Anti-Atomkraft-Demonstration in der Normandie
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Ursprünglich waren sogenannte EPRs – kurz für „European Pressurized Water Reactors“ – der Stolz der französischen Atomindustrie. In deren Hoffnung sollten diese Druckwasserreaktoren, in denen das Kühlwasser nicht siedet, zu Flaggschiffen der Branche werden – die Realität sieht anders aus. Der Neubau des Atomkraftwerks Flamanville in der Normandie, das sich der Technik bedient, ist geplagt von Bauverzögerungen, Kostenexplosionen und Sicherheitsproblemen.
Französische Greenpeace-Aktivisten haben genug von den Ausflüchten ihrer Regierung, die zwar einen Ausbau der Erneuerbaren Energien verspricht, aber sich nicht von der gefährlichen, teuren und überholten nuklearen Technologie lossagt. Seit heute Morgen protestieren die Umweltschützer bei Caen auf einer Strecke, auf der ein spezieller Konvoi unterwegs ist: Er soll einen Deckel für das im Bau befindliche Reaktorgehäuse für Flamanville-3 liefern – obwohl selbst Mindestanforderungen an die Sicherheit der Anlage nicht erfüllt sind. Derzeit steht der Lasttransport.
Vom Vorzeigestandort zum Sinnbild des Versagens
Der weltweit zweitgrößte Stromerzeuger EDF möchte trotz vieler ungeklärter Fragen mit der Lieferung Tatsachen schaffen. Dabei entdeckte im vergangenen April eine Inspektion der französischen Behörde für nukleare Sicherheit „schwerwiegende“ und „sehr schwerwiegende“ Unregelmäßigkeiten in der Zusammensetzung des Stahls, der beim Bau des Reaktorgehäuses verwendet wurde. Vom Vorzeigestandort ist Flamanville zum Sinnbild des Versagens der Atomindustrie geworden.
Bei den europäischen Nachbarn wachsen Erneuerbare Energien schneller als in Frankreich. Weil EDF weiter in alternde Atomreaktoren investiert, fehlt das Geld andernorts, nämlich beim Ausbau sauberer Stromquellen. So ist die Energiewende in Frankreich nicht zu schaffen, obwohl der Gesetzgeber sie vorschreibt: Innerhalb der nächsten zehn Jahre will Frankreich seinen Atomstromanteil von 75 auf 50 Prozent reduzieren, 2030 sollen Erneuerbare 40 Prozent des Energiebedarfs decken.
Die Greenpeace-Aktivisten fordern Staatspräsident Hollande auf, endlich zu handeln und EDF auf Zukunftskurs zu bringen: Der Energiekonzern muss seine Strategie mit der französischen Energiepolitik in Einklang bringen, nur so schafft das Land die Energiewende und erhält die Arbeitsplätze im Energiesektor. Atomkraft ist eine Sackgasse: Dieser Einsicht muss sich auch Frankreichs größter Stromversorger stellen.