Nach Greenpeace-Bericht: Adidas distanziert sich von Urwaldzerstörer JBS
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Es ist Zeit, an JBS zu erinnern, den größten Fleischproduzenten der Welt und großen brasilianischen Lederexporteur. 2009 versprach er nach einer Greenpeace-Kampagne, keine Rinder von Amazonas-Regenwaldflächen mehr zu verarbeiten. Ein neuer Greenpeace-Bericht belegt, dass er weit davon entfernt ist, Wort zu halten.
Die Greenpeace-Kampagne brachte damals einen Stein ins Rollen, in Brasilien und international. Im Oktober 2009 unterschrieben die vier größten Fleisch- und Lederproduzenten - JBS /Friboi, Bertin, Minerva and Marfrig - eine Selbstverpflichtung. Rinder von frisch gerodeten Urwaldflächen sollten nicht mehr gekauft, die Produkte nicht mehr in den Handel gebracht werden.
JBS hat versagt
Der neue Report JBS Scorecard - Failed belegt, dass JBS in jeder Hinsicht versagt hat. Der Konzern tut nichts, um der Entwaldung den Boden zu entziehen. Eineinhalb Jahre lang hat Greenpeace recherchiert, hat die Theorie mit der Realität verglichen. Das Ergebnis ist vernichtend.
JBS bezieht nach wie vor Rinder von Farmern, die den Regenwald für neues Weideland roden; von Farmern, die zu diesem Zweck auch in Schutzgebiete eindringen. Zu den Leidtragenden gehört das kleine Volk der Xavante im Bundesstaat Mato Grosso. Die Xavante sind heute gezwungen, auf zwanzig Prozent ihres Landes zu leben. Der Rest ist meist von Farmern in Weiden umgewandelt worden, heute grasen Rinder darauf - illegal. Die Flüsse liegen oft trocken oder sind durch landwirtschaftliche Dünger verseucht. Fisch - eine wichtige Nahrungsquelle - ist daher kaum noch verfügbar.
Bis heute weigert der Konzern sich, die Grenzen seiner Farmen zu benennen. Ohne Kenntnis der genauen Lage aber sind Veränderungen durch weitere Rodungen nicht festzustellen. Die Verantwortlichen bleiben ungeschoren, ihre Verbrechen am Urwald und seinen Bewohnern ungeahndet.
Adidas, Clarks, Ikea: Kunden sagen nein
Weltweit führende Leder- und Fleischkäufer haben bereits reagiert und ihre Verträge mit JBS suspendiert, darunter der Schuhhersteller Clarks oder etwa IKEA, das Leder für Sofabezüge verwendet. Und auch der Sportschuhhersteller Adidas gab am 6. Juni 2012 nach etlichen Kontakten mit Greenpeace bekannt, dass er für die Produktion ab Herbst 2013 kein Leder von JBS mehr beziehen wird.
Es ist offensichtlich, dass weder Verbraucher noch Unternehmen weltweit mit der Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes in Verbindung gebracht werden wollen, sagt Oliver Salge, Waldexperte bei Greenpeace. Er fordert den Konzern auf, seinen Versprechen endlich Taten folgen zu lassen. JBS muss sicherstellen, dass die Produktion von Rindfleisch und Lederwaren nicht mehr die Zerstörung des Amazonas vorantreibt. Erst wenn dies gelungen ist, können Kunden sicher sein, bei JBS nicht gleich Urwaldzerstörung mit einzukaufen.
Zur Vorgeschichte: Die Greenpeace-Kampagne
Ende Mai 2009 veröffentlichte Greenpeace die Studie Wie Rinder den Regenwald fressen. Sie enthüllte, wie führende Fleisch- und Lederwarenhersteller den Regenwald zerstörten, illegale Landnahme förderten, in Indianerland eindrangen und sklavereiähnliche Zustände auf ihren Farmen duldeten.
Greenpeace protestierte gegen die empörenden Zustände, führende Supermärkte, Schuhhersteller sowie Lederwarenverarbeiter schlossen sich dem Protest an. Darunter auch Unternehmen wie Adidas, Timberland und Nike.
Wenig später erklärten die drei größten brasilianischen Supermarktketten, kein Rindfleisch aus illegal entwaldeten Gebieten des Bundesstaates Pará mehr zu beziehen. Kurz darauf entzog die Weltbank dem damals größten brasilianischen Rindfleischproduzenten, Bertin, einen 90-Millionen-Dollar-Kredit. Die Firma Marfrig, der viertgrößte Fleischkonzern der Welt, schloss ein Abkommen mit der Regierung des Bundesstaates Mato Grosso: Kein Handel mehr mit Farmern, die weiteren Urwald für die Rinderzucht roden.
Die Firma Nike zog als erster Großkunde die Konsequenzen. Im Juli 2009 gab sie bekannt, in Zukunft kein Leder aus Urwaldzerstörung mehr zu verarbeiten. Weitere Unternehmen folgten. Der massive Druck führte wenige Monate später zum sogenannten Rinderabkommen zwischen den brasilianischen Fleisch- und Lederproduzenten und Greenpeace.
JBS aber macht weiter wie zuvor. Es ist nur folgerichtig für Adidas oder Clarks, die Geschäftsbeziehungen mit JBS auf Eis zu legen, solange für das Leder weiter die Ureinwohner leiden müssen und Regenwälder zerstört werden, sagt Salge.