Greenpeace veröffentlicht Bundesländer-Rangliste zum Waldschutz
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Für Klima- und Artenschutz wäre es besser, man würde den deutschen Wald weniger nutzen und mehr schützen. Die Realität sieht aber anders aus, so Greenpeace-Studien.
Zu wenig Schutz, zu junge Bäume, nicht genug Lebensraum für Tiere und Pflanzen – zu diesem Urteil über den deutschen Wald kommen aktuelle Greenpeace-Studien. Das Hauptproblem: Auf nahezu jeden deutschen Wald nimmt der Mensch Einfluss, in erster Linie durch Holzeinschlag. Das hat zur Folge, dass sich Wälder nicht natürlich entwickeln können. Ihr Baumbestand ist zu jung, und die Holzvorräte sind zu gering, um große Mengen Kohlenstoffdioxid zu binden. Dichte alte Wälder tun das – sie sind besser für das Klima.
Außerdem gibt es im deutschen Wald zu wenig Totholz, das – entgegen seiner Bezeichnung – Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze bietet. Zwar ist sein Anteil statistisch gewachsen, die Qualität hat allerdings stark abgenommen. Heimische Baumarten wie die Buche ersetzte die Forstwirtschaft durch Fichten und Kiefern, die an vielen Orten von Natur aus gar nicht vorkämen – und damit der heimischen Tier- und Pflanzenwelt auch keinen geeigneten Platz zum Leben bieten. Die schlechten Noten für den deutschen Wald gehen nicht zuletzt darauf zurück, dass Deutschland internationale Abkommen zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt nicht konsequent umsetzt, wie etwa das Übereinkommen über die biologische Vielfalt.
Greenpeace fragt bei den Bundesländern nach
Dabei sind die Missstände seit Langem bekannt, 2007 reagierte Deutschland mit der sogenannten Nationalen Biodiversitätsstrategie auf den weltweiten dramatischen Artenschwund. Ein Ziel darin lautet, dass bis 2020 fünf Prozent der deutschen Wälder einer natürlichen Entwicklung ohne Holznutzung und menschliche Eingriffe überlassen werden. Und auch die forstlich genutzten Wälder sollen naturnäher werden. Doch ist Deutschland tatsächlich auf dem Weg dahin?
Mit einem Fragebogen hakte Greenpeace bei den Umwelt- und Landwirtschaftsministerien der Bundesländer nach, wie weit die Pläne gediehen sind. Das Ergebnis ist unbefriedigend: Nirgends werden die Zielsetzungen vollständig erfüllt. Am besten schneiden in dem Greenpeace-Ranking das Saarland und Schleswig-Holstein ab, am schlechtesten Bayern und Hessen. Gerade dort gibt es enorme Defizite beim Waldschutz und in der Forstwirtschaft.
Weniger abholzen, mehr wachsen lassen
Mit der vielbeschworenen Nachhaltigkeit im deutschen Wald ist es nicht weit her. „Die Mär vom Schützen durch Nutzen ist aus ökologischer Sicht Augenwischerei“, sagt Sandra Hieke, Greenpeace-Expertin für Wälder. Denn je mehr Holz geschlagen wird, desto schlechter kommt der Wald seiner Funktion als Kohlenstoffspeicher nach. Seit 1990 nimmt dieses dynamische Reservoir, das seine Kapazität durch Neupflanzungen und Abholzung ständig ändert, immer weiter ab.
„Deutschlands Wälder könnten deutlich mehr Kohlenstoff speichern“, so Hieke. Die Lösung ist eigentlich ganz einfach: „Es muss weniger eingeschlagen und mehr wachsen gelassen werden.“ Denn so wie der deutsche Wald derzeit bewirtschaftet wird, sieht es für die deutschen Klimaziele finster aus. Wenn die Erderwärmung unter 1,5 Grad bleiben soll, wie von der Pariser Klimakonferenz vorgegeben, müssen neben der Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien auch für die Wälder weiterreichende Maßnahmen her – und die beschlossenen endlich umgesetzt werden.