Soja-Moratorium in Brasilien verlängert
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Das Soja-Moratorium zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes wurde erneut verlängert. Gleichzeitig nimmt die Entwaldung in Brasilien erstmals seit Jahren wieder zu. Wie passt das zusammen?
Grund dafür ist die drohende Änderung des brasilianischen Waldgesetzes. Die vorgeschlagenen Gesetzesänderungen des Forest Code, insbesondere die Amnestie für Umweltstraftaten, hat im Vorfeld zu einem Freibrief für Abholzungen in diesem Jahr geführt.
Um so wichtiger ist es nun, dass die Anforderungen an das laufende Soja-Moratorium und seine Überwachungsmechanismen verstärkt werden. Mit der Verlängerung des Moratoriums hat sich ein großer Teil der Sojahändler, vertreten von den Industrieverbänden Abiove und ANEC, bereit erklärt, weiterhin Lieferanten auszuschließen, die Soja von neu gerodeten Flächen des Amazonas-Regenwaldes anbieten.
Die Sojahändler bestimmen 90 Prozent des brasilianischen Sojamarktes. Bereits im Jahr 2006 stimmten die Händler einem zweijährigen Moratorium zu. Seitdem wurde es jährlich verlängert. Die brasilianische Weltraumbehörde INPE (Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais) - zuständig für die offizielle Auswertung der Entwaldungsdaten im Amazonas - schätzt, dass das Moratorium die Ausweitung der Entwaldung für Soja im Amazonas-Regenwald eindämmt.
Verlängerung unter verschärften Bedingungen
Die brasilianische Ministerin für Umwelt Isabelle Teixeira war bei der Unterzeichnung anwesend, genauso wie der Präsident des Abiove-Industrieverbandes Carlo Lovatelli, der Leiter der Amazonaskampagne Paulo Adario und die Koordinatoren der Soja-Arbeitgruppe.
Die Soja-Arbeitsgruppe wurde unter Beteiligung der Sojahändler, lokalen NGOs und diversen Umweltschutzorganisationen 2006 ins Leben gerufen. Sie trifft sich regelmäßig, hat Kriterien für die Umsetzung des Moratoriums erarbeitet und überprüft, ob sie eingehalten werden. Greenpeace hat bei Überwachungsflügen über den Regenwald immer wieder unerlaubte Rodungen auch innerhalb von Sojafarmen entdeckt, woraufhin Sanktionen gegen die Farmer erfolgten. In diesem Jahr war eine deutliche Zunahme illegaler Rodungen erkennbar. Greenpeace hat daher darauf gedrängt, dass die Kriterien zur Überwachung gestärkt wurden.
Ministerin Teixeira äußerte sich positiv gegenüber dem Soja-Moratorium: Die brasilianische Regierung glaubt daran, dass die Abholzung nur durch eine Zusammenarbeit des privaten und öffentlichen Sektors verhindert werden kann und das Moratorium hierfür ein gutes Beispiel ist. Sie räumt jedoch auch ein, dass der Urwaldschutz in Amazonien noch vor großen Herausforderungen steht.
2004 wurden in Brasilien 2,7 Millionen Hektar Amazonas-Regenwald gerodet, bis 2010 ist die Rodung um 75 Prozent zurückgegangen. Der positive Trend der letzten Jahre, die Entwaldung im Amazonas-Regenwald zu reduzieren, ist 2011 jedoch gebrochen. Dies zeigt sich unter anderem im Bundesstaat Mato Grosso, der für 90 Prozent des Sojaanbaus in Amazonien steht und wo die Entwaldung in diesem Jahr wieder mit 37 Prozent gestiegen ist. In den vergangenen Jahren gehörte Mato Grosso zu den Bundesstaaten, wo die Entwaldung am stärksten zurückgegangen war. Greenpeace hat die offiziellen Satellitendaten mit den Landnutzungsdaten verglichen und es zeigt sich, dass 46 Prozent der Entwaldung mit der Landwirtschaft zusammenhängen und 26 Prozent in den Regionen mit Rinderweiden.
Mit großer Sorge ist auch festzustellen, dass die Landkonflikte im Amazonasgebiet in diesem Jahr zugenommen haben und neue Todesopfer gefordert haben.
Noch nie war das Moratorium so wichtig
Die Debatte um das neue brasilianische Waldgesetz hat bereits zu erhöhter Entwaldung geführt. Bis jetzt konnten die Unternehmen ihren Konsumenten immer nachweisen, dass das Soja tatsächlich nicht aus einem nach dem Moratorium abgeholzten Gebiet stammt. Ihre Aufgabe könnte aber in naher Zukunft schwierig werden. Denn die steigende Entwaldung führt dazu, dass in ein bis zwei Jahren wieder mehr Urwald-Soja auf den Markt kommen wird, warnt Adario. Noch nie war das Moratorium so wichtig. Deswegen muss es auch gestärkt werden, damit die Konsumenten es nachvollziehen können und kein Urwald-Soja kaufen. Auf Dauer aber sind Moratorien keine Lösung. Letztendlich braucht der Amazonas einen wirklichen starken gesetzlichen Schutz.
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