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Das von Greenpeace veröffentlichte Szenario zur Entwicklung der Energieversorgung durch Erneuerbare Energien bis zum Jahr 2050 ist das optimistischste der von Martinot untersuchten. Doch es ist realistisch, wie er im Gespräch mit uns betont: "Es gibt keine Rechtfertigung mehr dafür, wie noch vor zehn oder fünfzehn Jahren über einen Anteil von 25 Prozent der Erneuerbaren Energien an der Energieversorgung zu reden. Schon die unterste Grenze wird bei 30 bis 50 Prozent liegen und wir können bis 2050 mit Sicherheit um die 80 Prozent erreichen." Greenpeace prognostiziert einen Anteil von 82 Prozent im Jahr 2050.
Martinot sprach in langwieriger und mühseliger Arbeit mit rund 170 Experten der Branche, analysierte 50 kürzlich publizierte Szenarien sowie Veröffentlichungen von Energieversorgern, Öl- und Gasfirmen und Autoherstellern, um zu einem Gesamtbild zu gelangen. Sein Ziel: Die gesamte Bandbreite plausibler Möglichkeiten für die Zukunft Erneuerbarer Energien abzubilden. Aus über 1000 Seiten handgeschriebener Gesprächsnotizen hat Martinot die entscheidendsten Informationen destilliert und kompakt dargestellt. Der Report beinhaltet eine Reihe von "großen Debatten", die die Zukunft der Erneuerbaren Energien bestimmen.
Debatte um Erneuerbare Energien ist veraltet
Die drei wichtigsten Ergebnisse seiner Recherchen sieht Martinot erstens in der Feststellung, dass die heutige globale Wahrnehmung und Debatte über Erneuerbare Energien völlig veraltet ist. "Wir denken immer noch wie in den Neunzigern", so Martinot. Dabei geht es längst nicht mehr darum, ob, sondern wie schnell und in welchen Ausmaße sich Erneuerbare Energien etablieren.
Zweitens, so Martinot, handele es sich bei der Implementierung von Erneuerbaren Energien längst "nicht mehr um eine Frage der Technologie oder der Wirtschaftlichkeit". Es gehe viel mehr um die (Neu-)Ausrichtung von politischen und unternehmerischen Richtlinien. Martinot sieht drittens für die nächsten fünf bis zehn Jahre eine "Explosion" dieser neuen Richtlinien zu Erneuerbaren Energien in Politik und Wirtschaft auf uns zukommen. Die sind auch dringend notwendig.
Nicht nur die Politik, auch Netzbetreiber und Energiekonzerne werden umdenken müssen, denn der Vormarsch der Erneuerbaren Energien ist - zum Glück - kaum mehr aufzuhalten. Doch noch ist nicht alles in trockenen Tüchern, denn die zukünftigen politischen Rahmenbedingungen und neuen Geschäftsmodelle für Erneuerbare Energien müssen erst erarbeitet werden. Eric Martinot vergleicht das mit den Umstrukturierungen durch die Liberalisierung der Strommärkte in den Neunziger Jahren.
Die seit 2007 in regelmäßigen Abständen veröffentlichte Greenpeace-Studie "energy [r]evolution" ist heute laut Martinots Report die "am weitesten anerkannte und gründlichste Prognose einer die Erneuerbare Energien unterstützenden Organisation". Der Report, der sich in sechs Teilaspekte gliedert, nennt Greenpeace Szenarien immer wieder als die visionärsten - denn auch Martinot glaubt, dass sehr viel mehr erreichbar ist, als gegenwärtig allgemein erwartet. "Das alles spielt sich direkt vor unserer Nase ab, nicht irgendwann in der fernen Zukunft", stellt er klar.