglichen Umweltkatastrophe.
Greenpeace sorgte ebenfalls für Verhandlungen zwischen Spanien und der Türkei. Spanien ist nach der Baseler Konvention der UNO über den Transport von gefährlichem Abfall als Herkunftsland verpflichtet den Giftmüll zurückzunehmen. Als das Land nach zwei Jahren Verhandlung seine Verantwortung anerkannte, zog ein türkischer Schiffsagent in der Türkei vor Gericht. Damit war die Rückführung nach Spanien gestoppt.
Ein türkisches Gericht entschied, dass die Ladung vom Schiff geholt werden dürfe. Doch das Umweltministerium wollte zuvor eine Zusage aus Spanien, dass Madrid die Kosten der Entladung tragen werde. So verstrich wertvolle Zeit. "Dieser unglückliche Fall zeigt, wie internationale Abkommen geschwächt werden, wenn Regierungen sich nicht zu zeitnahem Handeln entschließen können", sagte Juantxo Lopez de Uralde, Geschäftsführer von Greenpeace Spanien. "Die Giftladung der Ulla hätte schon vor Jahren zurückgeschickt und sicher entsorgt werden können."
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Update vom 20.09.2004
DIE GIFTFÄSSER ROSTEN, DER MINISTER WARTET
Vor zwei Wochen ist im türkischen Hafen von Iskenderun der Frachter MV Ulla gesunken. Seine giftige Ladung wurde bis heute nicht geborgen. Greenpeace hat am Montag vor dem Umweltministerium in Ankara gegen die Verantwortungslosigkeit der Behörden protestiert.
Der Minister wartet, die MV Ulla vergiftet das Meer!
Mit diesem Spruch auf einem großen Banner informierten die acht Greenpeacer die Öffentlichkeit. Sie forderten Umweltminister Pepe auf, sofort Maßnahmen gegen eine mögliche Verseuchung des Meeres zu ergreifen.
Die Aktivistinnen und Aktivisten hatten sich vor dem Eingang zum Ministerium platziert. Sie zeigten Fotos vor, auf denen die Fässer mit dem Giftzeichen deutlich zu erkennen sind. Greenpeace-Taucher hatten die Aufnahmen rund eine Woche zuvor gemacht.
Banu Dokmecibasi, Chemieexperte bei Greenpeace, warf dem Minister vor, Augen und Ohren vor der Realität zu verschließen: Wenn er den Müll an Bord der 'MV Ulla' nicht umgehend bergen lässt, könnte es zu spät sein. Anstatt zwei Wochen lang das Problem öffentlich schönzureden, hätte er seine Energie darauf verwenden sollen, den Abfall aus dem Meer zu bekommen.
Die MV Ulla hat 2.200 Tonnen schwermetallhaltiger Asche geladen. Diese Menge reicht aus, um 300.000 Tonnen Wasser zu verseuchen. Seit dem 7. September ist der Hafen um den gesunkenen Frachter herum abgesperrt. Behördenvertreter führten Tests durch, um festzustellen, ob das Gift ins Wasser austritt. Zu mehr Aktivitäten konnten sich die zuständigen Behörden bislang nicht durchringen.
Die Krebs erregende Asche stammt aus spanischen Kraftwerken. Asland, ein Unternehmen aus Spanien, kaufte den Müll auf, um ihn an eine algerische Firma weiterzuverkaufen. In Algerien wurde die Entladung aber verweigert. Der türkische Eigentümer lenkte das Schiff daraufhin nach Iskenderun um.
Das ist jetzt vier Jahre her. Während Spanien und die Türkei darüber stritten, wer den Müll zu entsorgen und für die Kosten aufzukommen habe, rostete der alte Kahn im Hafen vor sich hin - bis er sank. Überraschend kam das nicht: Die MV Ulla war 35 Jahre alt. Greenpeace hatte schon 2000 gegen den verantwortungslosen Umgang mit dem Gift protestiert. (sit)