Neue Beweise überführen Nestlé-Drittlieferanten
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Sinar Mas hat die Medien bei seiner jährlichen Hauptversammlung kurzfristig ausgeschlossen. Das verwundert kaum: Der größte indonesische Palmölproduzent wusste wohl, er würde vor seinen Aktionären kein gutes Bild abgeben. Greenpeace legt einige Stunden vor Beginn des Treffens belastendes Fotomaterial vor und beweist erneut: Die Sinar Mas-Gruppe vernichtet weiterhin hoch schützenswerte Regenwaldflächen (HCV) und Orang-Utan-Gebiete. Erst vor zwei Monaten hatte der Palmölgigant seinen Kunden und Geschäftspartnern Besserung versprochen.
Während der größte indonesische Palmölkonzern Sinar Mas seinen Aktionären noch seine Verpflichtung zur nachhaltigen Palmölproduktion beteuerte, veröffentlichte Greenpeace am 26.4. auf einer Pressekonferenz in Singapur neue Satellitenfotos. Diese decken die Lügen des Palmölgiganten auf, der seit langem aufgrund seiner illegalen Regenwaldabholzung in der Kritik steht:
Die Sinar Mas-Tochterfirma PT BAT vernichtet weiterhin und höchstwahrscheinlich ohne staatliche Erlaubnis indonesische Orang-Utan-Gebiete in Zentralkalimantan.
Nur die Spitze des Eisbergs?
Sinar Mas wickelt seine Palmölgeschäfte unter Golden Agri Resources (GAR) ab, die sich wiederum in ein Geflecht von Unter- und Zweigfirmen aufspaltet. GAR erklärte heute in einer Pressemitteilung erneut für sich und alle(!) Tochterfirmen, die indonesischen Gesetze zu befolgen und sich an die Nachhaltigkeitskriterien des Runden Tischs für Nachhaltiges Palmöl (RSPO) zu halten: Keine Umwandlung von hoch schützenswerten Regenwaldgebieten (High Conservation Areas).
Das Gleiche sicherte auch PT Smart (PT Sinar Mas Agro Resources and Technology Tbk), eine der besagten Firmen im Sinar Mas-Geflecht, noch im Februar 2010 öffentlich zu. Greenpeace veröffentlichte bereits am 15. April 2010 Satellitenfotos, die das Gegenteil beweisen: PT Smart zerstört ebenfalls weiterhin illegal Torfland und hoch schützenswerte Regenwaldgebiete (HCV-Areas) in Ketapang auf Kalimantan.
Kurz vor der gestrigen Hauptversammlung in Singapur überrascht das billige Ablenkungsmanöver des gewieften Urwaldkillers kaum: Sinar Mas verkündete wenige Stunden zuvor, den verantwortlichen Plantagenmanager von PT Smart entlassen zu haben. Welcher neue Sündenbock fällt Sinar Mas wohl nach den gestern von Greenpeace vorgelegten Beweisfotos zum Opfer?
Lügen gehört zum Geschäft
Seit drei Monaten liefert Greenpeace Beweise vom illegalen Treiben von Sinar Mas. Das neue Fotomaterial zeigt deutlich, dass Sinar Mas weiterhin seine Geschäftspartner und Kunden zu seinen Nachhaltigkeitskriterien dreist belügt, sagt Bustar Maitar, Leiter der Waldkampagne von Greenpeace Südostasien. Er betont: Angesichts der Beweise muss klar sein, dass der Konzern trotz aller Versprechungen weiterhin den Regenwald verwüsten und Orang-Utan-Gebiete zerstören wird.
Die Vernichtung von Regenwald und die Austrocknung von CO2-haltigen Torfmooren zur Plantagengewinnung hat dramatische Auswirkungen für das globale Klima, die lokale und indigene Bevölkerung, die Arbeitsbedingungen auf den Ölpalmplantagen und den Lebensraum geschützter Tierarten. Indonesien hält einen traurigen Rekord: Das Land weist die schnellste Waldzerstörungsrate auf und ist nach den USA und China der drittgrößte Treibhausverursacher weltweit.
Schweigen im Walde
Während die indonesische Regierung erste Schritte gegen die Palmölmafia einleitet, macht die Wirtschaft keinerlei Anstalten in dieser Richtung. Greenpeace fordert derzeit verstärkt Nestlé als weltgrößten Lebensmittelhersteller auf, kein Palmöl aus Urwaldzerstörung mehr zu verwenden. Nestlé bezieht in Europa für Schokoriegel wie KitKat Palmöl über Zwischenhändler wie Cargill, die wiederum Palmöl der Sinar Mas-Gruppe handeln. Bis Ende April, so verlangt es Nestlé, müsse Cargill Sinar Mas aus seiner Lieferkette ausschließen.
Sofern zumindest Cargill seinen Worten Taten folgen lässt, bleiben Sinar Mas nur noch wenige Tage, in seine illegalen Geschäftspraktiken wieder Ordnung zu bringen. Sonst riskiert der Konzern die Cargill-Verträge, vermutet Bustar Maitar. Er stellt noch einmal klar: Wir sind nicht gegen Palmölplantagen. Greenpeace setzt sich vielmehr dafür ein, illegal agierende Firmen wie Sinar Mas davon abzuhalten, einen der weltweit letzten Regenwälder zu zerstören.
Nestlé ließ zwar jüngst die Öffentlichkeit wissen, dass man einen sofortigen Stopp der Regenwaldabholzung unterstütze - wie genau, darauf konnte Nestlé bisher keine Antwort geben. Bleibt zu hoffen, dass der erneute Beweis der Sinar-Mas-Lügen die Wirtschaft ein Stück weit mehr aufrüttelt. Es liegt nun bei Konzernen wie Nestlé, den Kopf aus dem Sand zu ziehen und gesetzwidrigen Firmen wie Sinar Mas das Handwerk zu legen.