Verhaftung eines russischen Greenpeace-Experten nach Protest gegen Uranexporte
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Gestern haben russische Aktivistinnen und Aktivisten friedlich im Zentrum von St. Petersburg gegen die Einfuhr von Uranabfällen aus Deutschland protestiert. Auch Rashid Alimov, Atom-Experte von Greenpeace Russland, nahm an dem Protest teil – und wurde noch am selben Abend von acht Polizisten festgenommen. Zunächst versuchten sie ohne Erfolg, seine 9-jährige Tochter davon zu überzeugen, die Tür seiner Wohnung zu öffnen. Daraufhin warteten sie am Eingang auf ihn. Alimov wurde wegen Landfriedensbruch angeklagt – ein absurder Vorwurf. Mittlerweile ist Alimov aus der Haft entlassen.
Die Proteste haben den Hintergrund, dass Deutschland den Export von Uranabfällen nach Russland im Mai 2019 wieder aufgenommen hat. Vor mehr als zehn Jahren haben es Umweltschützer geschafft, den schmutzigen Handel mit dem gefährlichen Stoff Uranhexafluorid vorübergehend zu stoppen. Der frühere Chef der russischen Atombehörde Rosatom Sergey Kiriyenko (heute Leiter der russischen Präsidialverwaltung) sagte 2011 in einem Interview mit einem der wichtigsten Wirtschaftsmedien Russlands, dass Importe von Uranabfällen wegen der chemischen Gefahr des Stoffes nicht mehr durchgeführt werden.
Uranexporte wieder aufgenommen
Doch all das ist hinfällig. Das Schiff „Mikhail Dudin“ mit einer neuen Charge Uranhexafluorid wird voraussichtlich diese Woche in St. Petersburg ankommen. Danach wird das Gefahrgut mit dem Zug in die Stadt Novouralsk im Südural gebracht. Russland hat bereits rund 1,2 Millionen Tonnen Uranabfälle angehäuft, und es werden immer mehr.
Das Unternehmen Urenco organisiert den Transfer von Uranabfällen nach Russland, weil es nicht für seine Lagerung in Deutschland verantwortlich sein will. Bei den Transporten handelt es sich um verkappte Atommüllexporte. Die sind in Deutschland eigentlich verboten. Urenco argumentiert allerdings, bei dem abgereicherten Uran handele es sich um einen Wertstoff. Das scheint wenig plausibel, denn abgereichertes Uran wieder anzureichern, wie es laut Urenco in Russland geschieht, ist kaum rentabel.
In Deutschland und den Niederlanden fanden Proteste entlang der Strecke des Uran-Schienentransports statt. Auch mehrere Abgeordnete des deutschen und niederländischen Parlaments sind gegen den Transport von Uranabfällen.
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