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Der Atomaufsicht im nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium zufolge wurde der Mitarbeiter verletzt, als er einen als leer und gewaschen deklarierten Uranbehälter für eine Druckprüfung vorbereiten wollte. Der Behälter enthielt noch Reste von Uranhexafluorid (UF6), die bei den Arbeiten freigesetzt wurden. Der Mann wurde zur Beobachtung in die Uniklinik Münster eingeliefert.
Die Erklärung der Behörde macht den Atomphysiker und Greenpeace-Experten Heinz Smital misstrauisch. Es ist bekannt, dass Uranbehälter nie vollständig entleert werden können. Daher sind immer besondere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Der Vorgang lässt auf grobe Probleme in der Sicherheitskultur schließen.
Uranhexafluorid ist hochgefährlich. Es verbindet sich mit Wasser zu Flusssäure. Dafür genügt normale Luftfeuchtigkeit. Flusssäure ist weitaus aggressiver als Salzsäure. Schon Bruchteile eines Gramms Uranhexafluorid in der Atemluft sind tödlich. Ein einzelner Uranbehälter enthält 12,5 Tonnen UF6.
Atomkraft – nicht nur im AKW eine Gefahr
{image}Wer Atomkraftwerke betreibt, nimmt wissentlich eine Produktionskette in Kauf, die von Anfang bis Ende tödliche Risiken in sich trägt. Nicht nur die Reaktoren selber sind gefährlich. Die Kette beginnt beim Abbau des Uranerzes im Bergwerk und führt von dort weiter in die direkt benachbarten Uranmühlen, wo das Natururan aus dem Gestein gelöst und zu pulverartigem Yellowcake verarbeitet wird. Hauptlieferländer sind Kanada, Australien, Russland, Südafrika, Niger.
Von der Mühle geht es in die Konversionsanlage, beispielsweise am Standort Tricastin bei Pierrelatte/Frankreich. Dort wird aus Yellowcake Uranhexafluorid hergestellt. Nur in dieser chemischen Form lässt sich das Uran zu AKW-Brennstoff aufbereiten. Das wiederum geschieht in Anlagen wie Gronau.
Die Gronauer Fabrik wird von der Holdinggesellschaft Urenco Ltd betrieben. Anteilseigner sind zu je einem Drittel der britische und der niederländische Staat. Das letzte Drittel halten gemeinsam die Energiekonzerne RWE und E.ON. Die Urenco betreibt noch zwei weitere Anreicherungsanlagen, eine gleich hinter der Nachbargrenze im niederländischen Almelo, eine in Capenhurst/Großbritannien. Die Gesellschaft beliefert weltweit Länder mit angereichertem Uranhexafluorid. Hierzulande führt der Weg von Gronau vor allem nach Lingen, wo das angereicherte UF6 zu Brennelementen für deutsche Kernkraftwerke verarbeitet wird.
{image}Per Schiff, Bahn oder LKW wird das gefährliche Material in jeglicher Form tausende Kilometer transportiert. Nicht nur im Kernkraftwerk, überall im Verarbeitungsprozess bleiben gefährliche Abfallprodukte zurück. Auch diese werden zu einem großen Teil wieder tausende Kilometer weit gefahren. Ungeschützte Atomtransporte rollen beinahe täglich auch durch Deutschland.
Hinterlassenschaften der Atomindustrie - ein Ausschnitt
In der Stadt Akokan im Niger sind ganze Straßen radioaktiv verseucht. Der französische Atomkonzern Areva hat sie mit radioaktivem Schutt aus den nahegelegenen Uranminen gebaut. Im russischen Sewersk rosten tausende Fässer mit abgereichertem Uranhexafluorid unter freiem Himmel vor sich hin. Die Abfälle kommen von der Urenco, auch aus Gronau. Im Atomkomplex Tricastin gelangte 2008 unter anderem Uranhexafluorid durch ein defektes Ventil in einen Abwasserkanal und verseuchte den umliegenden Boden.
In Deutschland droht die wilde Müllkippe der Atomindustrie, Asse II, das Grundwasser der Region zu verseuchen. Der Steuerzahler soll für die Sanierung blechen und zwar schnell, denn viel Zeit bleibt nicht mehr. Eine weitere Atommüllkatastrophe könnte in Gorleben drohen, wenn die Endlagerpläne nicht gestoppt werden.
Atomenergie ist hochgefährlich und unbeherrschbar. Die Energiekonzerne machen Profit auf Kosten der Gesundheit der Bürger, sagt Smital. Angela Merkel sollte die Menschen schützen und nicht ihre Sicherheit an die Atomkonzerne verkaufen. Greenpeace hat im Energie-Szenario Der Plan dargelegt, dass ein Atomausstieg bis 2015 möglich wäre.