Schiffsbrand in der Nordsee
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Die Feuer an Bord der Fremantle Highway brennen nicht mehr. Das Schiff konnte am 3. August sicher in den niederländischen Hafen Eemshaven geschleppt werden, die unmittelbare Gefahr fürs Wattenmeer ist damit vorerst gebannt.
In der Nacht auf den 26. Juli geriet der Frachter Fremantle Highway in der Nordsee in Brand, die Feuer an Bord loderten tagelang. Die Löscharbeiten gestalteten sich kompliziert: Eine der Schwierigkeiten bei der Brandbekämpfung bestand darin, dass Löschwasser das Schiff hätte kentern lassen können. Das galt es unter allen Umständen zu verhindern: Wäre die Fremantle Highway gesunken – und hätte dabei ihren Treibstoff verloren – wäre es zu einer Umweltkatastrophe gekommen, die auch die deutschen Nordseeinseln in Mitleidenschaft gezogen hätte.
Am Freitag nach Ausbruch des Brandes konnten Bergungsexpert:innen erstmals das Schiff betreten und eine bessere Kabelverbindung mit dem Schleppschiff herstellen: Die Feuer brannten mittlerweile weniger intensiv, die Temperatur auf dem Frachter war deutlich gesunken. Am Sonntagabend konnte die Fremantle Highway schließlich abgeschleppt werden: Nach mehreren Stunden Fahrzeit lag sie seit Montagmittag erst an ihrem vorläufigen Ankerplatz weiter östlich, 16 Kilometer nördlich der Insel Schiermonnikoog. Das mit der Bergung beauftragte Unternehmen Boskalis teilte am Mittwochabend (2. August) mit, dass das Schiff ausreichend stabil sei, um in den niederländischen Hafen Eemshaven geschleppt zu werden. Die Feuer an Bord seien erloschen. Gezogen von zwei Schleppern wurde die Fremantle Highway am Donnerstag (3. August) auf den Weg gebracht und ist mittlerweile sicher im Hafen Eemshaven angekommen. Mehrere Schiffe haben den Transport begleitet. In Eemshaven soll der Autofrachter schließlich entladen und abgewrackt werden, damit ist die Gefahr einer Umweltkatastrophe in der Nordsee und im Wattenmeer vorerst abgewendet.
Ein Kentern, Sinken oder Auseinanderbrechen des Frachters in der Nordsee hätte katastrophale Folgen nach sich gezogen. “Die generelle Strömungsrichtung in der Nordsee geht ostwärts”, sagte Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace Deutschland, gegenüber dem ZDF und warnte vor den Folgen einer Havarie nahe der Nordseeinseln. “Ein solches Unglück würde demnach auch das deutsche Wattenmeer betreffen, das nicht von ungefähr UNESCO-Weltnaturerbe ist: Das ist ein weltweit einzigartiges Ökosystem.”
Hunderttausende Tiere bedroht
Besonders besorgt war Maack über den Zeitpunkt des Unglücks: “Wir haben dort derzeit etwa eine Million Eiderenten und Brandgänse, die flugunfähig sind, weil sie sich gerade mausern, das heißt, sie verlieren ihr Federkleid und bauen es neu auf. Für die wäre eine Ölkatastrophe der sichere Tod.” Hinzu kämen Hunderttausende Watvögel aus der Arktis, die im Wattenmeer Rast machen auf dem Weg in ihre Winterquartiere. “Ein verheerender Ölunfall ist das Letzte, was wir gerade gebrauchen können in diesem katastrophalen Sommer, in dem Südeuropa aufgrund der Klimakrise unter einer beispiellosen Hitzewelle leidet.”
Die Fremantle Highway war in Bremerhaven gestartet und mit rund 3800 Autos als Fracht unterwegs nach Ägypten, als das Feuer ausbrach. Dem Bundesumweltministerium zufolge befanden sich 1600 Tonnen Schweröl sowie weitere 200 Tonnen Marinediesel an Bord, dazu die Treibstoffmengen in den transportierten Autos. Die Ursache für das Feuer ist noch ungeklärt. Die niederländische Küstenwache hat den Verdacht geäußert, ein E-Auto sei in Brand geraten, das ist allerdings bislang eine unbestätigte Vermutung. Entgegen anderslautender erster Meldungen hat die Fremantle Highway rund 500 Elektroautos geladen, zuvor hieß es, es handele sich um 25 E-Fahrzeuge.
Im Unglücksfall hätten Verschmutzungen gedroht, die kaum beherrschbar gewesen wären: “Die Gezeiten würden für eine weiträumige Verteilung des Ölteppichs führen, was uns noch über Jahre hinweg beschäftigen würde“, sagt Maack.
Was selbst vergleichsweise geringe Mengen Öl in der Umwelt anrichten, zeigte die Havarie des Frachtschiffs Pallas, das 1998 vor Amrum auf Grund lief. 244 Tonnen gebunkertes Öl gelangten dabei ins Meer und letztlich in ein Vogelschutzgebiet. Insgesamt fielen etwa 12.000 Seevögel, vor allem Eiderenten, sowie mehrere Dutzend Seehunde der Verschmutzung zum Opfer. Greenpeace war bis Sonntag mit einem Team vor Ort, um mögliche Verschmutzungen zu recherchieren.
Was passiert mit dem Frachter im Hafen?
Die Fremantle Highway wurde nun sicher nach Eemshaven gebracht. Im Hafen muss der Frachter entladen, der Treibstoff abgepumpt und Schadstoffe ordnungsgemäß entsorgt werden. Doch auch damit ist die Umweltbedrohung nicht aus der Welt geschafft. "Wenn ein zuvor brennender Frachter angelegt hat, braucht man Möglichkeiten, das Löschwasser so abzupumpen, dass es nicht ins allgemeine Hafenwasser gelangt", sagt Greenpeace-Chemieexperte Manfred Santen gegenüber tagesschau.de. "Man muss es reinigen können, sodass man die Schadstoffe abtrennen und getrennt entsorgen kann."
Eine vernünftige Alternative dazu, den Frachter möglichst schnell in einen Hafen zu schleppen, hätte es nicht gegeben. Nur dort könne eine zusätzliche Belastung für die Meere weitestgehend ausgeschlossen werden. "Dazu braucht man idealerweise ein abschottbares Hafenbecken, große Pumpen, große Aktivkohle-Filter und das entsprechende Know-how von Sanierungsfirmen", sagt Santen. "Das ist im Hafen deutlich einfacher hinzukriegen, als auf offener See."