Vom Aussterben bedroht?
- Im Gespräch
"Menschheit auf die Rote Liste" - so wirbt dieser Tage eine Greenpeace-Kampagne an vielen Orten. Doch was steckt dahinter? Vier Fragen an Greenpeace-Agrarwende-Expertin Christiane Huxdorff.
Greenpeace: Es gibt inzwischen fast acht Milliarden Menschen auf der Welt, wieso behauptet Greenpeace, dass wir vom Aussterben bedroht sind?
Christiane Huxdorff: Häufig werden Menschen erst aktiv, wenn sie selbst oder eine bekannte Person betroffen sind. Deshalb fordern wir die Follower:innen von Prominenten auf: „Rette ihn/sie vor der Roten Liste!"
Denn wenn das Artensterben und der Biodiversitätsverlust weiter voranschreiten, ist irgendwann auch der Mensch vom Aussterben bedroht.
Greenpeace: Wie das?
Christiane Huxdorff: Jeden Tag verschwinden 150 Arten von diesem Planeten. Wenn wir diesen Verlust nicht stoppen, wird er verheerende Auswirkungen auf uns haben - und zwar in unterschiedlichsten Bereichen: von der Versorgung mit Lebensmitteln bis zur Ausbreitung von Krankheiten und Epidemien und in Folge dessen auch Migration und Sicherheit.
Unterschriften an Steffi Lemke
Im September übergaben Greenpeace-Aktive die Petition zur Roten Liste in Berlin an die Bundesministerin für Umwelt und Naturschutz Steffi Lemke (Bündnis 90 / Die Grünen) Bei der Gelegenheit tauschten sich Aktive und Politik intensiv über Klima- und Naturschutz aus. Ein herzlicher Dank geht an alle, die ihre Stimme für den Schutz der Artenvielfalt gegeben haben.
Mehr erfahrenGreenpeace: Warum startet ihr dazu nun eine Kampagne?
Das Gefährliche an der Artenkrise ist: Sie findet leise statt und beinahe unbemerkt. Anders als die Klimakrise erzeugt die Artenkrise bislang nur punktuell Aufsehen, wenn es zum Beispiel um das Insektensterben geht - dafür, dass die Krise genauso dramatisch ist, bekommt sie nicht ansatzweise genug Öffentlichkeit. Das wollen wir mit der Kampagne ändern. Mit „Menschheit auf die Rote Liste“ wollen wir viele Menschen erreichen, die sich noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Viele prominente Menschen setzen sich dabei gemeinsam für den Schutz der Artenvielfalt ein – sowohl auf Social Media als auch im Stadtbild auf Plakaten.
Greenpeace: Was fordert Greenpeace?
Christinae Huxdorff: Nur mit Schutzgebieten, in denen die Natur sich erholen kann, können wir das massenhafte Artensterben verhindern und unser aller Lebensgrundlage erhalten. Denn eine artenarme Erde ist auch für uns Menschen gefährlich: Ökosysteme mit geringer Artenvielfalt sind instabiler. Ohne gesunde Ökosysteme wird für uns die Nahrung zum Essen, das Wasser zum Trinken und die Luft zum Atmen knapp. In unserer Petition fordern wir von der Bundesregierung daher strengeren Naturschutz in Deutschland und ein Ende der Ressourcenverschwendung. Mindestens 30% der Landesoberfläche und der Meere muss unsere Regierung bis spätestens 2030 unter Schutz stellen, jährlich zwei Milliarden Euro für internationalen Natur- und Artenschutz weltweit zur Verfügung stellen und min. 15 % der deutschen Wald- und Meeresflächen im Rahmen einer Naturschutzoffensive strikt schützen. Daneben muss es Schutz für die Rechte von Indigenen geben - denn ohne diesen Schutz gibt es keine Gerechtigkeit.