Finanzwende jetzt!
Wie uns Geld helfen kann, die Welt besser zu machen
Würde die Finanzwelt auf ökologische und soziale Kriterien verpflichtet, könnte Geld helfen, die Welt besser zu machen. Utopie? Nein! Wir nennen es "Finanzwende".
Geld regiert die Welt. Doch muss das etwas Schlechtes sein? Muss Profit vor Humanität stehen, Gewinnmaximierung die Umwelt ruinieren und Ausbeutung von Mensch und Natur die Profite steigern? Oder könnte das Geld nicht auch für die gute Seite der Macht arbeiten? Mit einigen Regeln und verpflichtenden Standards könnten die Finanzströme dieser Welt dazu beitragen, die Erde zu einem besseren Ort zu machen.
Analog zur Energiewende, der Verkehrswende und der Agrarwende hat sich der Begriff “Finanzwende” etabliert. Doch was steckt hinter der Idee? Dazu kann man sich vorstellen, dass der Finanzsektor gewissermaßen das Gehirn und Schmiermittel unseres Wirtschaftssystems bildet. Schließlich wird in Finanzinstituten darüber entschieden, welche Wirtschaftsbereiche, Sektoren und Unternehmen Finanzierungen für ihre Investitionstätigkeit erhalten und welche nicht. Finanzströme besitzen also einen zeitlichen Vorlauf bezüglich der realwirtschaftlichen Resultate. Der klimaneutrale Umbau der Wirtschaft kann demzufolge dann auch nur gelingen, wenn sich im Vorfeld die Finanzströme entsprechend neu ordnen. Das heißt, dass einerseits keine Finanzierungen mehr für Geschäftsmodelle bereitgestellt werden dürfen, die nicht im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen stehen, und andererseits diejenigen Geschäftstätigkeiten bevorzugt finanziert werden müssen, die einen Beitrag zu einem klimaneutralen Wirtschaftssystem leisten.
Nicht nur Regierungen, sondern auch Unternehmen wie Banken sind an die Verpflichtung zum Klimaschutz des Pariser Klimaabkommens gebunden. Dieses sieht die Umlenkung der Finanzströme hin zu einer Wirtschaftsweise mit niedrigen Treibhausgasemissionen und nachhaltiger Entwicklung als notwendig an, um die Klimaziele zu erreichen (Artikel 2(1)c im Originaltext)
Greenpeace setzt sich zielgerichtet mit öffentlichkeitswirksamen und friedlichen Kampagnen dafür ein, die Finanzwende hin zu einem ökologisch-sozialen Wirtschaftssystem voranzutreiben. Ein Überblick:
Gegen Greenwashing bei Fondsgesellschaften
Vermögensverwalter haben nach Zahlen der Boston Consulting Group 2021 weltweit Vermögen im Wert von über 100 Billionen Euro verwaltet. Große Vermögensverwalter wie Blackrock oder die DWS sind bei vielen gelisteten Unternehmen die größten und wichtigsten Anteilseigner, was ihnen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss zum Beispiel auf Hauptversammlungen klimaschädlich agierender Unternehmen verleiht.
Tatsächlich haben sich unter den großen Fondsgesellschaften etliche Akteure zum 1,5-Grad-Klimaschutzziel des Pariser Klimaschutzabkommens bekannt. So beispielsweise die deutschen Top-Vermögensverwalter wie Allianz Globals Investors, die Deutsche Bank-Tochter DWS, Union Investment und Deka Invetments - sie alle sind Mitglied der Net Zero Asset Managers (NZAM). Es herrscht jedoch eine klaffende Lücke zwischen den (Selbst-)Verpflichtungen zum Klimaschutz und faktischen Handeln. Greenpeace-Recherchen zeigen, dass die großen deutschen Fondsgesellschaften Milliarden in den Ausbau fossiler Brennstoffe stecken und das Klimaversprechen mit ihrer Anlagepolitik unterlaufen - allen voran die DWS, eine Tochter der Deutschen Bank. Die aktuelle Greenpeace-Kampagne hat weitere Greenwashing-Skandale bei der DWS aufgedeckt:
Für eine grüne EU-Taxonomie
Die EU-Taxonomie ist Teil des Green Deals, mit dem die EU bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden will. Dafür werden laut Schätzungen der EU-Kommission jährlich rund 350 Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen nötig sein, die mithilfe der Taxonomie-Verordnung mobilisiert werden sollen. Die Bedeutung der EU-Taxonomie ist immens. Zwar ist sie bisher nur als Einordnung für private Anlagen vorgesehen. Doch was die EU künftig als grünes Investment definiert, wird Signalwirkung haben, über europäische Grenzen hinaus.
Fatal: Die EU-Kommission hat entschieden, dass bestimmte Investitionen in Gas und Atom als nachhaltig klassifiziert werden sollen - aus Greenpeace-Sicht ein Skandal, gegen den wir rechtliche Schritte eingeleitet haben.
Der Beitrag der EZB
Wie die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank dem europäischen Klimaschutz schadet, hat Greenpeace mit diversen Reports und Analysen belegt. Das Problem: Es herrscht eine ökologische Unwucht, bisher versorgt die EZB vorzugsweise solche Unternehmen mit Geld, die zur Klimakrise beitragen. Und weil die Zentralbank Milliarden verteilt und als wichtiger Player ein verheerendes Signal an die gesamte Finanzwelt sendet, hat das Lenkungswirkung: Es hält Europas Wirtschaft im fossilen Zeitalter fest.
Greenpeace kämpft für eine grüne Geldpolitik der EZB und der nationalen Notenbanken wie der Deutschen Bundesbank. Denn ohne eine Geldpolitik, die sich am Ziel der Klimaneutralität ausrichtet, ist das 1,5 Grad-Ziel nicht zu erreichen.
Finanzwende selber machen - was kann jede:r Einzelne tun?
Wir brauchen eine Transformation hin zu einer ökologisch sozialen Wirtschaft. Das ist vor allem Aufgabe der Politik, der Wirtschaft. Aber auch wir als Verbraucher:innen können unseren Beitrag dazu leisten, indem wir beispielsweise unsere eigenen Geldanlagen überprüfen. Vom Girokonto über Einzahlungen in die Altersvorsorge bis hin zu Aktien - in der Regel finanziert die private Geldanlage klimafeindliche Unternehmen mit. Was jede:r selbst tun kann:
- kurz und knackig: 10 Tipps zur grünen Geldanlage
- kostenlos unseren Finanzguide runterladen oder bestellen: “Klimafreundlich investieren. Einstieg in die grüne Geldanlage”.