Greenpeace reicht Klage ein gegen AKW Gundremmingen
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Es ist „unheilbar fehlerhaft“, das AKW Gundremmingen, so die Greenpeace-Anwälte in ihrer Anklageschrift. Soll heißen: Nachrüsten nutzt nichts, die Meiler sind und bleiben unzumutbar gefährlich, da kann man machen, was man will. Und weil der Staat Gefahren von seinen Bürgern abwenden muss, reicht Greenpeace heute gemeinsam mit Anwohnern aus der Nähe des AKW Klage ein am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. Auf dass für beide Blöcke die Betriebsgenehmigung widerrufen wird.
Denn die letzten in Deutschland noch laufenden Siedewasserreaktoren haben mehrere Sicherheitslücken, die das Kraftwerk zu einem der riskantesten noch laufenden AKW in Deutschland machen. Zum einen ist es nicht ausreichend gegen Erdbeben geschützt. Dass die 1984 in Betrieb genommene Anlage außerdem Mängel bei den Notkühlsystemen hat, macht sie noch gefährlicher. Zum anderen ist der Betonmantel nicht dick genug, um die Meiler gegen Terrorakte wie etwa einen gezielten Flugzeugabsturz zu schützen. Auch andere Anschläge sind denkbar, bei denen es zu einer Kernschmelze kommen könnte, durch die ganze Landstriche hochgradig verstrahlt würden.
Mehr als Restrisiko
Und Terrorangriffe laufen nicht unter Restrisiko, mit dem man halt leben muss. Das Bundeskriminalamt hat bereits 2007 in einer Stellungnahme terroristische Angriffe auf ein Atomkraftwerk als „insgesamt zwar gering wahrscheinlich“ angesehen. Es befand jedoch, dass diese Gefahr „letztendlich in Betracht gezogen werden muss“. „Deswegen sind wir und unsere Anwälte der Überzeugung, dass Gundremmingen nicht weiter betrieben werden darf“, so Heinz Smital, Greenpeace-Experte für Atomenergie.
Denn das Alt-Kraftwerk an der Donau zwischen Dillingen und Günzburg hat eine weitere eklatante Sicherheitsschwäche: Die Abklingbecken für abgebrannte Brennelemente liegen außerhalb des Schutzmantels. Somit sind sie ein leichtes Ziel zum Beispiel für einen terroristischen Angriff, wie Greenpeace Frankreich kürzlich ausführlich in einem Sicherheitsreport dargelegt hat. Denn reißt die dünnwandige Außenhülle des Abklingbeckens, könnte der Verlust des Kühlwassers nicht ausgeglichen werden. Dann würden sich die abgebrannten Brennelemente so stark erhitzen, dass es zu einer Wasserstoffexplosion kommen kann. Dabei könnte bis zu 100-mal mehr hochgradig strahlendes Cäsium 137 in die Umgebung geschleudert werden als bei der Atomkatstrophe in Fukushima.
Block B des AKW Gundremmingen soll übrigens laut Atomausstiegsgesetz Ende dieses Jahres vom Netz gehen, sein baugleicher Zwilling Block C aber nicht. „Das ist absurd“, so Smital. „Sämtliche Risiken gelten für beide Blöcke gleichermaßen. Deswegen haben wir jetzt Klage eingereicht. Damit auch Block C so schnell wie möglich abgeschaltet wird.“