Jetzt spenden
Kohlelaster mit Aktivisten und Kohlehaufen vorm Bundeskanzleramt
Jan Zappner / Greenpeace

Kohle für die Kanzlerin

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Deutschlands Treibhausgasemissionen sind so hoch wie vor acht Jahren. Aktivisten fordern in Berlin: raus aus der Kohle – so schnell es geht.

Hat hier jemand eine Ladung Kohle bestellt? Zehn Tonnen Brennstoff kippten Greenpeace-Aktivisten heute vor der Einfahrt zum Bundeskanzleramt aus. Die Adresse stimmt schon: Weil die Regierung sich unverantwortlich viel Zeit beim Kohleausstieg lässt, bleiben schmutzige Kraftwerke am Netz und sind weitere Tagebaue in Planung. Die Bundeskanzlerin will Kohle? Dann kriegt sie welche – frei Haus.

Mit einem Banner unterstrichen die Aktivisten ihren Appell an die neue und alte Regierungschefin: „Raus aus der Kohle, Frau Merkel!“ lautet die Forderung. In zwölf Jahren Amtszeit kam die Bundeskanzlerin dieser Notwendigkeit kaum nach: „Angela Merkel verspricht viel beim Klimaschutz und hält bisher wenig“, kritisiert Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Klima. Das belegt eine heute veröffentlichte Greenpeace-Studie. Abgesehen von gebrochenen Versprechen und der Nähe Merkels zur Kohle- und Autolobby, die in der Studie aufgezeigt wird, lässt sich das Versagen der Bundesregierung beim Klimaschutz auch anhand harter Zahlen belegen: Der CO2-Ausstoß lag 2016 mit 906 Millionen Tonnen etwa so hoch wie bereits vor acht Jahren. Der Klimaschutz in Deutschland stagniert.

 

Kohle ist heute Thema bei Sondierungsgesprächen

Bei den Sondierungsgesprächen, die in Berlin zwischen CDU/CSU, FDP und den Grünen fortgeführt werden, soll es heute um das Thema der weiteren Kohleverstromung gehen. Grundsätzlich sind sich alle Parteien einig, die in Paris formulierten Klimaschutzziele einzuhalten. Um die Erderhitzung unter der kritischen Marke von 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu halten, müssen Treibhausgasemissionen radikal reduziert werden. Streit gibt es darüber, wie das deutsche Klimaziel für 2020 erreicht werden kann. Das sieht vor, 40 Prozent weniger CO2 zu produzieren als 1990. Noch im Wahlkampf stand die Bundeskanzlerin mit ihrem Wort dafür. Während die Grünen die 20 schmutzigsten Kohlekraftwerke sofort abschalten wollen, stellt sich die FDP gegen solche Maßnahmen. Und die Union? Schweigt bislang dazu.

Nimmt man die Klimaziele ernst, kann es in der Frage allerdings keine zwei Meinungen geben. „Nur mit einem Ausstieg aus dem schmutzigen Kohlestrom ist das Klimaziel der Bundesregierung bis 2020 noch zu erreichen“, sagt Smid. Nur dann kommen die beachtlichen Erfolge der deutschen Energiewende zum Tragen: Obwohl immer mehr sauberer Strom aus Erneuerbaren Energien gewonnen wird, laufen deutsche Kohlekraftwerke nahezu unter Volllast – und produzieren dabei Strom, der ins Ausland exportiert wird: Er wird hier schlicht nicht benötigt.

Schlechte Prognosen fürs Klimaziel

Grafik Merkels Klimabilanz

© Greenpeace

Im Bundesumweltministerium geht man davon aus, dass es bis 2020 lediglich gelingt, den CO2-Ausstoß um 32 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken – sofern keine weitergehenden Anstrengungen unternommen würden. Welche das sein sollten, ist immerhin klar: Kohlekraftwerke müssen vom Netz – und zwar so schnell es geht.

  • Kohlehaufen vorm Bundeskanzleramt

    10 Tonnen Beschwerde

    Überspringe die Bildergalerie
  • Greenpeace-Aktivistin beim Kohleschippen in Berlin

    Schippen zum Schutz des Klimas

    Überspringe die Bildergalerie
  • Aktivisten mit Kohle-Lore

    Abtransport mit der Lore

    Überspringe die Bildergalerie
  • Aktivistin mit Kohle-Lore

    Erneute Anti-Kohle-Aktion in Berlin

    Überspringe die Bildergalerie
  • Aktivisten mit Kohle-Loren in Berlin

    Schluss mit schmutziger Energie

    Überspringe die Bildergalerie
  • Greenpeace-Klimaexperte Tobias Münchmeyer im Gespräch mit Simone Peter, Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen

    Auf ein Wort mit der Politik

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Studie: Merkels Klimabilanz

Studie: Merkels Klimabilanz

Anzahl Seiten: 17

Dateigröße: 2.74 MB

Herunterladen

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Braunkohlekraftwerk Lippendorf: Kühltürme und Schornsteine mit Rauch, davor Bagger im Braunkohletagebau
  • 19.11.2024

Die Lausitzer Kohlegruben der Leag zu renaturieren, wird Milliarden kosten. Das Unternehmen des Multimilliardärs Daniel Křetínský legt viel zu wenig Geld zurück. Wälzt er die Kosten auf den Osten ab?

mehr erfahren
Protest at CCS trade fair in Hamburg
  • 13.11.2024

CO2 unter dem Meer verstecken ist der Plan der Regierung. Doch "Carbon Capture and Storage" ist eine Scheinlösung – sie bremst die Energiewende und ermöglicht der fossilen Industrie ein ‚Weiter so‘.

mehr erfahren
Martin Kaiser auf der Demo in Lützerath
  • 18.01.2023

Das Dorf Lützerath ist nun dem Erdboden gleichgemacht. Wie geht es jetzt weiter mit dem Klimaschutz, der Klimapolitik und der Klimabewegung? Fragen an Greenpeace-Chef Martin Kaiser.

mehr erfahren
35.000 Menschen demonstrieren gegen die Räumung von Lützerath
  • 16.01.2023

Trotz des Protests zehntausender Menschen, trotz tagelanger mutiger Aktionen ist Lützerath nun geräumt. Der Abriss schreitet schnell voran. Doch fürs 1,5 Gradziel darf die Kohle nicht verheizt werden.

mehr erfahren
Auszug aus den NRE-Papieren
  • 22.09.2022

Interne Papiere des NRW-Bauministeriums verstärken den Verdacht auf Zweckentfremdung von Fördermitteln. Laut Greenpeace-Recherche sollen belastete Industrieflächen mit Steuergeldern saniert werden.

mehr erfahren
Mit einer roten Linie zwischen Lützerath und dem Braunkohletagebau Garzweiler  protestieren Greenpeace-Aktivist:innen gegen die Zerstörung des Dorfes durch den Kohlekonzern RWE. Auf  einer Feuerlinie steht "1,5°C LIMIT", auf Bannern ist zu lesen "1,5°C bedeutet: Lützerath bleibt".
  • 20.12.2021

Ganz Deutschland macht Weihnachtsferien. Ganz Deutschland? Nein! Ein kleines Dorf am Rande des Tagesbaus Garzweiler hört nicht auf, der Kohle-Lobby Widerstand zu leisten. Ein Bericht aus Lützerath.

mehr erfahren