Deutscher Atommüll nach Majak?
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Majak ist einer der am schlimmsten verstrahlten Orte der Welt. Bald könnte auch deutscher Atommüll die Region im Ural verseuchen. Die sächsische Landesregierung will die abgebrannten Brennelemente aus dem früheren Forschungsreaktor Rossendorf in die Wiederaufarbeitungsanlage Majak schaffen lassen. Seit 2005 lagern sie im Zwischenlager Ahaus.
In Russland werden flüssige heiße Atomabfälle aus der Wiederaufarbeitung mehr als 200 Meter tief in die Erde injiziert. Üblich ist diese Praxis in der Nähe der Atomanlagen von Tomsk, Dimitrowgrad und Krasnojarsk. In einem neuen Gesetz Über den Umgang mit radioaktiven Abfällen soll das Verfahren jetzt rechtlich abgesichert werden. Die zweite Lesung des Gesetzes war für den 17. November vorgesehen, wurde aber angesichts der Proteste in Russland und Deutschland gegen den geplanten Atommülltransport vertagt. Bis Ende 2010 soll es aber verabschiedet werden.
Die 951 Brennelemente aus Rossendorf sind sowjetischer Herkunft. Medienberichten zufolge hat Russland eine Rücknahmepflicht aus internationalen Abkommen. Diese ende aber, wenn die Transporte nicht spätestens Ende 2010 beginnen und bis zum 16. April abgeschlossen seien. Hamburg und Bremen haben einen Transport über ihre Häfen bereits abgelehnt.
Deutscher Atommüllexport nach Russland illegal
Greenpeace fordert die sofortige Offenlegung des geheimen Vertragsentwurfs zwischen der sächsischen Regierung und dem russischen Staatskonzern RosAtom. Auch der Staatsvertrag zwischen der Bundesregierung und der Regierung der Russischen Föderation soll veröffentlicht werden.
"Wir haben die Nase voll von Geheimverträgen zu Atomfragen. Atomminister Röttgen und das Land Sachsen müssen jetzt alle Papiere offen auf den Tisch legen", sagt Greenpeace-Atomexperte Tobias Münchmeyer. "Atommüll in ein Land zu schicken, das radioaktive Abfälle einfach unter die Erde pumpt, ist wahnwitzig. Kein anderes Land der Erde geht so arglos mit Atommüll um wie Russland. Sächsischer Atommüll hat dort nichts zu suchen."
Der geplante Transport von Ahaus nach Majak ist nach deutschem Recht illegal. Das deutsche Atomgesetz regelt in Paragraph 9a, dass radioaktiver Müll schadlos verwertet oder als radioaktive Abfälle geordnet beseitigt werden (direkte Endlagerung) muss. Das schließt die in Majak beabsichtigte Wiederaufarbeitung der sächsischen Brennelemente aus. Darüber hinaus verstieße die Ausfuhr des Atommülls gegen den Grundsatz der Bundesregierung sowie der Vorgängerregierungen, beim Umgang mit Atommüll nach dem Prinzip der nationalen Verantwortung zu verfahren.
Majak - der alltägliche GAU
Der Atomkomplex Majak an der russisch-kasachischen Grenze war ab den 1940er Jahren das Zentrum der sowjetischen Plutonium-Gewinnung und Atomwaffen-Herstellung. Im September 1957 führte ein defektes Kühlsystem zur Katastrophe: Ein Tank mit hochradioaktiver Flüssigkeit explodierte, eine gewaltige radioaktive Wolke stieg auf und verseuchte große Teile der Region. Tausende Menschen starben, Dörfer und Städte mussten umgesiedelt werden.
Das Unglück wurde bislang nur von Tschernobyl übertroffen. Kleinere Havarien jedoch waren an der Tagesordnung, schon der alltägliche Betrieb war eine permanente Umweltkatastrophe. Flüssige radioaktive Abfälle wurden viele Jahre lang in die Tetscha geleitet. Der Fluss versorgte 120.000 Menschen mit Trinkwasser. Die gesundheitlichen Folgen waren verheerend. Im Dorf Musljumowo, 30 Kilometer vom Atomkomplex entfernt, gibt es bis heute kaum gesunde Menschen.
"Es ist nicht nur unmoralisch sondern auch ungesetzlich, deutschen Atommüll nach Russland abzuschieben. Atomminister Röttgen muss diesen Transport stoppen", sagt Tobias Münchmeyer. Die Umgebung der Atomanlage in Majak gehört schon heute zu den am stärksten verstrahlten Regionen der Erde.