Studie zeigt Ausmaß der Quecksilberbelastung in Deutschland
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Nächste Woche treffen sich Vetreter der EU-Staaten im spanischen Sevilla. Auf der Tagesordnung stehen auch die von der EU vorgeschlagenen Schadstoffgrenzwerte für Kohlekraftwerke. Bei Quecksilberemissionen sollen diese zehnmal höher sein als nötig. Dass auch die Bundesregierung diesen schwachen Vorschlag unterstützt, macht fassungslos: „Kohlekraftwerke verursachen 70 Prozent der Quecksilberemissionen in Deutschland“, erklärt Andree Böhling Greenpeace-Experte für Energie. „Die Technik ist da, um ihren Quecksilberausstoß um 80 Prozent zu reduzieren. Sie kostet noch nicht einmal viel. Das Nachrüsten würde lediglich mit einem Prozent der Stromerzeugungskosten zu Buche schlagen.“ Böhling fordert: „Die Politik muss endlich handeln und die Menschen vor den Giftstoffen schützen.“
Denn die Auswirkungen des Giftes sind schlimmer als bislang angenommen. Der Mediziner Peter Jennrich und der Experte für Toxikologie und Gefahrenstoffe Dr. Fritz Kalberlah haben im Auftrag von Greenpeace die Gesundheitsgefährdung durch Quecksilber untersucht. Die Experten kommen in Ihren Gutachten „Quecksilber: Die unterschätzte Gefahr“ zu einem eindeutigen Ergebnis: „Die Belastung für Mensch und Umwelt ist deutlich zu hoch, und es gibt dramatische Verdachtsmomente, dass Quecksilber neben neurologischen Schäden bei Kindern auch Krankheiten wie Alzheimer begünstigt“, so Kalberlah.
Bevölkerung ahnungslos
Das Ausmaß der chronischen Quecksilberbelastung wird laut Jennrich verharmlost. Schon geringe Quecksilbermengen im Körper könnten in Kombination mit anderen Schwermetallen gravierende Gesundheitsschäden hervorrufen. Diese Wechselwirkungen seien nicht ausreichend erforscht. Daher könne es auch keinen sicheren Aufnahmegrenzwert für Menschen geben.
„Besonders gefährdet sind Verbraucher, die viel mit Quecksilber belasteten Fisch essen“, sagt Böhling „Denn Quecksilber reichert sich über die Nahrungskette im Körper an.“ So landen Fische, die belastete Algen und Kleinstlebewesen gefressen haben, im Magen von größeren Fischen. Und diese stehen dann wiederum auf dem Speiseplan von Menschen. Untersuchungen aus Mecklenburg-Vorpommern zufolge überschreitet jeder dritte Schwertfisch, jede siebte Buttermakrele und jeder zwanzigste Thunfisch die vorgegeben Grenzwerte. Dass weltweit die Quecksilberemissionen wieder ansteigen und das Gift auch noch über Jahrhunderte in der Umwelt verbleibt, macht die Sache nicht einfacher. Jedes dritte Baby in der EU kommt heute bereits mit zu hohen Quecksilberwerten auf die Welt.
Deutschland hat also ein massives Quecksilberproblem. Doch den meisten Menschen ist das nicht klar. Wie auch – die Politik stimmt die Grenzwerte mit der verantwortlichen Industrie in Hinterzimmern ab, die Öffentlichkeit und Parlamente bleiben außen vor. Von den 352 Teilnehmern in Sevilla sind 192 Industrievertreter. Die griechische Delegation besteht sogar komplett aus Lobbyisten.
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Die 15 dreckigsten Kohlekraftwerke in Deutschland (Zahlen von 2013):
(HG: Quecksilber)