40 Jahre Greenpeace International
Ein Trip fürs Leben - und für den Frieden, so hat Irving Stowe, Mitbegründer von Greenpeace, 1971 den Plan beschrieben, mit einem kleinen Schiff die Atombombentests auf den Aleuten zu stoppen.
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Es waren Quäker, Pazifisten, Umweltschützer, Journalisten, Hippies, die Greenpeace gründeten. Mit ihren Träumen steckten sie Tausende an. Der Beginn: ein Konzert im Pacific Coliseum von Vancouver/Kanada, auf dem unter anderem Joni Mitchell und James Taylor auftraten. Die Künstler verzichteten auf ihre Gage, tausende Menschen spendeten für die Fahrt nach Amchitka/Aleuten. Das Schiff, die Phyllis Cormack, konnte ablegen. Greenpeace war geboren.
Die größten Erfolge
1974: Frankreich beendet die Atomtests
In den 1960er Jahren beginnt Frankreich mit Atomtests im Südpazifik. Die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt werden völlig ignoriert. Ab 1972 sollen die Versuche sogar noch ausgeweitet werden. David McTaggart erfährt davon und hört zum ersten Mal von Greenpeace. Spontan benennt er sein Boot, die Vega, um in Greenpeace III und legt ab, um zu protestieren. Zwei Jahre lang legt er sich mit dem französischen Staat an. 1974 gibt Frankreich das Ende der Tests bekannt.
1982: Das Walfangmoratorium
Großwale sind durch die Waljagd vom Aussterben bedroht. 1970 gibt es weltweit keine 6.000 Blauwale mehr. Bei anderen Walarten sieht es ähnlich aus. Ab 1973 stellt sich Greenpeace den Jägern entgegen und dokumentiert deren Treiben. Zum ersten Mal gelangen Bilder von der Jagd an die Öffentlichkeit. Nach heftigen Protesten beschließt die Internationale Walfangkommission (IWC) 1982 das Verbot des kommerziellen Walfangs - ein riesiger Erfolg. Doch der Protest geht bis heute weiter, nun gegen die japanischen Walfänger, die das Verbot unterlaufen.
1991: Das Antarktisschutzabkommen
Was heute der Arktis droht, die Zerstörung unberührter Natur zwecks Rohstoffausbeutung, das droht 1982 der Antarktis. Die Staaten beginnen, den Kuchen unter sich aufzuteilen. Mit einer jahrelangen Kampagne und eigenen Expeditionen gelingt es Greenpeace, das Blatt zu wenden. 1991 entsteht das Umweltschutzabkommen zum Antarktisvertrag, das den kommerziellen Rohstoffabbau für mindestens 50 Jahre unterbindet. 1997 wird das Abkommen von Japan als letztem Staat ratifiziert.
Weitere Erfolge
1993 verbietet die London Dumping Convention, radioaktive und andere Industrieabfälle im Meer zu verklappen. Dem Verbot geht eine 15 Jahre währende Greenpeace-Kampagne voraus.
1995 verzichtet der Konzern Shell nach einer spektakulären Greenpeace-Kampagne darauf, die ausgediente Ölplattform Brent Spar im Atlantik zu entsorgen.
1997 revolutioniert Greenpeace mit dem Greenfreeze den Kühlschrankmarkt. Der Greenfreeze funktioniert ohne Einsatz von klimaschädlichen FKW/FCFW. Heute werden jährlich 35 Millionen Stück davon produziert und weltweit verkauft.
2004 startet Greenpeace mit der Arbeit gegen gefährliche Chemikalien in elektronischen Geräten. Auch wenn noch nicht alles im grünen Bereich ist - der Greener Guide to Electronics hat inzwischen einiges bewegt. Die Arbeit geht weiter.
2006 wird der kanadische Great Bear Rainforest, Heimat des Grizzlybären, nach neun Jahren Kampagne zu einem Drittel unter Schutz gestellt. Die anderen zwei Drittel dürfen nachhaltig genutzt werden. Der Great Bear Rainforest ist einer von ganz wenigen verbliebenen Regenwäldern in den gemäßigten Zonen.
2010 reagiert der Konzern Nestlé auf die kurze weltweite Greenpeace Kitkat-Kampagne. Nestlé verkündet, ab sofort kein Palmöl mehr von Lieferanten zu beziehen, die den indonesischen Urwald zerstören.
Greenpeace heute
Aus dem kleinen friedensbewegten Haufen ist eine moderne internationale Organisation mit Büros in über 40 Ländern geworden. Doch die Grundprinzipien sind geblieben: Gewaltfreiheit und absolute Unabhängigkeit von Wirtschaft und Politik. Und das Markenzeichen: die direkte, oft spektakuläre Aktion.
Die Umweltprobleme haben sich in den vergangenen Jahrzehnten vielfach verlagert. Das zeigt Detox: die Greenpeace-Kampagne gegen gefährliche Chemikalien bei der Textilproduktion. Heute fließen die giftigen Abwässer kaum noch in europäische Flüsse - umso mehr aber in chinesische. Die Textilindustrie ist nach Asien ausgewichen.
Andere große Umweltprobleme sind untrennbar miteinander verknüpft: Energieerzeugung, Landwirtschaft, Verkehr sind nicht nur Probleme, die für sich stehen. Sie stehen auch in engem Zusammenhang mit dem größten Problem - der globalen Klimazerstörung. Als internationale Organisation kann Greenpeace dagegen auch global mobil machen.
Im Jubiläumsjahr eine Taufe
Greenpeace und Schiffe, das gehört zusammen. Kein Schiff ist so sehr zum Symbol für die Organisation geworden wie die Rainbow Warrior. Das erste Schiff dieses Namens ist bereits Legende. Es hat Greenpeace von 1978 bis 1985 begleitet, bevor es vom französischen Geheimdienst durch einen Anschlag zerstört wurde.
Auch die zweite Rainbow Warrior machte Bekanntschaft mit französischer Bedenkenlosigkeit. 1995 wurde sie bei einer Protestfahrt gegen die wieder aufgenommenen Atomtests von französischer Marine heftig attackiert. 2011 hat Greenpeace sie an die Hilfsorganisation Friendship übergeben.
Am 14. Oktober wurde die dritte Rainbow Warrior auf der Werft in Berne bei Bremen feierlich getauft. Sie ist das erste Schiff, das Greenpeace komplett selber bauen ließ - ein Segler mit rund 50 Meter hohen Masten. Mit ihr fuhr eine Greenpeace-Crew im Juni 2012 auf dem Amazonas zum Weltgipfel Rio+20 in Rio de Janeiro.