Greenpeace-Expedition: weltweit größtes tropisches Torfmoor im Kongobecken bestätigt
- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
Torfmoore speichern CO2 und schützen so das Klima. Eine Greenpeace-Expedition dokumentiert eines der weltweit größten dieser Moore im Kongobecken – und stellt Überraschendes fest.
Eine Expedition von Greenpeace-Aktivisten und unabhängigen Forschern dokumentiert dieser Tage im afrikanischen Kongobecken ein Naturphänomen, das seit Beginn des Jahres nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen viel Beachtung findet: das größte tropische Torfmoor der Welt, ein gewaltiger Kohlenstoffspeicher. Was die Teilnehmer der Reise ins Kongobecken überraschte: Das Reservoir erstreckt sich weiter und tiefer als gedacht. Nicht nur in der Republik Kongo, wie bislang bestätigt, sondern auch in der benachbarten Demokratischen Republik Kongo fanden die Forscher Torfböden in bis zu dreieinhalb Metern Tiefe.
Mit 150.000 Quadratkilometern bedeckt das Torfmoor entlang des Kongo-Flusses eine Fläche, die annähernd halb so groß ist wie die Deutschlands. Die Entdeckung ist eine wissenschaftliche Sensation, mahnt aber auch zur Vorsicht: Das Torfmoor trägt zum Klimaschutz bei, allerdings nur so lange, wie es vor schwerwiegenden Eingriffen geschützt ist – etwa durch die Holzindustrie.
30.000.000.000 Tonnen C02 unter der Erde
Die Rechnung ist einfach: Was hier unter der Erde an Kohlenstoff gespeichert ist, gelangt nicht in die Atmosphäre. Die Größenordnung lässt innehalten, insgesamt schätzen die Wissenschaftler der Universitäten von Leeds und Kisangani die Menge auf 30 Milliarden Tonnen. Das entspricht der Menge an CO2, die weltweit innerhalb von drei Jahren durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas ausgestoßen wird.
Torfmoore haben eine Besonderheit, und die macht sie so schützenswert. Normalerweise ist es so: Gesunde Pflanzen ziehen Kohlenstoff aus der Luft, beim Absterben geben sie es allerdings wieder frei. Nicht so in Torfmoor-Feuchtgebieten wie im Kongobecken: Hier zersetzen sich abgestorbene Pflanzen nicht vollständig – ein großer Teil des gespeicherten Kohlenstoffs bleibt im Boden.
Schutz der Wälder ist Thema auf der Weltklimakonferenz
Dass der Erhalt von Torfmooren und Wäldern enorm wichtig ist im Kampf gegen die Erderhitzung, wird auch Thema auf der Weltklimakonferenz nächste Woche in Bonn sein. Dabei geht es auch um viel Geld: „Die Gemeinden im Kongobecken brauchen finanzielle Unterstützung, um den Wald vor Abholzung und Zerstörung zu bewahren“, sagt Jannes Stoppel, Greenpeace-Experte für Wälder. „Die Klimakonferenz muss arme Länder und deren lokale Gemeinden beim Schutz der Wälder und Moore politisch und finanziell unterstützen.“
Im Klimaabkommen von Paris ist festgelegt, dass alle Industrieländer ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für den Schutz des Klimas zahlen. Mit großen Geldbeiträgen alleine ist es allerdings nicht getan – die Unterstützung muss auch dort ankommen, wo sie am dringendsten benötigt wird: vor Ort, bei den Menschen, nicht in der Forstindustrie. Deutschland kann über die Central African Forest Initiative (CAFI) seinen Einfluss geltend machen und bessere Richtlinien für die internationale Zusammenarbeit im Klimaschutz auf den Weg bringen.
Das Greenpeace-Schiff Esperanza ist seit Oktober vor Ort unterwegs, um die Menschen in der Region sowie Organisationen und Politiker darauf aufmerksam zu machen, wie der Wald im Kongobecken das Weltklima schützt. Und nicht nur das. Es geht auch um den Schutz der biologischen Vielfalt und der Lebensgrundlage vieler Einheimischer, die im und vom Wald leben.