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Schnappauf war wirklich nicht da. Die Wasserproben haben die Aktivisten dem Minister einfach dagelassen - als Erinnerung und mit der Aufforderung, die Gifteinleitung in den Fluss sofort zu beenden. Greenpeace hatte am Tag zuvor bekannt gemacht, dass der Chemiepark Werk Gendorf bei Burgkirchen große Mengen von Perfluorierten Chemikalien (PFT) als Abwasser in die Alz leitet.
Sogar im Trinkwasser der Umgebung wurden Spuren des Stoffes gefunden, der sich im Körper anreichert und im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Besonders bedenklich: Perfluorierte Chemikalien sind sehr langlebig. Einmal in die Nahrungskette gelangt, bauen sie sich so gut wie gar nicht ab. Deshalb finden sich die Chemikalien im menschlichen Blut, und über die Nabelschnur werden Babys bereits im Mutterleib mit dem Gift versorgt!
Das Unternehmen Dyneon, eine Tochter des US-Chemiekonzerns 3M, hatte bestätigt, in Gendorf mit PFTs zu arbeiten. Dyneon weigert sich aber, aus dem Geschäft mit der gesundheitsschädlichen Chemikalie auszusteigen, ein Schritt, den 3M in den den USA bereits im Jahr 2002 vollzogen hat. Die Freisetzung des Giftes in die Umwelt muss sofort beendet werden, sagt Greenpeace-Sprecherin Corinna Hölzel in München. Der zuständige bayerische Umweltminister muss nun Lösungen für den Schutz von Mensch und Umwelt finden.
Um die weitere chemische Belastung des durch ein Naturschutzgebiet fließenden Angelgewässers zu verhindern, haben die Aktivisten gestern neun Stunden lang das Abwasser aus der Alz zurück aufs Werksgelände gepumpt. Gegen 18 Uhr am gestrigen Abend beendete die Polizei die Greenpeace-Aktion. Alle Aktivisten wurden erkennungsdienstlich erfasst. Nun läuft die Chemikalie wieder ungehindert in den Fluss.
Die chemische Verseuchung der Alz zeigt, wie notwendig strengere rechtliche Regelungen zum Umgang mit gefährlichen Chemikalien sind. Für die Entsorgung von Chemikalien wie PFT in die Umwelt fehlen bisher jegliche Grenzwerte. Greenpeace fordert daher auch die Bundesregierung auf, ihre Blockadehaltung gegen eine schärfere EU-Chemikalienverordnung aufzugeben. Im Dezember will das Europäische Parlament über das Gesetz REACH (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) abstimmen. Krebserregende Stoffe wie PFTs, die sich in der Umwelt und im menschlichen Körper anreichern, müssen zukünftig verboten und durch sichere Alternativen ersetzt werden.