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Großbritannien ist ein idealer Markt für den Konzern Electricité de France (EDF). Das Unternehmen betreibt in Frankreich alle 58 Atomkraftwerke und drängt massiv auf den internationalen Markt.
In Großbritannien liefern derzeit 19 AKW Strom. Viele sind überaltert und müssen in absehbarer Zeit vom Netz - eine ungeheure Chance zu einer zukunftsfähigen Energiewende.
Das sieht auch Heinz Smital so, Atomexperte bei Greenpeace: Alle 19 Atomkraftwerke in England zusammen haben letztes Jahr deutlich weniger Strom erzeugt - 57 Terawattstunden - als die Erneuerbaren Energien in Deutschland mit 87 Terawattstunden. England als Inselstaat hat dabei ein noch größeres Windpotenzial. Die Notwendigkeit, den englischen Kraftwerkspark zu erneuern, hätte eine gute Chance geboten, aus der Atomkraft auszusteigen und auf Erneuerbare Energien zu setzen.
Premier Gordon Brown hat anders entschieden: pro Atomkraft. Eine Entscheidung, die schon sein Vorgänger Tony Blair vorbereitet hatte.
British Energy betreibt acht der 19 Atomkraftwerke auf der Insel: Dungeness B in Kent, Hartlepool, Heysham 1 and 2 in Lancashire, Hinkley Point B in Somerset, Hunterston B in Ayrshire, Sizewell B in Suffolk und Torness in East Lothian. Die Standorte sind wegen ihrer Lage äußerst begehrt.
Die Financial Times berichtet in ihrer Ausgabe vom 23. September, dass EDF einen Teil des Grund und Bodens in BE-Besitz zu verkaufen bereit ist - an die Konkurrenz aus Deutschland, E.ON und RWE. Beide Konzerne wollen ebenfalls neue Atomkraftwerke in Großbritannien errichten.
Unter Führung von EDF soll bis Ende 2017 der erste britische EPR (Europäischer Druckwasserreaktor) fertiggestellt sein. Der neue von Areva/Siemens entwickelte Reaktortyp wird von Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy weltweit beworben und soll eine Renaissance der Atomkraft einleiten.
Ein Prototyp wird seit 2005 im finnischen Olkiluoto gebaut, ein zweiter Reaktor ist seit 2007 im französischen Flamanville im Bau. Beide bereiten erhebliche Probleme. Der Bau in Olkiluoto ist durch wiederholte Sicherheitsmängel mehr als zwei Jahre in Verzug. Die Kosten lagen 2007 bereits um 1,5 Milliarden Euro über dem vereinbarten Festpreis von gut drei Milliarden. In Flamanville zeichnen sich schon jetzt die gleichen Probleme ab.