Deutsche Zeitungsverlage tragen zur Klimakrise bei
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Deutsche Zeitungen und Zeitschriften werden auf Papier aus kanadischer Urwaldzerstörung gedruckt. Das belegt eine am Montag veröffentlichte Greenpeace-Studie. Abnehmer für das Kahlschlagpapier sind die WAZ-Mediengruppe, der Axel Springer Verlag, der DuMont Verlag und die Holtzbrinck Verlagsgruppe. Sie tragen so nicht nur zur Zerstörung der Artenvielfalt, sondern auch zum Klimawandel bei.
Wenn der Klimawandel gebremst werden soll, müssen wir die letzten Urwälder der Erde sofort schützen, sagt Oliver Salge, Waldexperte von Greenpeace. Die Zeitungsverlage in Deutschland und anderen europäischen Ländern müssen ihre kanadischen Lieferanten anweisen, den Kahlschlag zu beenden. Sonst sind der Klimawandel und das große Artensterben kaum aufzuhalten.
Wälder entziehen der Atmosphäre Kohlendioxid. Kohlendioxid (CO2) besteht aus Kohlenstoff und Sauerstoff. Vereinfacht ausgedrückt wandeln die Pflanzen das CO2 bei der Photosynthese um, setzen dabei den Sauerstoff frei und speichern den Kohlenstoff. Er befindet sich in den Pflanzen selber und - in großen Mengen - auch im Boden. Kanadas Urwald zum Beispiel speichert 47,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Das entspricht dem siebenfachen jährlichen Ausstoß an Kohlenstoff durch die Verbrennung fossiler Energieträger weltweit.
Wird der Urwald abgeholzt, so fällt er nicht nur als CO2-Verwerter und Sauerstoff-Spender aus. Es werden Prozesse in Gang gesetzt, die den in Pflanzen und Boden gespeicherten Kohlenstoff in das gasförmige Kohlendioxid zurückverwandeln und in die Atmosphäre freisetzen. Nach dem letzten Bericht des Weltklimarates IPCC gehen bis zu 25 Prozent der Treibhausgas-Emissionen auf die weltweite Zerstörung der Wälder zurück.
Der Greenpeace-Report konzentriert sich auf die beiden kanadischen Provinzen Ontario und Quebec, wo die Firmen Abitibi-Consolidated, Bowater und Kruger seit Jahren große Urwälder kahl schlagen. Zwei Drittel des Urwaldes, den die drei Firmen ausbeuten, sind bereits komplett zerstört oder stark verwüstet.
Die betroffene Fläche entspricht zwei Dritteln der Bundesrepublik. Abnehmer des kanadischen Zellstoffes ist auch der Papierhersteller Stora Enso in Deutschland, einer der bekanntesten Verarbeiter von Urwald. Deutschland importierte im Jahr 2005 über 600.000 Tonnen Papier und Zellstoff aus Kanada.
Der boreale Urwald Kanadas formt zusammen mit den Wäldern Skandinaviens, Russlands und Alaskas das größte Waldökosystem der Nordhalbkugel. Zahlreiche Vögel und Säugetiere sind auf intakten Urwald in Kanada angewiesen, wie etwa der Bär, der Wolf und das Karibu. Wissenschaftler befürchten, dass das Karibu, das auf der 25-Cent-Münze Kanadas abgebildet ist, ohne den Schutz des Urwaldes in einigen Jahrzehnten regional ausgestorben sein wird.