Jetzt spenden
Neurath cooling tower action

Update und Interview zur Greenpeace-Aktion in Neurath

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Online-Redaktion: Frank, kannst du kurz schildern, wie es euch da oben in der Nacht ergangen ist?

Frank: Die Stimmung ist gut, aber geschlafen haben wir nicht viel. Es ist kalt, stürmisch und feucht hier oben. Alles ist klamm. Wir liegen oder sitzen auf Beton, und der ist natürlich auch kalt. Außerdem müssen wir die ganze Zeit angeleint bleiben. Wegen der Sicherheitsleinen konnten wir nachts unsere Schlafsäcke nur halb schließen. Und dann habe ich auch noch meine Handschuhe verloren.

{image}Online-Redaktion: Ihr könnt euch auf dem schmalen Grat auch kaum bewegen, hängt praktisch über dem Abgrund ...

Frank ... ja. Der Rand ist höchstens einen Meter breit. Vielleicht 90 Zentimeter. Es ist schwierig, nur mal aneinander vorbeizukommen. Wenn wir hinuntergucken, sehen wir ins Leere, weil der Kühlturm konisch gebaut ist, das heißt er wird nach oben hin breiter.

Online-Redaktion: Woran habt ihr eure Sicherheitsgurte befestigt?

{image}Frank: An der halbhohen Wand, die den Vorsprung von der eigentlichen Schlotöffnung trennt, befinden sich rundherum Haken. Daran ist für Werksarbeiten ein Stahlseil festgemacht. Das nutzen wir.

Online-Redaktion: Wie reagiert RWE auf eure Anwesenheit da oben? Habt ihr irgendetwas mitbekommen?

Frank: Gestern erschien hier oben jemand vom Kraftwerk - angeblich, um zu unserer Sicherheit den Sauerstoffgehalt zu messen. Über Funk hörten wir, wie er von unten aufgefordert wurde, sich alles genau anzusehen. Der sollte uns nur ausspionieren.

Außerdem konnten wir von hier oben beobachten, wie die anderen 22 Aktivisten am Montag nach dem Abstieg empfangen wurden. RWE hat einen Käfig um die Leiter herum aufbauen lassen. Darin warteten schon einige Polizisten und der Kraftwerksleiter, ein Polizeiwagen stand gleich daneben. Im Käfig sind dann die Personalien aufgenommen worden.

Online-Redaktion: Und wie steht es um den Sauerstoffgehalt?

{image}Frank: Der ist natürlich reduziert: 18,4 statt 21 Volumenprozent. Das heißt, der Sauerstoffanteil in der Luft beträgt 18,4 Prozent. Bei 17 wird's kritisch. Wir spüren das auch, der Atem geht schneller. Ein bisschen wie beim Bergsteigen, nur dass die Luft viel schlechter ist.

Wir sind ständig in diesen Nebel eingehüllt. Aus dem Schlot quellen warmer Wasserdampf und Abgase, und auch von den anderen Türmen treiben die Abgase herüber. Selbst der heftige Wind kann dieses ständig nachquellende Gemisch nicht verdünnen.

Über die ständigen Wolken beschweren sich ja auch Bewohner der Region. Die Sonne dringt nicht durch, das Gemüse wächst nicht richtig. Und jetzt will RWE hier noch eine solche Kohlendioxidschleuder bauen.

Online-Redaktion: Danke für das Gespräch, Frank, und gutes Gelingen!

  • Neurath cooling tower action

    Neurath cooling tower action

    Überspringe die Bildergalerie
  • Neurath cooling tower action

    Neurath cooling tower action

    Überspringe die Bildergalerie
  • Neurath cooling tower action

    Neurath cooling tower action

    Überspringe die Bildergalerie
  • Neurath cooling tower action

    Neurath cooling tower action

    Überspringe die Bildergalerie
  • Neurath-Käfig1

    Neurath-Käfig1

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Braunkohlekraftwerk Lippendorf: Kühltürme und Schornsteine mit Rauch, davor Bagger im Braunkohletagebau
  • 19.11.2024

Die Lausitzer Kohlegruben der Leag zu renaturieren, wird Milliarden kosten. Das Unternehmen des Multimilliardärs Daniel Křetínský legt viel zu wenig Geld zurück. Wälzt er die Kosten auf den Osten ab?

mehr erfahren
Protest at CCS trade fair in Hamburg
  • 13.11.2024

CO2 unter dem Meer verstecken ist der Plan der Regierung. Doch "Carbon Capture and Storage" ist eine Scheinlösung – sie bremst die Energiewende und ermöglicht der fossilen Industrie ein ‚Weiter so‘.

mehr erfahren
Martin Kaiser auf der Demo in Lützerath
  • 18.01.2023

Das Dorf Lützerath ist nun dem Erdboden gleichgemacht. Wie geht es jetzt weiter mit dem Klimaschutz, der Klimapolitik und der Klimabewegung? Fragen an Greenpeace-Chef Martin Kaiser.

mehr erfahren
35.000 Menschen demonstrieren gegen die Räumung von Lützerath
  • 16.01.2023

Trotz des Protests zehntausender Menschen, trotz tagelanger mutiger Aktionen ist Lützerath nun geräumt. Der Abriss schreitet schnell voran. Doch fürs 1,5 Gradziel darf die Kohle nicht verheizt werden.

mehr erfahren
Auszug aus den NRE-Papieren
  • 22.09.2022

Interne Papiere des NRW-Bauministeriums verstärken den Verdacht auf Zweckentfremdung von Fördermitteln. Laut Greenpeace-Recherche sollen belastete Industrieflächen mit Steuergeldern saniert werden.

mehr erfahren
Mit einer roten Linie zwischen Lützerath und dem Braunkohletagebau Garzweiler  protestieren Greenpeace-Aktivist:innen gegen die Zerstörung des Dorfes durch den Kohlekonzern RWE. Auf  einer Feuerlinie steht "1,5°C LIMIT", auf Bannern ist zu lesen "1,5°C bedeutet: Lützerath bleibt".
  • 20.12.2021

Ganz Deutschland macht Weihnachtsferien. Ganz Deutschland? Nein! Ein kleines Dorf am Rande des Tagesbaus Garzweiler hört nicht auf, der Kohle-Lobby Widerstand zu leisten. Ein Bericht aus Lützerath.

mehr erfahren