Aufgespürt und angekettet
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Gegen den Fischtrawler Carmen, der vergangenen Freitag überraschend den Rostocker Hafen verlassen hatte, haben am Donnerstagmorgen Greenpeace-Aktivisten im polnischen Hafen von Swinemünde protestiert. Das 60 Meter lange Schiff ist von den Umweltschützern symbolisch an die Kette gelegt und mit einem Banner als das deklariert worden, was es ist: ein Piratenfischer.
Auf diese Weise haben die Aktivisten klargemacht: Piratenfischer dürfen gemäß einer EU-Verordnung nicht in europäischen Häfen ausgerüstet werden. Die Carmen steht mit vier in Rostock verbliebenen Schiffen auf der schwarzen Liste der EU. Jahrelang haben sie illegal, unreguliert und undokumentiert im Nordatlantik gefischt und damit gegen internationale Abkommen verstoßen.
Bereits vergangenen Samstag kam es daher im Rostocker Hafen zu einer Protestaktion, in der Aktivisten die Piratenschiffe anketteten. Es stand zu befürchten, dass die Schiffe nach ihrer illegalen Ausrüstung den Hafen ebenfalls verlassen würden.
Keine Ausrüstung in EU-Häfen!
Piratenfischer dürfen weder in einem deutschen Hafen ausgerüstet werden, noch vor der nächsten Fangsaison in Polen repariert werden. Polnische und deutsche Behörden müssen die EU-Verordnung durchsetzen, fordert Andrea Cederquist, Meeresbiologin von Greenpeace.
Diese Trawler und ihre Eigner haben bereits eine lange Geschichte von Verstößen hinter sich. Es muss eindeutig bewiesen sein, dass diese Schiffe sich nicht auf illegale Fischzüge vorbereiten. Sonst gehören sie an die Kette gelegt, so Cederquist.
Greenpreace prüft derzeit rechtliche Schritte gegen das zuständige Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und das entsprechende Ministerium in Mecklenburg-Vorpommern.
Am Montag hat Greenpeace den beiden Ministerien Schlüssel für die Ketten überreicht, an die Schiffe in Rostock gelegt wurden. Staatssekretär Lindemann versichterte in Berlin, sich dafür einzusetzen, dass die Piratenschiffe den Hafen nur verlassen dürfen, wenn belegt würde, dass sie keine weiteren illegalen Beutezüge unternehmen werden.
Piratenfischern auf der Spur
Piratenfischer können internationale Abkommen problemlos umgehen: Verantwortlich für ihr Treiben auf den Ozeanen sind eigentlich die Staaten, unter dessen Flagge die Schiffe fahren. Doch so genannte Billigflaggenländer wie Belize oder Georgien verkaufen ihre Flaggen, ohne die Schiffe zu kontrollieren. Verstöße gegen Abkommen bleiben ungeahndet.
Nach Greenpeace-Informationen planen die Piratenschiffe in Rostock ihre nächsten Fischzüge in den schwach kontrollierten Seegebieten vor Mauretanien/Westafrika oder im Pazifik. Auf der Spur von Piratenfischern befindet sich derzeit das Greenpeace-Schiff Esperanza. Unterwegs auf der Expedition SOS Weltmeer macht das Schiff auf die Gefährdungen der Ozeane aufmerksam machen.