Jetzt spenden
Braunkohlekraftwerk Niederaussem in Nordrhein-Westfalen
Paul Langrock / Greenpeace

Klimaschutz: Bundesregierung müsste dreimal mehr Kohlekraftwerke abschalten

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Deutschland hat ein Klimaziel: Der CO2-Ausstoß soll bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden. Für den Stromsektor plant die Regierung aber offensichtlich nur eine Reduktion um 34 Prozent. Um das Klimaziel zu erreichen, müsste die Regierung dreimal so viele Braunkohlemeiler abschalten wie beabsichtigt. Das ist das Ergebnis einer von Greenpeace beauftragten Studie des Institut Energy Brainpool. „Dabei hat der Stromsektor die höchsten und kostengünstigsten Minderungspotenziale“, sagt Tobias Austrup, Experte für Energie bei Greenpeace. „Insbesondere die Braunkohlekraftwerke haben in den vergangenen zehn Jahren nichts zum Klimaschutz beigetragen.“

Für den Stromsektor plant die Regierung derzeit, 2,7 Gigawatt Kraftwerksleistung vom Markt zu nehmen. Diese sollen aber als Reserve am Netz bleiben – dafür würden die Energieversorger eine Entschädigung von 600 Millionen Euro jährlich erhalten. Zahlen soll das der Stromkunde. Da es keine Kraftwerke in einer Reserve braucht, verstößt der Reserve-Plan der Bundesregierung aber gegen EU-Recht, wie Greenpeace unlängst nachgewiesen hat.

Vielmehr müssten insgesamt 8,6 Gigawatt Kohlekraft direkt abgeschaltet werden, um den Stromsektor angemessen am Klimaschutz zu beteiligen, wie das Institut Energy Brainpool nun vorgerechnet hat. Zu den geplanten 2,7 Gigawatt müssten Merkel und ihr Energieminister Gabriel also 5,9 weitere Gigawatt der Dreckschleudern direkt abschalten – ohne sie als Notreserve vorzuhalten. Sonst drohen dem Weltklima aus Deutschland 25,3 Millionen Tonnen mehr Treibhausgase.

Kanzlerin der Kohle

Wie passt das zum Image der Klimakanzlerin Merkel - für die sie sich auf internationaler Bühne gerne ausgibt? „Mit ihrem Schongang für die Kohlelobby steht die Kanzlerin bei der Weltklimakonferenz in Paris unglaubwürdig da.“, resümiert Austrup. In der Tat verliert Merkels internationale Klimapolitik an Glaubwürdigkeit, wenn sie zu Hause die Kohleindustrie hofiert.

Denn der Plan der Bundesregierung ist nicht dem Umstand geschuldet, dass Deutschland die Energiewende nicht kann. Es fehlt der Wille, den Stromsektor für das Erreichen der Klimaziele in die Pflicht zu nehmen: Die dafür erforderlichen 8,6 Gigawatt Kohlekraft abzuschalten, wäre kein Problem für die sichere Versorgung von Industrie und Haushalten mit Elektrizität. Deutschland erzeugt weit mehr Strom, als es benötigt.

Genauso wenig ist nachvollziehbar, warum die stillzulegenden Kohlemeiler nicht konsequent abgebaut, sondern als Reserve weiter betrieben werden sollen. Sie sollen zwar keinen Strom liefern, aber – so die aberwitzige Begründung – im Notfall einspringen, wenn die Erneuerbaren Energien nicht genügend Strom produzieren. Dass sich schwerfällige Kohlekraftwerke nicht dafür eignen, kurzfristig Strom ins Netz zu speisen, ist kein Geheimnis. Dafür sind Gaskraftwerke deutlich besser geeignet. 

Reduktion von CO2-Emissionen in Deutschland durch Abschaltung von Kohlekraftwerken

Reduktion von CO2-Emissionen in Deutschland durch Abschaltung von Kohlekraftwerken

Anzahl Seiten: 22

Dateigröße: 715.55 KB

Herunterladen
Datum

Mehr zum Thema

Wärmepumpe
  • 26.09.2024

Wärmepumpen sind das A und O, um Heizen klimaneutral zu bekommen. Aber wie geht der Einbau? Was kostet das? Und ist so eine Wärmepumpe nicht laut? Hier finden Sie Antworten auf gängige Fragen.

mehr erfahren
Windpark at Haarberg
  • 17.07.2024

Bayern ist bei der Windenergie weiter Schlusslicht. Warum es so wenig Windkraft in Bayern gibt, weshalb und wo sie sinnvoll ist und wie Greenpeace Bayern Söder und Aiwanger auf die Finger schaut.

mehr erfahren
Sonnenblume und Windmühle in der Nähe von Wismar in Brandenburg.
  • 04.07.2024

Wie finde ich den richtigen Stromanbieter? Diese Frage stellen sich viele. Denn Stromgewinnung aus fossiler Energie schädigt das Klima und die Umwelt.

mehr erfahren
Aktive protestieren mit Windrädern gegen zu wenig Windkraftausbau in Bayern
  • 29.08.2023

Klimaneutralität bis 2040 – das hat sich die bayerische Landesregierung auf die Fahne geschrieben. Passiert ist bisher viel zu wenig, deshalb hijacken Greenpeace-Aktive ihre Fahne jetzt.

mehr erfahren
Flutwohnung Berlin, zerstörter Küchenschrank
  • 19.07.2023

Während die Politik lang und breit über Klimaschutz debattiert, zeigen Greenpeace-Aktive mit einer Flut-Installation, was Klimakrise in Deutschland bedeutet. Erst in Berlin, und nun in Hamburg.

mehr erfahren
Renewable Energy Farm in Germany
  • 05.07.2023

Die Energiewende könnte Bayern günstigen und klimafreundlichen Strom bringen und den Wirtschaftsstandort sichern. Doch seit Jahren arbeitet die Staatsregierung gegen den Ausbau der Windkraft.

mehr erfahren