Jetzt spenden
Last Resistance Party in Gorleben, Germany
© Michael Löwa / Greenpeace

Adieu, Atomkraft

Roland Hipp, ehemaliger geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland, blickt zurück auf Jahrzehnte des Protests - und mit Freude in die Zukunft.

Auf diesen Tag haben wir lange hingearbeitet: Am 15. April 2023 ist das Kapitel Atomkraft in Deutschland zu Ende. Wir - das sind Millionen Menschen, die jahrzehntelang gegen Wiederaufbereitungsanlagen, Castor-Transporte, unsichere Atommüll-Lager und AKW-Neubauten protestiert haben. Es hat sich gelohnt. Der Atomausstieg ist ein Sieg der Vernunft über reines Profitdenken mächtiger Konzerne und ihnen gewogener Politiker, ein Erfolg gegen jede Wahrscheinlichkeit. Ich danke allen mutigen Menschen, die für ihre Überzeugungen Risiken eingegangen sind, allen Demo-Teilnehmenden, allen Unterzeichner:innen von Petitionen und Protestbriefen. Und ich bin stolz auf die Rolle, die Greenpeace im Widerstand gegen die Hochrisikotechnologie Atomkraft gespielt hat.

Last Resistance Party in Gorleben, Germany

Roland Hipp (links) im Gespräch mit Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital im September 2020. In Gorleben wurde die Entscheidung gefeiert, dass der Salzstock für die Endlagerung ungeeignet ist.

In der aktuellen Debatte um die letzten verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland wird häufig vergessen, wie groß die Bewegung gegen nukleare Anlagen hierzulande war, auch schon vor den den katastrophalen Unfällen in Tschornobyl und Fukushima. Der Bau der geplanten Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf wurde 1989 nach jahrelangen, massiven Protesten eingestellt, ein erster großer Erfolg der Anti-Atomkraft-Bewegung, mit der Greenpeace untrennbar verbunden ist.

Greenpeace: Protest und Recherche

Immer wieder hat Greenpeace gegen die Atommülltransporte aus den deutschen AKW zu den Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield und La Hague protestiert und konnte zudem nachweisen, dass diese Anlagen alles andere als ungefährlich sind: Greenpeace-Messungen von 1998 ergaben, dass Bodenproben aus der Umgebung der Atomanlage Sellafield vergleichbar radioaktiv verseucht sind wie Proben aus der 30-Kilometer-Sperrzone um den Katastrophenreaktor von Tschornobyl. In der Nordsee vor La Hague fanden wir im Jahr 2000 Strahlenbelastungen weit über den Grenzwerten, weil die Betreiber ihr radioaktives Abwasser illegal ins Meer ableiteten. 2005 wurden die Transporte in die Wiederaufbereitungsanlagen in England und Frankreich endlich verboten. Das ist auch ein Erfolg von Greenpeace - von Protest, der auf Fakten basiert.

Der letzte große Meilenstein der Anti-Atomkraft-Bewegung war die Entscheidung gegen das Endlager Gorleben.  Auch hier hatte die Politik der Wissenschaft letztlich nichts mehr entgegenzusetzen: Der marode Salzstock ist nachweislich ungeeignet für die Lagerung von Strahlenmüll, der über Hunderttausende von Jahren sicher verwahrt werden muss. Ein Erfolg, der gleichzeitig auf das gewaltige Problem verweist, das die Befürworter:innen der Atomkraft auf die kommenden Generationen abwälzen wollen: Auf der ganzen Welt gibt es nicht ein einziges sicheres Endlager für Atommüll. Auch deswegen ist es gut, dass Deutschland ab dem 16. April keinen zusätzlichen Atommüll produzieren wird.

Gorleben Demonstration mit Castor Attrappe.  Auf dem Banner steht: Gorleben: Schicht im Schacht!
  • 28.09.2020

Der Salzstock in Gorleben war nie als Endlager geeignet - 2020 ist er endlich offiziell ausgeschieden.

mehr
Projektion zum Atomausstieg am AKW Isar 2

Atomkraft ist nicht nur riskant, sondern auch keine Lösung für die Energiekrise. Am 15. April 2023 wurden die deutschen Atomkraftwerke darum endgültig abgeschaltet, nun wurden Kühltürme gesprengt.

mehr erfahren

Der Super-GAU 1986 im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl erschüttert die Welt – Greenpeace verstärkt die Kampagnenarbeit gegen die gefährliche Atomkraft und für eine Wende hin zu Erneuerbaren Energien. Die Unfälle in Tschornobyl und Fukushima zeigen aufs Eindrücklichste , dass diese Technologie im Katastrophenfall vom Menschen nicht zu beherrschen ist.

Die Entscheidung der Bundesregierung von 2011, die Atomkraftwerke abzuschalten, war damals so richtig wie heute. Atomenergie ist teuer, riskant für alle und macht uns abhängig: Mehr als die Hälfte des weltweit gehandelten Urans stammen aus Russland, Kasachstan und Usbekistan. Ohne den Bremsklotz Atomenergie kann die Energiewende endlich Fahrt aufnehmen. Mit Freude schaue ich in eine versorgungssichere Zukunft mit Erneuerbaren Energien, ohne Angst vor dem nächsten Atomunfall und fehlgeleiteten Investitionen in eine fehleranfällige und überholte Technologie. Aber heute feiere ich den Atomausstieg und die Menschen, die ihn ermöglichten.

Anti-Atomkraft-Demonstration in Deutschland

Gemeinsam für die Energiewende

Jahrzehntelang hat Greenpeace gegen Atomkraft gekämpft - bis zum Ausstieg. Menschen wie Sie geben uns mit ihrer Spende die Möglichkeit, langfristig dranzubleiben und Erfolge zu feiern. Bitte unterstützen auch Sie Greenpeace mit einer monatlichen Spende!

Ich unterstütze Greenpeace e.V.
mit einem Betrag von
Aktivist:innen von Greenpeace Belgien stellen einen riesigen "Taxonosaurus"-Dinosaurier vor dem Sitz der Europäischen Kommission und des Europäischen Rates in Brüssel auf, um gegen die mögliche Aufnahme von fossilem Gas und Atomenergie in die "Taxonomie" der EU zu protestieren.

Die erste Anhörung gegen das "Grüne" Label für Atomkraft und Erdgas in der EU-Taxonomie ist beendet. Greenpeace war vor Ort und zeigt im neuen Report: Das würde den Klimazielen der EU widersprechen.

mehr erfahren

Mehr zum Thema

Projektion zum Atomausstieg am AKW Isar 2
  • 16.08.2024

Atomkraft ist nicht nur riskant, sondern auch keine Lösung für die Energiekrise. Am 15. April 2023 wurden die deutschen Atomkraftwerke darum endgültig abgeschaltet, nun wurden Kühltürme gesprengt.

mehr erfahren
Atommeiler in Cattenom
  • 19.06.2024

Atomenergie ist ein volkswirtschaftliches Risiko, so eine aktuelle Greenpeace-Studie. Die Rechnung für unkontrollierte Kostensteigerungen und massive Verzögerungen begleichen die Steuerzahlenden.

mehr erfahren
Nuclear Action at EnBW in Germany
  • 24.05.2024

Tausende von Jahren sollte das „Versuchsendlager“ im ehemaligen Salzbergwerk Asse II sicher sein. Knapp vier Jahrzehnte später säuft es durch Wassereinbrüche ab, die Schachtanlage droht einzustürzen.

mehr erfahren
In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.
  • 26.04.2024

Am 26. April 1986 erschüttert eine Explosion das Atomkraftwerk Tschornobyl. Eine radioaktive Wolke verseucht die Region und zieht über Europa. Ursache sind menschliches Versagen und technische Mängel.

mehr erfahren
Greenpeace and BUND Naturschutz Celebrate Nuclear Phase-out in Munich
  • 12.04.2024

Vor einem Jahr ging das letzte AKW in Bayern vom Netz. Strom aus erneuerbaren Energien hat deutschlandweit Atomstrom ersetzt. Nur der Freistaat hinkt hinterher. Warum ist das so?

mehr erfahren
Projektion für den Atomausstieg am Atomkraftwerk Isar 2 bei Nacht
  • 09.04.2024

Happy Birthday, Atomausstieg! Auch wenn ein Jahr nach dem deutschen Ausstieg vielerorts eine “Renaissance der Atomkraft” herbeigeredet wird, laut einer aktuellen Studie sprechen die Fakten dagegen.

mehr erfahren