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Waldzustandsbericht 2023: Wäldern geht's so schlecht wie nie

Nur noch jeder fünfte Baum in Deutschland ist gesund. Greenpeace fordert Änderung der Waldpolitik: Vom ‘Abholz-Gesetz’ zum ‘Waldschutz-Gesetz’.

Den Wäldern in Deutschland geht es so schlecht wie noch nie. Dies zeigt die von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) vorgestellte Waldzustandserhebung für das Jahr 2023. Dass die Wälder in Deutschland in einem dramatischen Zustand sind, ist seit Jahren bekannt, doch nun wird es mehr und mehr sichtbar.  In diesem Jahr soll das Bundeswaldgesetz nach 50 Jahren erneuert werden. Greenpeace-Waldexpertin Dorothea Epperlein sieht den Bericht als Aufforderung an den Landwirtschaftsminister, das Bundeswaldgesetz grundlegend zu reformieren und im Sinne des Klima- und Naturschutzes zu stärken.

Portrait of Dorothea Epperlein
"Minister Özdemir hat jetzt die historische Chance, das bestehende ‘Abholz-Gesetz’ in ein ‘Waldschutz-Gesetz’ umzuwandeln. Mit dem neuen Bundeswaldgesetz kann eine ökologische Waldwirtschaft starten. Sie sollte die anfälligen Nadelbaumforste ökologisch umwandeln und artenreiche Laub- und Laubmischwälder schonender bewirtschaften und stärker schützen. Für einen grünen Minister sollte selbstverständlich sein, dass Kahlschläge und die industrielle, intensive Forstwirtschaft der Vergangenheit angehören." 

Dorothea Epperlein

Waldexpertin bei Greenpeace

Portrait of Dorothea Epperlein
Zitat
"Minister Özdemir hat jetzt die historische Chance, das bestehende ‘Abholz-Gesetz’ in ein ‘Waldschutz-Gesetz’ umzuwandeln. Mit dem neuen Bundeswaldgesetz kann eine ökologische Waldwirtschaft starten. Sie sollte die anfälligen Nadelbaumforste ökologisch umwandeln und artenreiche Laub- und Laubmischwälder schonender bewirtschaften und stärker schützen. Für einen grünen Minister sollte selbstverständlich sein, dass Kahlschläge und die industrielle, intensive Forstwirtschaft der Vergangenheit angehören." 
Zitatinhaber, Vorname Nachname
Dorothea Epperlein
Position des Zitatinhabers
Waldexpertin bei Greenpeace

Es gibt kaum noch naturnahe Wälder in Deutschland. Doch gerade die sind für die Artenvielfalt und das Klima wichtig. Um die Wälder zu unseren Verbündeten beim Klimaschutz zu machen, muss man sich bei ihrer Bewirtschaftung an den natürlichen Abläufen orientieren. Dann entwickeln sich Waldstrukturen, die der ursprünglichen Natur immer ähnlicher sind. Sie können Dürren, Stürmen und anderen Wetterextremen wieder besser standhalten – und das ist in der Klimakrise dringend nötig. Dass Wälder wieder naturnaher werden können, wenn man sie ökologisch verträglich bewirtschaftet, zeigen die Stadtwälder Lübeck und Göttingen, die dies bereits seit Jahrzehnten umsetzen.

Jetzt leidet auch die Buche

Die intensive Bewirtschaftung der Wälder macht inzwischen auch der Buche zu schaffen: Sie kommt nicht besonders gut mit Hitze und der damit einhergehenden Trockenheit zurecht. Je stärker Buchenwälder eingeschlagen werden, desto leichter trocknen sie aus. “Genau hier muss die Bundesregierung handeln. Genauer gesagt: Neben einer ökologischen Waldbewirtschaftung muss sich Özdemir auch für mehr Schutzgebiete ohne industriellen Holzeinschlag einsetzen”, fordert Epperlein.

Damit die Wälder sich wieder erholen können, können alle etwas tun: Recyclingpapier verwenden, Verpackungen auch aus Papier vermeiden und auf langlebige Holzprodukte setzen sind beispielsweise sinnvolle Ansätze. Mehr Tipps für einen bewussteren Umgang mit Holzprodukten gibt es hier.

Der Waldzustandsbericht wurde 1984 erstmals in der Bundesrepublik veröffentlicht. Die Erhebungen nach 1989 beruhen auf einem deutschlandweiten Stichprobennetz und dokumentieren die Schäden in Form zunehmend schütterer Baumkronen bis zum Absterben.

Datum
Protest in front of Ikea Store in Wallau

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