Humanitärer Kongress Berlin
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Wie die Corona- und die Klimakrise Brasiliens indigene Gemeinschaften treffen.
Ärzte ohne Grenzen, das Deutsche Rote Kreuz, Ärzte der Welt und die Ärztekammer veranstalten noch bis zum 30. Oktober den Humanitären Kongress Berlin. Zusammen mit Oxfam ist Greenpeace als Kooperationspartner dabei. Der Kongress findet in diesem Jahr erstmalig online statt. Im Mittelpunkt stehen die Themen Ungleichheit, Macht und Privilegien in Zeiten von Corona und Klimakrise. Die Gespräche knüpfen an die Veranstaltung vom vergangenen Jahr an. Am vorletzten Tag widmet sich der Kongress vor allem der Klimakrise und ihren humanitären Folgen. So setzen sich Romulo Batista, Waldexperte bei Greenpeace Brasilien, und die Indigenen-Aktiven Kreta Kaingang und Sonia Guajajara anlässlich des Kongresses damit auseinander, was die Klima- und die Coronakrise für die indigenen Gemeinschaften bedeuten.
Brasilien ist eines der Länder, die vom Coronavirus besonders betroffen sind. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro, der selbst an Covid-19 erkrankt war, ermuntert sein Land, sich der Krankheit zu stellen, anstatt vorsichtig zu bleiben – mit verheerenden Folgen. Besonders dramatisch war wochenlang die Lage in Manaus, der mitten im Regenwald liegenden Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas. Nachdem es im Sommer ruhiger wurde, steigen dort die Zahlen nun erneut an.
Covid besonders für Indigene gefährlich
Die Ausbreitung der Lungenkrankheit wird vor allem den Indigenen zum Verhängnis. Sie sind weit weg von medizinischen Zentren und besonders anfällig für Krankheiten. Der indigene Dachverband APIB bestätigte im August diesen Jahres insgesamt 22.656 Infizierte, 639 Todesfälle und 148 betroffene Gemeinschaften. “Wenn wir von Völkermord sprechen, übertreiben wir nicht”, sagt APIB-Koordinatorin Sônia Guajajara. “Unser Volk stirbt, und der brasilianische Staat gibt immer noch vor, etwas dagegen zu tun.”
Manaus liegt wie eine Insel mitten im Urwald. Alles, was hier gebraucht wird, muss eingeflogen oder per Schiff gebracht werden. Seit Mai gibt es das Projekt “Wings of Emergency”. Damit kommen medizinisches Fachpersonal, Mitarbeitende von Greenpeace Brasilien und medizinische Hilfsgüter in die Region. Von Sauerstoffflaschen bis hin zu Seife und Desinfektionsmitteln wird hier alles gebraucht.
Viele indigene Gemeinschaften machten bereits in der Vergangenheit traurige Erfahrungen mit Krankheiten der Weißen, wie Masern, Grippe oder Schnupfen. Heute sind es nicht mehr Kautschuk-Arbeiter, sondern illegale Holzfäller oder Goldsucher, die dem Regenwald seine Baum-Schätze nehmen und Krankheiten bringen. Einmal bei den Indigenen angekommen, machen sie auch aufgrund der gemeinschaftlichen Lebensweise, in deren Rahmen etwa mehrere Familienverbände zusammenwohnen, schnell die Runde. “Es gibt Dörfer, die verschwinden werden, wenn das Virus reinkommt”, sagt Sonia Guajajara.
Leider brachte der Shutdown keinerlei Entlastung beim Thema Waldvernichtung im Amazonas-Gebiet. Im Gegenteil: die Zerstörung des Regenwaldes hat sogar zugenommen. Grund dafür ist, dass Präsident Bolsonaro in der Zeit verboten hat, das Gebiet zu kontrollieren. Die Landräuber hatten also freie Bahn mit Ansage. Für die indigenen Gemeinschaften bedeutet das eine direkte Bedrohung ihrer Heimat und Lebensgrundlagen, die indirekt durch die Klimakrise noch verstärkt wird. Zudem macht die Waldvernichtung Pandemien wie Covid-19 wahrscheinlicher.