
Brigitte Behrens, von 1999 bis 2016 Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland
17 Jahre lang prägte Brigitte Behrens als Geschäftsführerin Greenpeace Deutschland. Nach kurzer, schwerer Krankheit ist Brigitte Behrens am 17. März 2025 verstorben. Greenpeace Deutschland trauert.
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„Mein Traum ist, zu erleben, wie das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz geht“, sagt Brigitte Behrens. Der Wunsch wurde ihr erfüllt. Ihr Leben lang hat sie sich gegen die gefährliche und lebensfeindliche Technologie stark gemacht – in Bürgerinitiativen, auf Großdemonstrationen und nicht zuletzt 30 Jahre lang bei Greenpeace. Seit 1986 arbeitete Brigitte Behrens für das deutsche Büro der Umweltschutzorganisation, erst als Assistenz der Geschäftsführung, 1988 als kommissarische und stellvertretende Geschäftsführung und schließlich 17 Jahre lang als erste Geschäftsführerin. Im Herbst 2016 ging sie in den Ruhestand.
In diesen 30 Jahren haben Umweltaktivist:innen viel erreicht: Es gibt einen Weltpark Antarktis, Papier wird nicht mehr mit Chlor gebleicht und in Kanada stehen mit dem Great Bear Rainforest mehr als drei Millionen Hektar gemäßigter Regenwald unter Schutz. „Greenpeace ist sehr effizient”, erklärte Behrens. “Und es rührt mich immer wieder, wenn ich sehe, dass jahrelange harte Kampagnenarbeit in Erfolgen mündet.“ So wie beim Atomausstieg in Deutschland oder als Shell 2015 verkündete, auf Ölbohrungen in der Arktis zu verzichten.

Mit Brigitte Behrens verlieren wir eine verlässliche und engagierte Weggefährtin, die während ihrer Zeit als Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland nicht nur eine große Stütze für alle Teams im Haus, sondern für die Gesamtorganisation war. Sie war eine ‚Kapitänin‘ mit ebenso klarer Haltung wie klarem Blick. Über Jahrzehnte prägte sie Greenpeace national wie international, wobei ihr der Atomausstieg besonders am Herzen lag. Und als überzeugte Feministin in einer damals noch von Männern dominierten Organisation und Gesellschaft etablierte sie einen Führungsstil, der sich durch Nahbarkeit, Authentizität und Stärke auszeichnete. Brigitte Behrens war auch international hoch angesehen und blieb für viele ein Fels in der Brandung. Durch ihre ruhige und empathische Art war sie Inspiration und Ansporn. Wir werden sie sehr vermissen und sind über ihren plötzlichen Tod sehr traurig.
Und als überzeugte Feministin in einer damals noch von Männern dominierten Organisation und Gesellschaft etablierte sie einen Führungsstil, der sich durch Nahbarkeit, Authentizität und Stärke auszeichnete. Brigitte Behrens war auch international hoch angesehen und blieb für viele ein Fels in der Brandung. Durch ihre ruhige und empathische Art war sie Inspiration und Ansporn. Wir werden sie sehr vermissen und sind über ihren plötzlichen Tod sehr traurig.
Hippiekultur, Frauenkneipe, Anti-Atomkraft – und Greenpeace
Behrens, Jahrgang 1951, wurde zur Zeit der 1968er-Bewegung erwachsen. Wie viele andere wollte sie kein klassisch bürgerliches Leben. „In unserer Elterngeneration legte man Wert auf eine Heile-Welt-Fassade – über die Probleme dahinter wurde nicht geredet, das fand ich unerträglich“, erzählte Behrens. Lebensentwürfe wie die Hippiekultur inspirierten sie.
In Hamburg studierte sie Soziologie und war Mitgründerin der „Frauenkneipe“, des ersten Kommunikationszentrums nur für Frauen in der Hansestadt. Dort wurde nicht nur geklönt und getanzt, sondern auch zu großen Themen diskutiert, zum Beispiel zur Atomkraft. Die Technologie war Brigitte Behrens schon immer mehr als unheimlich. Sie schloss sich einer Bürgerinitiative an und protestierte gegen ein neues AKW in Brokdorf an der Elbe – das am Ende doch gebaut wurde.
Nach dem Studium arbeitete sie zunächst beim NDR, bei Polygram, bei Gruner+Jahr und der Hamburger Behörde für Arbeit, Jugend und Soziales. Dann weckte Greenpeace ihre Neugier. Die Aktionen der Umweltschützenden begeisterten sie. Auch die Kompetenz, die Hartnäckigkeit und Wirksamkeit der Organisation gefielen ihr. „Ich halte Greenpeace für die effektivste Umweltschutzorganisation überhaupt. Es sind nur ein paar tausend Menschen, die sich da mit Weltkonzernen und Regierungen anlegen – doch was hat Greenpeace alles erreicht!“, erklärte Brigitte Behrens einst, warum sie so lange und so gern für den Verein arbeitete.
1985 bewarb sie sich initiativ im Hamburger Greenpeace-Büro und wurde ein Jahr später als Assistentin der Geschäftsführung eingestellt. Nach einer Ausbildung im Management in Non-Profit-Organisationen 1989 setzte sie der Aufsichtsrat als stellvertretende Geschäftsführerin, zehn Jahre später als alleinige Geschäftsführerin ein. 2002 wurde ihr Kampagnen-Geschäftsführer Roland Hipp zur Seite gestellt, der sie seitdem unterstützte und vertrat – ihr als Hauptgeschäftsführer folgte und seit 2023 ebenfalls im Ruhestand ist.
Bei Renteneintritt sagte sie: „Ich bin sicher, dass ich mich weiter engagieren werde.“ Und so war es auch: Brigitte Behrens war nach ihrem Ausscheiden bei Greenpeace Deutschland nicht nur bis zu ihrem Tod als Aufsichtsrätin bei der von Greenpeace gegründeten Energiegenossenschaft Green Planet Energy eG tätig, sondern auch mehrere Jahre als Stiftungsrätin bei Greenpeace Schweiz.
Neue Projekte mit Blick auf die Zukunft
Im Lauf der Jahre bei Greenpeace Deutschland hat Brigitte Behrens einige starke Akzente gesetzt. Zum Beispiel starteten 1990 mit ihrer Unterstützung die Kinder- und Jugendprojekte von Greenpeace. Behrens: „Die Jugendlichen, die zu uns kommen, sind klug und politisch bestens informiert. Die wollen und werden Gesellschaft mitgestalten.“ 1998 setzte sie trotz anfänglichem Gegenwind auch das Thema Gentechnik auf die To-Do-Liste der Organisation, worauf sie stolz ist. „Ich empfinde die gentechnische Manipulation von Tieren und Pflanzen ähnlich riskant wie Atomkraft“, erklärte Behrens. „Ohne dass man es sieht, fühlt, riecht oder hört, wird ein natürliches System für immer verändert. Die Risiken überlassen wir den nächsten Generationen, und ich wollte, dass wir für eine ökologische Landwirtschaft ohne Gentechnik und Agrargifte arbeiten.“
Mit Stolz blickte sie auch auf Greenpeace Energy – heute Green Planet Energy eG. Von Anfang an unterstützte sie die Entstehung der Energiegenossenschaft, die sich unter anderem durch den Handel mit Ökostrom aktiv in den Energiemarkt einmischt. Ein entscheidendes Kriterium war für Brigitte Behrens das Modell einer Genossenschaft, denn dabei nehmen die Mitglieder die Stromversorgung selbst in die Hand.
Thomas Breuer, Aufsichtsratsvorsitzender bei Green Planet Energy, erklärt: “Brigitte hat uns von der ersten Stunde an begleitet. Sie war eine kluge, weitsichtige und scharfsinnige Beraterin und hat mit ihrem Engagement maßgeblich zum Erfolg unserer Energiegenossenschaft beigetragen. Brigitte suchte nie die große Bühne. Dabei wäre es oft sie gewesen, die den Erfolg hätte feiern können. Mit ihrem feinen Humor, ihrer Gelassenheit und ihrer unermüdlichen Überzeugung für eine nachhaltige Energiewende hat sie uns alle inspiriert. Sie hat uns Halt gegeben, uns herausgefordert und uns stets dazu ermutigt, ökologische und soziale Ansprüche konsequent mitzudenken. Ihr Verlust reißt eine tiefe Lücke in unsere Gemeinschaft. Wir werden sie schmerzlich vermissen.”
Gelassenheit statt Rampenlicht
Brigitte Behrens ging es nie darum, im Rampenlicht zu stehen. Sie war eine Führungspersönlichkeit der leisen Tonart. In all den 17 Jahren als erste Geschäftsführerin steuerte sie das „Schiff Greenpeace“ mit großer Gelassenheit, und viel Feingefühl sicher durch alle Turbulenzen – die Wahlhamburgerin behielt immer einen kühlen Kopf. Aufregung lag ihr nicht.
„Die Arbeit als Geschäftsführerin war manchmal ein Drahtseilakt”, sagte Behrens. Auf der einen Seite war ich verantwortlich dafür, dass die Spenden satzungsgemäß verwendet werden und alles seine absolute rechtliche Richtigkeit hat. Auf der anderen Seite durfte ich diese wilde Kraft der Greenpeace-Mitarbeitenden, ‘die Welt retten zu wollen‘, nicht zu sehr durch Regeln und Vorschriften beengen.“ Dabei begegnete sie ihren Mitarbeiter:innen immer auf Augenhöhe. Für jeden hatte sie ein offenes Ohr, kannte und begrüßte sie alle stets beim Namen. „Ich habe mich immer gefragt: Wie wäre es, wenn ich unter mir arbeiten müsste? Was würde mir gefallen, was würde mich stören?“
Deshalb genoss Brigitte Behrens immer großes Vertrauen und Ansehen unter den Mitarbeiter:innen – aber auch wegen ihres Weitblicks.
Bereits vor Jahren, als sie die Geschäftsführung abgab, sagte sie: „Allerdings glaube ich, dass Greenpeace es generell schwerer haben wird in Zukunft.” Denn wenn Terror und Krieg zunehmen, interessieren sich die Menschen weniger für Umweltthemen. Auch werden Umweltprobleme wie Klimawandel, Übernutzung der Ressourcen oder Massenkonsum immer komplexer, und die Verursacher davon sind nicht mehr so eindeutig zu benennen. Dazu muss man an vielen Schalthebeln gleichzeitig ansetzen und im Grunde auch die Gesellschaft und ihr Konsumverhalten umkrempeln. „Aber die Probleme sind menschgemacht“, so Brigitte Behrens. „Also haben es auch wir Menschen in der Hand, sie zu verändern.“
"Daher sage ich, egal, wie schwierig unsere Herausforderung aussieht, das darf uns nicht davon abhalten, auch große Visionen zu verfolgen. Wir müssen es wenigstens versuchen!" (Brigitte Behrens, 2015)