Billigfleisch dank Gen-Soja
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Die Geflügelindustrie kündigt an, wieder mit Gen-Soja zu füttern. Kurz darauf senken Aldi und Lidl die Preise für Huhn und Pute. Doch will das der Verbraucher, Billig-Huhn mit Gen-Soja gefüttert?
Die Discounter Aldi und Lidl haben eine neue Runde im Kampf um das billigste Fleisch eingeleitet. Geflügel ist jetzt noch billiger zu haben, auch die Eierpreise wurden kürzlich gesenkt. Gleichzeitig erklären Geflügel- und Eierbranche wieder gentechnisch verändertes Tierfutter massenhaft einzusetzen, weil es billiger ist. Der Zusammenhang ist offensichtlich. Doch was will eigentlich der Verbraucher?
- 95 Prozent der Verbraucher und Verbraucherinnen erwarten, dass Lebensmittel qualitativ hochwertig produziert werden.
- 90 Prozent sagen, dass der Tierschutz besonders beachtet werden muss.
- 88 Prozent ist zudem wichtig, dass im Einklang mit der Umwelt gewirtschaftet wird.
- 83 Prozent wollen, dass dabei keine Gentechnik in der Landwirtschaft zum Einsatz kommt.
- 75 Prozent wollen, dass Produkte mit dem Label „Ohne Gentechnik“ gekennzeichnet werden.
Die Zahlen stammen aus einer aktuellen Umfrage, die vom Bundesministerium für Landwirtschaft im Januar 2014 veröffentlicht wurde. Den Großteil des deutschen Lebensmitteleinzelhandels interessiert die Meinung der Verbraucher nicht. Stattdessen setzen die Supermärkte allein auf die Billigpreisschiene. Dafür nehmen sie billigend in Kauf, dass Geflügelprodukte wieder mit gentechnisch veränderter Soja erzeugt werden. Mit hoher Lebensmittelqualität, Tier- oder Umweltschutz hat ihre Massenware rein gar nichts zu tun.
Kampf um das billigste Huhn
„Gentechnikfreie Soja ist auf dem Markt erhältlich. Wer was anderes behauptet, wie es Wiesenhof, Rothkötter und Co derzeit tun, betreibt Irreführung“, sagt Stephanie Töwe, Gentechnik-Expertin von Greenpeace. „Die Handelsketten beugen sich der skrupellosen Geflügelbranche und machen das dreckige Spiel um das billige Huhn mit. Dabei könnten sie aufgrund ihrer Marktmacht jetzt langfristig dafür sorgen, dass gentechnikfreie Soja im Futter in allen Ställen Normalität wird und zugleich die Tiere besser gehalten werden.“
Der Handel ist verantwortlich
Der deutsche Lebensmittelhandel gehört zu den größten Lebensmittelherstellern des Landes. Fast jeder Supermarkt bietet im Sortiment sogenannte Eigenmarken an, mit denen er sich von der Konkurrenz unterscheidet. Der deutsche Geflügelmarkt wird von einigen wenigen Großkonzernen und Schlachthofbetreibern bestimmt. Die PHW-Group mit der Marke Wiesenhof und Rothkötter dominieren dabei die Branche und gehören somit auch zu den größten Lieferanten für die Eigenmarken der Supermärkte.
Um zu wissen, welche Produkte demnächst mit Gen-Futter hergestellt werden, recherchiert Greenpeace seit vergangener Woche bundesweit in verschiedenen Supermärkten, hinter welchen Marken sich welche Produzenten verbergen. Erfasst werden dabei in erster Linie die Eigenmarken. Denn gerade bei den Eigenmarken haben Lidl, Aldi und Co nicht nur eine Verantwortung, sondern auch Mittel und Möglichkeiten, die Fütterung mit Gen-Soja zu verhindern.
„Es geht um die Frage, ob der Handel bereit ist, für bessere Qualität und damit für Umwelt- und Verbraucherschutz zu zahlen. Ein Hähnchen ohne Gen-Futter kostet maximal 8 Cent mehr“, sagt Töwe.
Was macht die gentechnikfreie Soja eigentlich teurer? Der Anbau von Gentechnik! Denn um die Trennung der herkömmlichen Soja von der Gen-Soja gewährleisten zu können, müssen Tests vom Acker bis zum Futtermittel durchgeführt werden sowie Getreidelager, Mühlen und Transportmittel gereinigt werden. Die Gentechnik-Industrie zahlt das nicht.
Lücke in der Kennzeichnung schließen
Eier, Fleisch und Milch müssen nach wie vor nicht gekennzeichnet werden, wenn Gen-Pflanzen im Tierfutter landen. Damit der Verbraucher dennoch erkennen kann, wer bei konventionell erzeugten Produkten auf Gen-Futter verzichtet, gibt es das Siegel „Ohne Gentechnik“. Viele Markenhersteller wie Landliebe oder Zott verwenden diese Kennzeichnung für ihre Milchprodukte. Doch der Handel hat sich bisher geweigert, seine eigenen Marken mit dem Logo zu bewerben. „Der Handel kann die bestehende Lücke bei der Kennzeichnung schließen. Entweder er zeigt deutlich, wo er auf Gentechnik im Tierfutter verzichtet. Oder er kennzeichnet endlich freiwillig, wo riskante Gen-Pflanzen in der Produktion verwendet werden. Nur dann hat der Verbraucher die Wahl. Alles andere ist kein Fair Play.“