Brasilien: Agrarlobby will Schutz des Regenwaldes beenden
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Alarmierende Nachrichten aus Brasilien: Der in den letzten Jahren erreichte Schutz des Amazonas Regenwaldes soll zurückgefahren werden. Die im Parlament stark vertretene Agrarlobby diskutiert derzeit dutzende Gesetzesvorlagen. Diese Änderungsanträge zielen darauf ab, die bestehenden Schutzgebiete abzuschaffen bzw. deren Fläche zu reduzieren und das Recht der Ureinwohner auf eine freie Entfaltung ihres kulturellen Lebensstiles zu beschneiden.
„Bereits vor einem Jahr wurden die Waldschutz-Gesetze in Brasilien maßgeblich von der Agrarlobby massiv geschwächt und brachten Straffreiheit für all jene, die jahrelang den Regenwald illegal gerodet haben und sich um Schutzgebiete nicht kümmerten. Doch nun unternimmt die Agrarlobby den finalen Schlage gegen den Schutz des Amazonas: Den Angriff auf die Gesetzgebung über Schutzgebiete der Ureinwohner“, sagt Oliver Salge, Leiter der Waldkampagne bei Greenpeace.
Schutzgebiete der indigenen Gemeinschaften sind bisher im brasilianischen Amazonas das wirkungsvollste Mittel für den Schutz des Regenwaldes und seiner Bewohner, wie die Studie von Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) zeigt. Durch die Schutzgebiete werden der Regenwald und dessen Artenvielfalt gleichermaßen geschützt. Und die vielen Dienstleistungen, die der Regenwald ganz kostenlos liefert, gleich mit: Wasserreinigung und Wasserspeicher, Schutz des Bodens und der Flüsse, Reinigung der Luft und ein positiver Kohlenstoffspeicher, um dem Klimawandel zu begegnen. Ohne den Schutz durch die offiziellen indigenen Gebiete wären die zahlreichen traditionellen Gemeinden und Ureinwohner Brasiliens der Holz- und Agrarindustrie gnadenlos ausgeliefert.
Schutzgebiete werden abgeschafft
Die Gebiete der Ureinwohner in Brasilien sind durch die Verfassung geschützt, indem sie das alleinige Recht haben, ihre Gebiete zu nutzen. Solche Gebiete indigener Völker (Terra Indigena) machen 13,3 Prozent der Fläche Brasiliens bzw. 1,1 Mio. km² aus (im Vergleich: das ist dreimal die Fläche Deutschlands). Die meisten Schutzgebiete indigener Völker liegen im Regenwald, so dass die Abschaffung des Schutzes der Ureinwohner zugleich den Waldschutz in Brasilien weiter schwächen würde.
„Wo heute noch Jaguare oder Flussdelphine leben, sollen morgen in den Augen der Agrarlobby Holzeinschläge in großem Stil stattfinden, Rinder weiden oder Soja auch für den Export nach Deutschland wachsen“, kommentiert Waldexperte Oliver Salge die Entwicklung in Brasilien.
Wurden noch zwischen 1990 und 1998 alleine über 630 km² Indianerschutzgebiete und zwischen 2003 und 2006 487 km² Wald-Schutzgebiete neu geschaffen, hat die brasilianische Regierung unter Präsidentin Dilma Rousseff in den letzten drei Jahren diesen Fortschritt für die Indigenen Völker sowie den Wald- und Artenschutz zunichte gemacht. Heute liegen alleine in der Amazonas Provinz Para über einhundert Anträge vor, um den Schutz von 18 Indianerschutzgebieten zu reduzieren bzw. abzuschaffen.
Greenpeace fordert die brasilianische Regierung auf, die jüngst drastisch gestiegenen Entwaldungsraten zum Anlass zu nehmen, die Kontrolle und Strafverfolgung der Farmer und Holzkonzerne ernster zu nehmen. Die Rechte der Ureinwohner dürfen nicht beschnitten werden und ihr Recht auf ihr Land muss unangetastet bleiben. Wir fordern die Präsidentin Rousseff auf, die gefährlichen Vorschläge der Agrarlobby abzulehnen und zu den Akten zu legen. Auch Deutschland als großer und wichtiger Geldgeber für den Schutz des Regenwaldes im Rahmen des sogenannten Regenwaldschutzprogrammes PPG7 hat seit 1992 eine Verantwortung für den Wald und seiner Bewohner übernommen und muss dieser gerecht werden.