Greenpeace unterstützt Ureinwohner beim Waldschutz im Amazonas
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Waldschutz mit Überwachungstechnik – dabei unterstützt Greenpeace indigene Gemeinschaften in Brasilien. Das Ziel: Illegale Rodungen stoppen und die nationale Regierung wachrütteln.
Fotofallen und Wärmekameras – mit diesen Mitteln kämpfen derzeit Greenpeace-Aktivisten und indigene Gemeinschaften in Brasilien für den Erhalt des Amazonas. Die Umweltschützer kehrten Anfang September aus dem Nordosten des brasilianischen Regenwaldes zurück; dort haben sie zusammen mit dem indigenen Volk der Ka'apor die Überwachungstechnik installiert.
Denn seit Jahren roden Holzfäller in dem Gebiet illegal Urwaldhölzer. Alle Appelle der Ka'apor an die Regierung waren bisher vergeblich, Unterstützung blieb aus. Greenpeace hilft der indigenen Gemeinschaft deshalb dabei, das Eindringen der Holzfäller in ihr Gebiet zu dokumentieren und zu überwachen.
Holzeinschlag bedroht Schutzgebiet
In Brasilien leben rund 900.000 Angehörige verschiedener indigener Völker; unter ihnen auch die Ka'apor. Sie bewohnen seit rund 300 Jahren den Amazonas. Ihr Land liegt in Alto Turiacu, einem Schutzgebiet im brasilianischen Bundesstaat Maranhão. Trotzdem wurde dort bis 2014 rund acht Prozent des Waldes illegal gerodet. Denn Forstunternehmen dringen auf der Suche nach wertvollem Holz häufig auch in Schutzreservate ein. Besonders Ipe-Holz, das beim Terrassenbau zum Einsatz kommt, wird immer wieder illegal geschlagen – im internationalen Handel bringt es bis zu 1300 Euro pro Kubikmeter.
Da die Ka'apor aber wie die meisten indigenen Völker zum Überleben auf ihre Wälder und Flüsse angewiesen sind, können und wollen sie die illegalen Rodungen nicht mehr hinnehmen. Seit 2008 fordern sie deshalb öffentlich deren Stopp. „Wir kämpfen für unsere Heimat“, erklärt ein Vertreter der Ka'apor, der aus Sicherheitsgründen seinen Namen nicht nennen möchte. „Ka'apor bedeutet schließlich ‚Waldbewohner‘ und deshalb müssen wir den Amazonas verteidigen.“
Überwachung dringend nötig
Die Überwachungstechnologie soll nun Beweise für die illegalen Aktivitäten der Holzfäller sammeln; die Aufzeichnungen werden dann der brasilianischen Regierung vorgelegt. Dabei ordnete ein nationales Gericht bereits Anfang 2014 an, das Gebiet der Ka’apor zu überwachen. Umgesetzt wurde dieser Beschluss von offizieller Seite jedoch nicht. Nun veranlassen die Ka’apor mit Unterstützung von Greenpeace die Überwachung also selbst. „Das bringt die zuständigen Behörden hoffentlich dazu, endlich auch etwas gegen die Gewalt zu tun, die der illegale Holzeinschlag über die Region gebracht hat“, erklärt Marina Lacorte, Expertin für den Amazonas bei Greenpeace Brasilien.
Denn der Konflikt zwischen Holzfällern und den Ka‘apor eskaliert immer weiter: So wurde am 26. April 2015 Eusébio Ka'apor, einer der aktivsten Wortführer im Kampf gegen die Abholzung, von zwei vermummten Männern niedergeschossen. Er starb wenige Stunden später an seinen Verletzungen. Kurz darauf drohten Holzfäller Eusébios Sohn, dass sie weitere Indigene ermorden könnten. Die mutmaßliche Verstrickung der Holzmafia in die Tat wurde von den brasilianischen Behörden weder gründlich untersucht noch aufgeklärt.
Illegales Holz mit „legalen“ Papieren
2014 veröffentlichte Greenpeace nach zweijähriger Recherche in Brasilien einen Report zum illegalen Holzeinschlag im Amazonas. Dieser belegt: Handelsfirmen manipulieren immer wieder das brasilianische Kontrollsystem, um illegal geschlagenes Holz mit offiziellen Papieren auszustatten. Derart deklariert, gelangte es auch auf die internationalen Märkte, obwohl europäisches und amerikanisches Recht das eigentlich verhindern sollte.
Greenpeace fordert deshalb die am internationalen Handel beteiligten Firmen dazu auf, über offizielle Dokumente hinaus zu kontrollieren, woher das gehandelte Holz kommt. Außerdem muss die brasilianische Regierung alle seit 2006 genehmigten Waldbewirtschaftungspläne überprüfen und endlich einen konsequenten Schutz der Indigenengebiete gewährleisten. „Wenn die Ka'apor ihre Gebiet schon mit ein wenig technischer Unterstützung sicherer machen können, wie kann es dann sein, dass die brasilianische Regierung dazu nicht in der Lage ist?“, fragt Greenpeace-Expertin Lacorte.
The Amazon's Silent Crisis, Greenpeace-Report Mai 2014
Anzahl Seiten: 56
Dateigröße: 9.6 MB
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