Atomaufsicht hat im Fall Asse II versagt
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Die Greenpeace-Plakate in Groß Denkte zeigen den niedersächsischen Umweltminister Hans-Heinrich Sander und den Asse-Gutachter Klaus Kühn. Beide sind verantwortlich für den Asse-Skandal und das geplante Atommüllendlager im Salzstock Gorleben. Hans-Heinrich Sander nimmt an der Podiumsdiskussion teil.
Sander muss von der Atomaufsicht in Niedersachsen entbunden werden, fordert Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. Die Asse ist einsturzgefährdet, aus rostenden Atommüllfässern tritt Radioaktivität aus. Diese gefährliche Situation wurde von Sander fünf Jahre lang verschwiegen. Wer bei der Atomaufsicht der Asse versagt und die Aufhebung des Moratoriums in Gorleben fordert, handelt unverantwortlich gegenüber den Menschen in der Region.
Greenpeace liegen Informationen zum Statusbericht des niedersächsischen Umweltministeriums vom September dieses Jahres vor. Aus dem Bericht geht hervor, dass im Jahr 2006 Hinweise auf die Einleitung kontaminierter Lauge in tiefere Bereiche des Asse-Bergwerks überlesen wurden. Zudem würden mehr Mitarbeiter für eine bessere Atomaufsicht benötigt.
{image}Der ebenfalls auf den Protestplakaten gezeigte Klaus Kühn war 1965 Gründungsmitglied und später Direktor des Instituts für Tiefenlagerung. Das Institut ist dem Asse-Betreiber angeschlossen, der Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF). 1967 hatte Kühn einen Wassereinbruch in der Asse mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen. Im Jahre 1988 kam es jedoch zu Wassereinbrüchen in das Atommülllager. Der emeritierte Professor war zuletzt wissenschaftlicher Leiter der Asse und hat die Landesregierung in Endlagerfragen beraten.
Kühn kennt das gefährliche Inventar der Asse seit über 40 Jahren, sagt Smital. Wissenschaftliche Fehleinschätzungen sind bei einem so gefährlichen Thema wie der Endlagerung nicht hinnehmbar. Wie Sander hat auch Kühn als Hauptgutachter für die Asse und auch für Gorleben versagt.
Aus Asse klug werden, heißt Gorleben vermeiden
Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, aus dem Asse-Skandal die Konsequenzen zu ziehen: Atommüll darf nicht in Salz eingelagert werden. Der Standort Gorleben ist nicht zu halten. Der dortige Salzstock hat geologische Schwächen und Kontakt zum Grundwasser.
In Gorleben fehlt auf einer Fläche von 7,5 Quadratkilometern das erforderliche Deckgebirge. Als Deckgebirge werden die über dem Salzstock befindlichen Gesteins- und Tonschichten bezeichnet. Wo sie fehlen, ist eine Trennung von Salzstock und Grundwasser nicht gegeben.
Salz ist zudem stark wasserlöslich. Dringt Wasser in einen Salzstock ein, löst es mehr und mehr Salz und verbreitert seinen Zuflussweg. So strömt immer mehr Wasser nach. Das Eindringen von Wasser in einen Salzstock muss daher unbedingt vermieden werden.
Der Salzstock Gorleben war als Standort von Beginn an umstritten. Doch obwohl keine Entscheidung vorliegt, werden dort seit Jahren Fakten geschaffen: Gleich nebenan im Zwischenlager Gorleben sammeln die AKW-Betreiber ihren hochradioaktiven Müll. Bis 2005 wurde er auf Schiene und Straße zuerst quer durch die Lande ins Ausland verfrachtet, um dort wiederaufbereitet zu werden. Der strahlende Rest kehrt mit den Castoren ins Land zurück.
Am heutigen Freitag startet in La Hague/Frankreich wieder ein Transport mit hochradioaktivem Atommüll nach Gorleben. Und tausende Kritiker stehen wieder bereit, um gegen diesen unverantwortlichen Leichtsinn zu demonstrieren. Wer sich dem Protest anschließen möchte, findet alle notwendigen Informationen auf der Website der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg.