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Mit zwölf zusätzlichen Castoren im Zwischenlager Gorleben, sagte Edler, hat die Bundesregierung heute zwölf weitere Pflöcke eingeschlagen für die Einrichtung eines Endlagers im benachbarten Salzstock. Das ist grob fahrlässig. Denn Schröder und Trittin wissen, dass der Salzstock niemals ein sicheres Endlager sein wird, weil der Atommüll dort langfristig das Grundwasser verseuchen kann.
Seit 1981 ist wissenschaftlich erwiesen, dass der Salzstock Gorleben als Endlager für Atommüll geologisch nicht geeignet ist. Es fehlt die durchgehende abdichtende Tonschicht zwischen Salzstock und Grundwasser.
Wie in den letzten Jahren protestierten entlang der Route wieder Tausende Menschen gegen den Transport der Atommüllbehälter ins Wendland. Allein in der Ortschaft Grippel blockierten etwa 500 Menschen elf Stunden lang die Straße. Insgesamt rund 350 Menschen wurden vorübergehend festgenommen.
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Hamburg/Dannenberg (mir) - UPDATE: Mit einem gellenden Pfeifkonzert haben Atomkraftgegner den Castortransport mit hochradioaktivem Atommüll aus der Plutoniumfabrik im französischen La Hague am Verladekran in Dannenberg begrüßt. Dort wurde sofort mit dem Umsetzen von den Waggons auf Tieflader begonnen.
Nachdem der Atommülltransport bereits mit mehrstündiger Verspätung eingetroffen ist, wird geschätzt, dass der Verladevorgang weitere sechs Stunden in Anspruch nehmen wird. Wann genau die Castorbehälter mit ihrer Strahlenfracht über eine Straßenstrecke zum Zwischenlager in Gorleben aufbrechen werden, ist noch unklar.
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Hamburg/Wendland (mir) - Trotz massiver Polizeibegleitung gelingt dem Castortransportzug nicht die glatte Durchfahrt zum Verladekran in Dannenberg. Am Dienstagmorgen erreichte der Zug den Bahnhof von Lüneburg, wo er einen kurzen Rangierstopp einlegen musste. Als er sich danach wieder in Bewegung setzte, um den letzten Teil der Fahrt anzutreten, stießen die begleitenden Beamten der Polizei und des Bundesgrenzschutz auf den anwachsenden Widerstand der Atomgegener.
In Lüneburg begaben sich kurzzeitig mindestens 70 Protestierende auf die Gleise. Es kam zu Rangeleien mit den Sicherheitskräften. Die Beamten räumten schließlich noch vor Eintreffen des Castor-Zugs die Strecke und nahmen einige der Atomgegner fest. Auch auf anderen Abschnitten des letzten Streckenstücks versuchen immer wieder Protestierende sich den Gleisen zu nähern, werden jedoch von den Polizeikräften rigoros zurückgedrängt - teilweise durch berittene Polizei.
Rund 150 Menschen hatten sich bei Rohstorf auf die Gleise gesetzt. Einzelne Umweltaktivisten wurden gefesselt abgeführt. In Tangsehl haben sich zwei Protestierende angekettet. Sie wurden aber von den Polizeikräften kurz vor Durchfahrt des Castortransports entfernt. Nach Augenzeugenberichten fährt der Zug sehr langsam.
Einen unfreiwilligen Aufenthalt bescherten in der Nacht zu Dienstag zwei Atomkraftgegner dem Castortransport. Sie hatten unter die Gleise ein Metallrohr geschoben und sich aneinander gekettet. Zwei Stunden Pause für den Castor-Zug in Baden-Württemberg waren die Folge.
Am Montagabend hatten sich Landwirte bei der Ortschaft Groß Gusborn mit 15 Traktoren auf der Straße aufgebaut. Durch den Ort führt eine der möglichen Transportrouten der Atommüllbehälter. Die Polizeikräfte stellten daraufhin bis zu drei Dutzend Traktoren sicher. Die Nutzfahrzeuge seien zur Gefahrenabwehr und Verhinderung möglicher Straftaten sicher gestellt worden, teilte die Polizei mit.
Kopfzerbrechen bereitet den Verantwortlichen die Unterspülung eines Straßenabschnitts auf der möglichen Transportstrecke. Nach Informationen der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg hat sich auf der so genannten Nordstrecke ein Wasserschaden ereignet. Nachdem er noch am Montagabend behoben und gesichert wurde, fand man am Dienstagmorgen an der gleichen Stelle wieder einen Schaden an der Wasserleitung, die bis zur Mitte der Straße reicht.
Fachleute prüfen nun die Tragfähigkeit und Belastbarkeit der Straßendecke. Es wird erwogen, den Asphaltbelag aufzufräsen und zu erneuern.
Die zwölf Castoren sollen nach dem Eintreffen in Dannenberg in einer mehrstündigen Prozedur auf LKW verladen werden. Anschließend könnten sie ins Zwischenlager Gorleben gebracht werden, wo sie zum Abkühlen 40 Jahre lang oberirdisch gelagert werden. Für die endgültige Unterbringung ist bislang der Salzstock Gorleben vorgesehen, der dafür mangels ausreichender Abdichtung zum Grundwasser aber ungeeignet ist. Tatsächlich ist weit und breit kein sicheres Endlager für den strahlenden Müll in Sicht.
Die Atomtransporte sollen vertuschen, dass niemand weiß, wohin mit dem gefährlichen Müll, sagt Greenpeace-Atomexpertin Susanne Ochse in Valognes. Umso fahrlässiger ist, dass die Bundesregierung das Problem immer noch aussitzt.
Greenpeace fordert, das Problem an der Wurzel zu packen. Die Atomkraftwerke müssen abgeschaltet werden. In Deutschland muss die Suche nach einem sicheren Endlager für den Atommüll wieder neu aufgenommen werden. (sit)
Bilder vom Castortransport 2003