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Fotodokumentation im Lübecker Stadtwald im Spätsommer 2019. Der Lübecker Stadtwald ist ein Beispiel für Naturwald und gilt weltweit als vorbildlich.
© Bente Stachowske / Greenpeace

Wälder in Deutschland

Zurück zu naturnahen Wäldern

Wälder sind kostbar – als Ökosysteme und als Kohlenstoffspeicher. In Deutschland müssen wir daher unsere Wälder wieder wilder werden lassen.

Wälder sind mehr als nur ein Ökosystem. Sonntagsspaziergang mit der Familie, die Runde mit Hund, Wanderungen im Urlaub, Schattenspender im Sommer, verschneiter Märchenwald im Winter – Wälder tragen zur Erholung bei und machen nachweislich glücklich.

In welchem Zustand sind die Wälder in Deutschland?

Der Unterschied zwischen den Gefühlen, die sie in uns auslösen, und dem tatsächlichen Umgang mit Wäldern in Deutschland könnte krasser nicht sein. Deshalb geht es ihnen hundsmiserabel: Insgesamt sind fast neunzig Prozent der Wälder in Deutschland in einem schlechten Zustand, zu viele sind artenarm und geschwächt von Dürren. Lediglich auf 4,5 Prozent naturnahen Waldflächen wachsen Bäume, die älter als 140 Jahre sind. Dabei sind gerade sie essentiell für das Überleben vieler Arten. 

Es gibt über 40 einheimische Baumarten in deutschen Wäldern, darunter nur sieben Nadelbaumarten. Diese wachsen von Natur aus eher auf speziellen Standorten, vor allem auf sehr sandigen oder sehr feuchten Böden, in Mittelgebirgen und in alpinen Lagen. Tatsächlich sind die meisten Wälder in Deutschland artenarme Baumplantagen, die von der industriellen Forstwirtschaft künstlich angelegt wurden. In diesen Forsten wachsen häufig standortfremde Nadelbäume wie Fichten und Kiefern.  

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Was versteht man unter nachhaltiger Forstwirtschaft?

Aufgrund großer Holznot entstand im 18. Jahrhundert in Deutschland das Prinzip, nicht mehr Bäume zu fällen als nachwachsen können. Doch die Forstwirtschaft pflanzte vor allem schnell wachsende, vermeintlich wirtschaftliche Nadelbäume, die auf den jeweiligen Standorten von Natur aus jedoch nicht vorgekommen wären. Und noch ein Fehler passierte: die Monokultur. Fichten- oder Kiefernplantagen sind arm an Arten, wie etwa Insekten und Kleinstlebewesen. Umso anfälliger sind sie für beispielsweise Borkenkäfer und kaum fähig, sich an die Klimaerhitzung anzupassen. 

Daher fällt dieser Ansatz Deutschland seit Jahren zunehmend auf die Füße. Die großflächig gepflanzten Fichten leiden unter der auch in Deutschland zunehmenden Trockenheit und infolgedessen unter Insektenbefall. Selbst Waldbrände, früher hauptsächlich ein Thema wärmerer und trockenerer Gegenden, werden zunehmend zum Problem. 

Bis heute ist der Begriff Nachhaltigkeit nicht eindeutig definiert. Zwar sollte die Forstwirtschaft in unseren heimischen Wäldern nicht mehr Holz einschlagen, als rechnerisch nachwächst. Doch die Bewirtschaftung ist noch immer nicht in dem Sinne nachhaltig, dass sie die vielfältigen Funktionen als Lebensraum und Wasserspeicher für zukünftige Generationen erhält. De facto sind lediglich 15 Prozent der deutschen Wälder sehr naturnah. Urwälder gibt es hierzulande gar nicht mehr. Fast ein Drittel der untersuchten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten ist laut Bundesamt für Naturschutz in ihrem Bestand gefährdet. Darunter viele, deren Lebensraum der Wald ist. 

Die Forstpolitik in Deutschland befindet sich nach wie vor auf dem Holzweg. So verbrennen wir immer mehr Holz. Deutschland hat seine Brennholz-Gewinnung zwischen 2000 und 2018 mehr als vervierfacht, nicht nur klimapolitisch ein völliger Irrsinn. Aufgrund der starken Waldschäden der vergangenen Dürrejahre gibt es zudem inzwischen regelrechte Pflanzoffensiven. Die geräumten Flächen werden wieder aufgeforstet – teilweise sogar wieder mit Nadelbäumen. Doch das bekämpft lediglich Symptome, nicht die Ursachen und lässt die Wälder keineswegs naturnäher und stabiler werden. Stattdessen braucht es eine weitreichende Reform, die den Wald als Lebensraum und die Bedeutung des Waldes für das Klima und die Artenvielfalt in den Fokus rückt. Die Wirtschaft muss sich dem Wald anpassen – nicht andersherum.

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Wälder in Deutschland schützen und wiederherstellen

Eine naturnähere Bewirtschaftung sowie mehr Schutzgebiete ohne Holznutzung sind wichtiger denn je, um den Wald zu erhalten. Die Akteur:innen haben das Problem “Fichtenplantage” zwar erkannt, das notwendige Umdenken und Handeln – hin zur Betrachtung des Waldes als Ökosystems, weg vom Paradigma des Holzlieferanten – findet bisher jedoch noch viel zu wenig statt. Greenpeace zeigt mit den "Wegen aus der Waldkrise", welche Vorteile ein neues Denken beim Waldschutz hätte – auch für das Klima.

Um Klima und Artenvielfalt zu schützen, muss die Politik mehr Wälder schützen. Zerstörte und intensiv genutzte Wälder müssen sich wieder erholen dürfen. Die Nutzung unserer Wälder darf nicht mehr auf maximalen Gewinn ausgerichtet sein. Hierzu ist es wichtig, in intensiv bewirtschafteten Wäldern weniger Holz einzuschlagen und mehr mit der Natur – nicht gegen sie – zu arbeiten. 

Das heißt beispielsweise, dass in naturnah bewirtschafteten Wäldern die Baumarten wachsen können, die dort von Natur aus vorkommen. Sie verjüngen sich in der Regel selbst und sind an die dortigen Standortbedingungen angepasst. In naturnahen Wäldern können Bäume deutlich dicker und älter werden. So entwickeln sich Waldstrukturen, die der Natur immer ähnlicher sind. Naturnahe Wälder sind widerstandsfähiger gegen Dürren, Stürme und andere Wetterextreme, wie sie in der Klimakrise häufiger werden.

Neben der überfälligen Reform zur Waldnutzung ist es essentiell, große Waldflächen sich selbst zu überlassen, damit die Natur sich regenerieren kann. Dann entscheidet sich durch den jeweiligen Standort, welche Bäume dort am besten zurecht kommen: Sie wachsen, passen sich den Umweltveränderung an, werden widerstandsfähig und bieten Tieren und Pflanzen einen Lebensraum. Dies passiert ohne Eingriff durch den Menschen – ganz von selbst und kostenlos. So entwickelt sich ein naturnaher Wald, der deutlich mehr CO2 speichert als eine Holzplantage. 

Wenn beide Maßnahmen zusammen kommen - weniger Holzeinschlag durch effizientere Holznutzung, gleichzeitig mehr Schutzgebiete - könnte der Wald in Deutschland jedes Jahr erheblich mehr CO2 binden als bisher und gleichzeitig wieder viel artenreicher werden.

Dafür  muss sich unser aller Konsum ändern: Wir müssen aufhören, den wertvollen Rohstoff Holz zu verschwenden. Letztendlich sollten wir uns alle bei jedem Holzprodukt fragen, ob es sinnvoll und langfristig genutzt wird, oder ob es besser als Baum im Wald hätte weiter wachsen können. (Weitere Tipps zum Waldschutz hier).

Im Einsatz für die Wälder in Deutschland

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  • Greenpeace Aktivist:innen pflanzen eine etwa acht Meter hohe Stieleiche am Ende der umstrittenen Autobahn A49 in Hessen. Mit dem Slogan "Wald statt Autobahnen" demonstrieren sie für eine neue Verkehrsplanung.

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    Der Dannenröder Wald soll für eine Autobahn weichen. Greenpeace-Aktive protestieren, indem sie einen Baum auf das Ende der Baustelle pflanzen.

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  • Um für mehr Klimaschutz und eine bessere Waldbewirtschaftung zu protestieren, warnen sechs Greenpeace-Aktivist:innen vor den Folgen der großen Trockenheit für die borealen Wälder in Deutschland. In einem geschädigten Teil des Waldes hält ein Aktivist ein Banner mit der Aufschrift "Echte Wälder statt Holzplantagen".

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    Dürren schädigen die Wälder in Deutschland. Greenpeace Aktive fordern mehr Klima- und Waldschutz.

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  • Für mehr Klimaschutz und eine bessere Waldbewirtschaftung protestieren sechs Greenpeace Aktivist:innen: In einem geschädigten Wald in Brandenburg fordern sie auf einem 625 Quadratmeter großem Banner: "Unser Wald stirbt - Klimaschutz jetzt". Das Banner ist auf einem geschädigten Waldstück angebracht.

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    In einem durch Dürre geschädigten Wald in Brandenburg protestieren Greenpeace-Aktive mit einem 625 Quadratmeter großen Banner.

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