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Braunkohle-Kraftwerke Neurath

Resümee der Klimaschutzkonferenz 2006 in Nairobi

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Anfang November 2006 fand in Nairobi, Kenia, die diesjährige Klimaschutzkonferenz der Vereinten Nationen statt. Über 150 Staaten verhandelten darüber, wie die Welt dem drohenden Klimakollaps Herr werden will. Dabei ging es vor allem auch darum, dass die Staatengemeinschaft sich auf einen Zeitplan einigt, in dem festgelegt wird, wie über zukünftige Reduktionsgrenzen für Treibhaus-gase verhandelt wird. Bis jetzt gibt es nur Reduktionsziele bis 2012. Sie gelten nur für Industrienationen, die das Kyoto-Protokoll unterzeichnet haben. Die USA und Australien gehören nicht dazu. Leider kam es bei dieser Konferenz zu keiner Einigung über einen konkreten Zeitplan. Ein Großteil der Arbeit wurde auf die Jahre 2007 und 2008 verschoben.

Die Konferenz war historisch, denn sie tagte zum ersten Mal in Zentral-Afrika. Hoch waren deshalb die Erwartungen. Arme Länder gerade in Afrika hofften auf Hilfe, denn sie sind am stärksten von den Auswirkungen der Klimakatastrophe betroffen, obwohl sie am wenigsten dafür können.

Der Treibhausgasausstoß ist weltweit höher denn je

Auf der ganzen Welt mehren sich die ersten Vorboten des Klimawandels. Unwetterkatastrophen wie heftige Stürme, Überschwemmungen und Dürren nehmen zu. Die Tatsache, dass die Gletscher in Hochgebirgen und an den Polen immer schneller schmelzen, versetzt Wissenschaftler rund um den Globus in Alarmbereitschaft: Die Zeit zum Handeln drängt.

Trotzdem steigt der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen immer weiter. Selbst viele der Länder, die das Kyoto-Protokoll ratifiziert haben und damit eine verbindliche Verpflichtung zur Verminderung der Treibhausgase eingegangen sind, schaffen die versprochenen Verminderungen nicht. Vor allem der Ausstoß des wichtigsten Treibhausgases - Kohlendioxid - steigt weiterhin Jahr für Jahr an. Allein in China dürfte der Anstieg 2005 knapp 15 Prozent betragen haben. Das ist viel, doch liegt China mit 3,2 Tonnen CO2 pro Kopf (im Jahr 2002) immer noch weit unter dem Pro-Kopf-Verbrauch von Deutschland (10,2) und den USA (19,4). Die Internationale Energieagentur prognostiziert einen weiteren weltweiten Anstieg des Treibhausgasausstoßes um 60 Prozent bis zum Jahre 2025. Um die schlimmsten Folgen der Klimazerstörung zu verhindern, müssten die weltweiten Emissionen bis 2050 aber im Vergleich zu 1990[1] halbiert werden.

In Europa steigen die Emissionen nicht, allerdings sinken sie auch nicht sonderlich schnell. Bislang liegen die Emissionen nur etwa 1,2 Prozent unterhalb des Basisjahres 1990. Zum Erreichen des Kyoto-Zieles – ein Minus von acht Prozent – müssen in den kommenden Jahren weitere 268 Millionen Tonnen Kohlendioxid reduziert werden. Deutschland fehlen noch zwei Prozent zur Erreichung des Kyoto-Zieles.

Der Treibhausgasausstoß ist weltweit höher denn je

Auf der ganzen Welt mehren sich die ersten Vorboten des Klimawandels. Unwetterkatastrophen wie heftige Stürme, Überschwemmungen und Dürren nehmen zu. Die Tatsache, dass die Gletscher in Hochgebirgen und an den Polen immer schneller schmelzen, versetzt Wissenschaftler rund um den Globus in Alarmbereitschaft: Die Zeit zum Handeln drängt.

Trotzdem steigt der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen immer weiter. Selbst viele der Länder, die das Kyoto-Protokoll ratifiziert haben und damit eine verbindliche Verpflichtung zur Verminderung der Treibhausgase eingegangen sind, schaffen die versprochenen Verminderungen nicht. Vor allem der Ausstoß des wichtigsten Treibhausgases - Kohlendioxid - steigt weiterhin Jahr für Jahr an. Allein in China dürfte der Anstieg 2005 knapp 15 Prozent betragen haben. Das ist viel, doch liegt China mit 3,2 Tonnen CO2 pro Kopf (im Jahr 2002) immer noch weit unter dem Pro-Kopf-Verbrauch von Deutschland (10,2) und den USA (19,4). Die Internationale Energieagentur prognostiziert einen weiteren weltweiten Anstieg des Treibhausgasausstoßes um 60 Prozent bis zum Jahre 2025. Um die schlimmsten Folgen der Klimazerstörung zu verhindern, müssten die weltweiten Emissionen bis 2050 aber im Vergleich zu 1990[1] halbiert werden.

In Europa steigen die Emissionen nicht, allerdings sinken sie auch nicht sonderlich schnell. Bislang liegen die Emissionen nur etwa 1,2 Prozent unterhalb des Basisjahres 1990. Zum Erreichen des Kyoto-Zieles – ein Minus von acht Prozent – müssen in den kommenden Jahren weitere 268 Millionen Tonnen Kohlendioxid reduziert werden. Deutschland fehlen noch zwei Prozent zur Erreichung des Kyoto-Zieles.

Stern Review: Zögern beim Klimaschutz wird teuer

Wirtschaftswissenschaftler sind sich einig, dass der Klimawandel teuer werden kann, wenn wir nicht schnell handeln. Der kurz vor der Klimakonferenz veröffentlichte Bericht des ehemaligen Weltbankchefökonomen Sir Nicholas Stern kommt zu dem Ergebnis, dass die Gesamtkosten des Klimawandels die Welt jährlich zwischen fünf und zwanzig Prozent des globalen Brutto-Inlandsprodukts kosten werden. Im Gegensatz dazu kostet effektiver Klimaschutz lediglich etwa ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts pro Jahr.

Es bleibt noch ein Zeitfester von zehn bis zwanzig Jahren, um wenigstens die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern[2]. Investitionen jetzt werden ihre Effekte auf das Klima erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts und im nächsten Jahrhundert entfalten. Handeln wir jetzt falsch, könnte das wirtschaftliche und soziale Leben in einem Ausmaß beeinträchtigt werden, wie es einst durch die Weltkriege oder die Weltwirtschaftskrise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gestört wurde[3].

Nairobi: Agenda mit Tücken

Vier wichtige Themen standen auf der Agenda der Klimaschutzkonferenz in Nairobi:

  • Festlegen eines Arbeitsplans für Verhandlungen über Reduktionsziele nach 2012 für Industrieländer, Art. 3.9 Kyoto-Protokoll
  • Überprüfung und Verbesserung des Kyoto-Protokolls und seiner Mechanismen, Art. 9 Kyoto-Protokoll
  • Anpassungsmaßnahmen für Klimafolgeschäden für Entwicklungsländer
  • Verbesserung sauberer Entwicklungprojekte (Clean Development Mechanism, CDM)

Trotz der Dringlichkeit des Problems kamen die Verhandlungen nur sehr schleppend voran. Keiner wollte den ersten Schritt tun, alle blickten abwartend auf die anderen. Weil die EU sich bei ihren Zielen und Vorstellungen nicht einigen konnte und sich deshalb bedeckt hielt, bremsten viele Entwicklungsländer die Verhandlungen aus. Grund war die Sorge, selber in die Pflicht genommen zu werden, obwohl nicht einmal die reichen Industrienationen ihren Reduktionsverpflichtungen nachkommen. Bei den Industrienationen bremste zum Beispiel besonders Kanada die Verhandlungen, bei den Entwicklungsländern Brasilien.

Die mageren Ergebnisse

Zum Fahrplan für Verhandlungen: Zwar einigte sich die Staatengemeinschaft darauf, bei der Klimaschutzkonferenz im nächsten Jahr mit den Verhandlungen für die Reduktionsziele nach 2012 zu beginnen. Aber es wurde kein Enddatum für die Verhandlungen festgelegt. Insofern besteht die Sorge, dass sich die Staaten so lang nicht einigen können, bis ein nahtloser Übergang von Kyoto zum Anschlussprotokoll eventuell in Gefahr ist.

Zur Verbesserung des Kyoto-Protokolls: Die Staaten einigten sich darauf, die Evaluierung des Kyoto-Protokolls und seiner Mechanismen 2008 durchzuführen. Das wird zwar knapp, aber wenn sich die Staaten dann einigen, können die Ergebnisse noch in die zweite Verhandlungs-periode eingearbeitet werden.

Zum Anpassungsfond: Der Fond zur Anpassung an den Klimawandel wurde entscheidend verbessert. Es ist gut, dass endlich eine Möglichkeit für Entwicklungsländer geschaffen wurde, Gelder für die Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels zu erhalten. Allerdings sind die darin enthaltenen Gelder – derzeit etwa 300 Millionen Dollar - nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Zu den sauberen Entwicklungsprojekten: Für Erschrecken sorgte der Vorstoß der EU, Projekte zur Speicherung von Kohlendioxid im geologischen Untergrund[4] als CDM-Maßnahme einstufen zu lassen. Dies konnte allerdings bis 2008 verhindert werden. Dann wird nach Maßgabe neuer Erkenntnisse erneut über eine mögliche Aufnahme dieser Technologie in CDM beraten. Bis jetzt waren die CDM-Projekte ungerecht verteilt. CDM-Projekte werden vor allem dort durchgeführt, wo sich Emissionen einfach verringern lassen. Viele afrikanische Staaten haben aber kaum Emissionen. Was diese Länder brauchen, sind kleine Projekte in ländlichen Gegenden, die ihnen Zugang zu sauberer Energie liefern. In Nairobi wurde diese Punkte verbessert.

Greenpeace fordert:

  • In der zweiten Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls von 2012-2020 muss der Treibhausgasausstoß der Industrienationen um 30 Prozent sinken.
  • Auch die EU muss sich verbindlich auf minus 30 Prozent bis 2020 verpflichten. Deutschland, das im ersten Halbjahr 2007 die europäische Ratspräsidentschaft innehält, muss bei den EU-Gremien auf dieses Reduktionsziel hinwirken.
  • Deutschland muss Vorreiter in Sachen Klimaschutz bleiben und sich auf eine Reduzierung um 40% bis 2020 ohne Hintertür verpflichten.
  • Für die Innenpolitik Deutschlands fordert Greenpeace: Kein Neubau von Braunkohlekraftwerken. Eine klimafreundlichere Gestaltung des Nationalen Allokationsplans. Und: Verschmutzungsrechte versteigern statt verschenken.
  • Deutschland muss den G8-Vorsitz im kommenden Jahr nutzen und den G8-Gipfel zu einem Klima-Krisengipfel machen.

Das können Sie machen:

All das ist gelebter Klimaschutz: Wechseln Sie zu einem Öko-Stromanbieter. Schalten Sie Stand-By-Geräte ab. Fahren Sie öfter mit der Bahn. Achten Sie auf Energieverschwendung. Kaufen Sie mehr regionale Produkte. Überlegen Sie sich, ob der Kurzurlaub nach Teneriffa gehen muss.

Fußnoten

[1] Alle Reduktionszahlen beziehen sich immer auf den Ausstoß im Jahr 1990 als Bezugsgröße, bzw. Basisjahr.

[2]. Es muss verhindert werden, dass das Grönlandeis komplett schmilzt. Deswegen ist es notwendig zu verhindern, dass sich die Erde um mehr als 2 Grad erwärmt.

[3]. Zitat aus der Zusammenfassung der Schlussfolgerungen des Stern Review 2006

[4]. CCS (carbon dioxide capture and storage)

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/vw-klage

Kein Recht auf Verbrenner!

Greenpeace klagt gemeinsam mit mit dem Bio-Landwirt Ulf Allhoff-Cramer und Fridays for Future-Klimaaktivistin Clara Mayer mehr Klimaschutz bei Volkswagen ein. Unterstützen Sie die Kläger:innen mit Ihrer Unterschrift

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