Wie Russland das AKW Saporischschja als Deckung benutzt
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Russische Truppen benutzen das AKW Saporischschja, um aus der Nähe Raketen abzufeuern. Obwohl die IAEA Vertreter:innen dort stationiert hat, hat sie nicht darüber berichtet.
Russische Truppen benutzen das besetzte Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine, um aus der Nähe Raketen abzufeuern – das zeigt ein neuer Report "A Nuclear Power Plant as Launch Pad" des britischen Aufklärungsdienstes McKenzie im Auftrag von Greenpeace Deutschland und Greenpeace Zentral- und Osteuropa. Obwohl die Internationale Atomenergiebehörde IAEA Vertreter im AKW stationiert hat, hat sie bisher nicht darüber berichtet. Greenpeace hat daher den Report und eine Bewertung der Rolle der IAEA an den Gouverneursrat der IAEA gesandt. Die Umweltschutzorganisation fordert, dass die Mission der IAEA in Saporischschja und ihre Berichterstattung überprüft wird. Es müssen alle Maßnahmen ergriffen werden, um den Druck auf Russland zu erhöhen und die Sicherheit des Kraftwerks wiederherzustellen. Dazu gehört die Verhängung umfassender Sanktionen gegen den staatlichen russischen Atomkonzern Rosatom, der sich an der Besetzung des AKWs beteiligt.
Am 28. September diskutierte die IAEA auf ihrer Jahreskonferenz in Wien Sicherheitsfragen in der Ukraine. Die russischen Streitkräfte und Rosatom haben das AKW Saporischschja im März 2022 illegal besetzt. Für den Report über ihre Aktivitäten dort analysierten die Spezialist:innen von McKenzie Satellitenaufnahmen der Firma Planet Labs von März 2022 bis Juli 2023.
McKenzie-Report about Zaporizhzhia
Anzahl Seiten: 57
Dateigröße: 9.26 MB
HerunterladenSo unzureichend berichtet die IAEA aus Saporischschja:
Anzahl Seiten: 16
Dateigröße: 802.35 KB
HerunterladenRaketenabschüsse nur einen Kilometer vom AKW entfernt
Die Analyse von McKenzie zeigt unter anderem, dass die russischen Streitkräfte mit Fahrzeugen wie gepanzerten Mannschaftstransportwagen und militärischen Nutzfahrzeugen ausgerüstet sind, die für den Transport von Waffen, Munition und Sprengstoff ausgelegt sind. Das IAEA-Team vor Ort wurde von den russischen Streitkräften daran gehindert, das Innere der Fahrzeuge zu inspizieren – berichtet aber dennoch, dass es keine schweren Waffen oder Sprengstoffe gesehen hat.
Erstmalig identifizierten die McKenzie-Analysten mehrere Abschusspositionen russischer Raketenwerfer, die sich alle in einem Umkreis von einem bis 18 Kilometer um das Kernkraftwerk befinden. Dem Report zufolge befinden sich diese militärischen Einrichtungen wahrscheinlich in nahegelegenen Siedlungen, unter anderem in der Stadt Vodyanoye. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die russischen Streitkräfte die Nähe des Kernkraftwerks als Schutzschild nutzen, um das ukrainische Gegenfeuer abzuwehren.
Letztes Jahr sagte der Generaldirektor der IAEO, Rafael Grossi, in Bezug auf die IAEA-Inspektionen in Saporischschja: "Wir sind als nukleare Wachhunde bekannt. Es gibt Bereiche, die nicht zugänglich waren. Aber alles, was wir sehen mussten, konnten wir sehen."(3) Die Analyse von McKenzie zeigt, dass dies offensichtlich nicht stimmt. Die Berichte des Generaldirektors der IAEA lassen eine ernsthafte Analyse vermissen und schenken den russischen militärischen Behauptungen zu viel Glauben.
Mehr Maßnahmen gegen die Besatzung sind notwendig
Greenpeace fordert den Gouverneursrat der IAEA auf, die IAEA-Mission in Saporischschja zu überprüfen und mit den Mitgliedsstaaten und insbesondere der ukrainischen Regierung zusammenzuarbeiten. Es müssen alle Maßnahmen ergriffen werden, um größtmöglichen Druck auf die russischen Streitkräfte und Rosatom auszuüben und ein schnelles Ende der militärischen Besetzung zu erreichen.