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In dem bisher allgemein akzeptierten Konzept wird die Temperaturentwicklung bei der Endlagerung hochradioaktiven Abfalls als Vorteil bezeichnet. Bis auf rund 150 Grad Celsius sollen die Felstunnel im Yucca-Mountain in der Wüste von Nevada durch die eingelagerten Behälter erhitzt werden. Der seit Jahren nicht erkannte Denkfehler dabei: Die Hitze bringt nicht jedes Wasser sofort zum Verdampfen.
Auf diese Weise werden die Schutzbehälter nicht in der benötigten vollkommener Trockenheit lagern. Zudem laufen bei höheren Temperaturen die Reaktionen, an denen Wasser beteiligt ist, beschleunigt ab. Zusammen mit dem salzigen Staub in den Tunneln wird es zur Korrosion kommen. Folge: Die Behälter können undicht werden.
So frappierende Fehler im Konzept passieren jedoch keineswegs nur in den USA. Im April 2002 musste die Herstellerfirma für die Castor-Behälter erstmals einräumen, bei einer Computersimulation zu einem falschen Ergebnis gekommen zu sein, erklärt Greenpeace-Atomexpertin Susanne Ochse. Der durch Simulation erbrachte Nachweis der Sicherheit für die Schweißnaht des so genannten Fügedeckels erwies sich als unhaltbar.
Hintergrund: Das Computer-Szenario beruhte auf Werten, die man bei praktischen Tests gewonnen hatte, die vor 20 Jahren an anderen Behältertypen mit zum Teil anderen Werkstoffen und abweichender Konstruktion vorgenommen worden waren.
Schon im nächsten Monat werden wieder Castor-Behälter durch Europa rollen. Ihr Ziel: Das Zwischenlager in Gorleben. Atomindustrie und einige Politiker würden dort auch gern ein Endlager für den deutschen Atommüll errichten. Dabei geben sie sich der trügerischen Sicherheit hin, die der dortige Salzstock bieten soll.
Der Salzstock in Gorleben ist geologisch für die Lagerung von Atommüll völlig ungeeignet, sagt Susanne Ochse. Wenn die Bundesregierung dort Atommüll vergräbt, setzt sie die Trinkwasserversorgung kommender Generationen aufs Spiel.
Eine bekannte Tatsache ist: Der Salzstock ist nicht sicher, weil er nicht komplett vom Wasserkreislauf getrennt ist. Es besteht das Risiko, dass sehr kleine radioaktiv strahlende Teilchen aus einem - eventuellen - Endlager in das Grundwasser gelangen.
Wenn Menschen dieses Wasser trinken, würden sie innerlich verstrahlt werden. Die medizinischen Folgen von Verstrahlung können in jedem Medizin-Lexikon nachgeschlagen werden: Immunerkrankungen, Krebs, Tod.
Greenpeace erwartet für die Woche ab dem 10. November 2003 einen weiteren Transport mit zwölf Castoren aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague. Susanne Ochse warnt deshalb: Jeder weitere Castor im Zwischenlager Gorleben erhöht das Risiko, dass auch das geplante Endlager dort in Betrieb genommen wird - mit unkalkulierbaren Risiken für die Region.