Jetzt spenden
Drei junge Frauen vor Windrad und Solar-Panels in der Energie-Kommune Saerbeck
Bente Stachowske / Greenpeace

Greenpeace kritisiert EEG-Reform

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Das historische Klimaschutzabkommen von Paris gibt eine klare Fahrtrichtung vor. Um den Klimawandel unter Kontrolle zu halten, muss die Energiegewinnung bereits in den kommenden Jahrzehnten auf 100 Prozent Erneuerbare umgestellt werden. Wie dies aussehen kann hat Greenpeace in der Energiestudie „Der Plan“ dargestellt. Doch statt den in der Öffentlichkeit geforderten Ausstieg aus der Kohlekraft vorzubereiten, bremst Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) plötzlich die Erneuerbaren Energien aus. Statt einer notwendigen Beschleunigung der Energiewende wird deren Ausbau nun begrenzt – so sieht es zumindest der Gesetzesvorschlag für eine Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) vor.

EEG-Reform setzt Engagement der Bürger aufs Spiel

Die Reform des EEG bringt große Änderungen: Ab 2017 sollen Wind auf See und an Land sowie Freiflächen für Photovoltaik über ein Ausschreibungsmodell vergeben werden. Was dabei offenbar nicht bedacht wurde: Einer der bislang zentralen Erfolgsfaktoren für die Energiewende und ihre Akzeptanz hierzulande ist das starke Engagement von Bürgerinnen und Bürgern. Dies wird mit der jetzigen Novelle des EEG aufs Spiel gesetzt.

Kleine Akteure wie Bürgerenergieprojekte und Genossenschaften haben bisher einen erheblichen Anteil der Energiewende geschultert und stark in Erneuerbare Energien investiert. Die hohen finanziellen Risiken von Ausschreibungen können sie jedoch nicht stemmen. Aber die Beteiligung der Bürger war der Garant für den zügigen Ausbau der Erneuerbaren Energie. Greenpeace fordert, die Beteiligung der Bürger und Energiegenossenschaften zu erhalten, statt neue Hürden aufzubauen. Mindestens muss der EU-rechtliche Spielraum von dem kostenaufwendigen Ausschreibesystem befreit werden – das muss für bis zu sechs Anlagen mit bis zu 18 Megawatt gelten.

Andasol Solar Anlage in Südspanien, Mai 2009

"Eine Energieversorgung auf Basis der Erneuerbaren Energien ist nicht möglich" - diese Behauptung wird von der aktualisierten Studie "Energie [R]evolution: Ein nachhaltiger Weltenergieausblick" ein weiteres Mal entkräftet. Ergebnis des Konzepts von Greenpeace und dem Europäischen Dachverband der Industrie für Erneuerbare Energien (EREC): 80 Prozent der weltweit benötigten Energie können 2050 mit Erneuerbaren Energien abgedeckt werden. Wenn zusätzlich Energie eingespart wird, können die globalen CO2-Emissionen dadurch um mehr als 80 Prozent sinken.

mehr erfahren

Geplanter Ökostromausbau verfehlt Klimaschutzziel

Zudem reichen die Ausbauziele für die Erneuerbaren Energien, die im Gesetzesentwurf dargelegt sind, bei weitem nicht aus, um das international zugesagte Zwei-Grad-Ziel für eine Begrenzung der globalen Erwärmung zu erreichen. Nur Monate nachdem auf der Pariser Klimakonferenz 2015 globale Klimaschutzziele verabschiedet worden sind, wird das Erneuerbare-Energien-Gesetz nun abgeschwächt – und zwar derart, dass die Stromerzeugung aus Kohle, Gas und Atom im deutschen Strommarkt für die nächsten zehn Jahre auf mindestens 55 Prozent festgeschrieben ist. Die im Gesetzentwurf festgelegten Ausbau-Obergrenzen für Ökostrom von 40 bis 45 Prozent bis 2025 lehnt Greenpeace ab. Stattdessen müssen sich die Ausbauziele für die Erneuerbaren an den Notwendigkeiten des Klimaschutzes orientieren. In einem ambitionierten Ausbauszenario, wie es in „Der Plan“ dargelegt ist, liegt die notwendige Zielmarke hier bei rund 60 Prozent.

Und auch aus ökonomischer Sicht ist eine schnellere Energiewende geboten. Die Erneuerbaren-Branche sorgt inzwischen für mehr als 350.000 Jobs, die Energiewende trägt zur regionalen Wertschöpfung bei und generiert Einnahmen für die Kommunalhaushalte. Mit dem geplanten harten Ausbremsen der Windkraft an Land droht – neben der Photovoltaik – eine weitere Erneuerbare-Technologie an den Rand gedrängt zu werden, einhergehend mit dem Verlust von qualifizierten Arbeitsplätzen.

Für Greenpeace ist deshalb klar, dass die Novelle des EEG vor allem einen Effekt hat: Durch sie wird die Energiewende langsamer, teurer und ungerechter. 

Datum

Mehr zum Thema

Wärmepumpe
  • 26.09.2024

Wärmepumpen sind das A und O, um Heizen klimaneutral zu bekommen. Aber wie geht der Einbau? Was kostet das? Und ist so eine Wärmepumpe nicht laut? Hier finden Sie Antworten auf gängige Fragen.

mehr erfahren
Windpark at Haarberg
  • 17.07.2024

Bayern ist bei der Windenergie weiter Schlusslicht. Warum es so wenig Windkraft in Bayern gibt, weshalb und wo sie sinnvoll ist und wie Greenpeace Bayern Söder und Aiwanger auf die Finger schaut.

mehr erfahren
Sonnenblume und Windmühle in der Nähe von Wismar in Brandenburg.
  • 04.07.2024

Wie finde ich den richtigen Stromanbieter? Diese Frage stellen sich viele. Denn Stromgewinnung aus fossiler Energie schädigt das Klima und die Umwelt.

mehr erfahren
Aktive protestieren mit Windrädern gegen zu wenig Windkraftausbau in Bayern
  • 29.08.2023

Klimaneutralität bis 2040 – das hat sich die bayerische Landesregierung auf die Fahne geschrieben. Passiert ist bisher viel zu wenig, deshalb hijacken Greenpeace-Aktive ihre Fahne jetzt.

mehr erfahren
Flutwohnung Berlin, zerstörter Küchenschrank
  • 19.07.2023

Während die Politik lang und breit über Klimaschutz debattiert, zeigen Greenpeace-Aktive mit einer Flut-Installation, was Klimakrise in Deutschland bedeutet. Erst in Berlin, und nun in Hamburg.

mehr erfahren
Renewable Energy Farm in Germany
  • 05.07.2023

Die Energiewende könnte Bayern günstigen und klimafreundlichen Strom bringen und den Wirtschaftsstandort sichern. Doch seit Jahren arbeitet die Staatsregierung gegen den Ausbau der Windkraft.

mehr erfahren