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Update: Nach neun Stunden scheint der Aktionsort einer Baustelle gewichen zu sein: Mit technischer Unterstützung versucht die Polizei nun, die Aktivisten auf der Hebebühne vom Eingang zur Forschungsanlage zu bewegen. Sie hat die zehn Aktivisten, die sich am Tor fixiert haben, bereits weggebracht. Auf den Gleisen kommen die Flexer auch nur langsam voran: Über die Hälfte der Aktivisten hält an den Schienen die Stellung und protestiert gegen die Castor nach Lubmin.
Im Mittelpunkt der Aktion steht ein knallroter Container mit einer ausfahrbaren Arbeitsplattform. Aus mehreren Metern Höhe halten zwei Aktivisten darauf ein Banner und haben einen guten Blick auf die Szene unter ihnen: Vor der ehemaligen Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe tummeln sich die ehrenamtlichen Protestler. Manche haben sich an den Toren, manche an den Gleisen direkt fixiert, die in die Anlage führen. Kletterer befestigen zwischen den Bäumen gerade ein Banner: Stopp Castor nach Lubmin.
Ministerpräsident Mappus muss beim Thema Atommüll endlich Verantwortung übernehmen. Er muss seine Verweigerungshaltung endlich aufgeben und dafür sorgen, dass der Atomabfall aus Karlsruhe auch in Baden-Württemberg gelagert wird, fordert Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital. Die hochstrahlende Plutoniumsuppe aus Karlsruhe hat in Lubmin nichts zu suchen. Mit dem aktuellen Castor-Transport wird jetzt zum zweiten Mal nach Dezember 2010 hochradioaktiver Müll aus dem Westen Deutschlands nach Lubmin geliefert. Das Zwischenlager sollte ursprünglich ausschließlich Abfälle aus dem Rückbau der ostdeutschen Atomkraftwerke Greifswald und Rheinsberg sowie den dort angefallenen Atommüll aufnehmen.
Castor auf Straßenbahngleisen
Die Castoren mit dem Atommüll sollen auf Straßenbahngleisen durch das Stadtgebiet von Karlsruhe und dann weiter nach Lubmin fahren. Solche unnötigen Transporte von strahlendem Müll quer durch die Republik müssen vermieden werden, so Smital. Der Müll in Karlsruhe stammt zu drei Vierteln aus Anlagen in Baden-Württemberg. Bei der Lagerung dieser Abfälle muss das Verursacherprinzip gelten und der Müll im Land bleiben. Prinzipiell dafür geeignet wäre das Zwischenlager am Atomkraftwerk Philippsburg, das nur wenige Kilometer von Karlsruhe entfernt ist.
Von 1971 bis 1990 wurde in Karlsruhe Atommüll wiederaufgearbeitet. Dieser stammt zu rund 70 Prozent aus kommerziellen Reaktoren und zu rund 30 Prozent aus Forschungsanlagen. Über die Verarbeitung im Kernforschungszentrum Karlsruhe wurde auch der hochradioaktive Industriemüll zu Forschungsmüll umdeklariert. Die inzwischen verglasten flüssigen Abfälle aus dem Wiederaufarbeitungsprozess haben eine Aktivität von 700 Billiarden Becquerel. Zum Vergleich: Das entspricht einem Mehrhundertfachen des radioaktiven Inventars, das zurzeit im Salzstock Asse gelagert ist.