Greenpeace und „Dark“-Star Moritz Jahn auf Amazonas-Expedition
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Greenpeace war gemeinsam mit Forschenden und Influencer Moritz Jahn auf Expedition im Amazonas-Regenwald. Ziel war, die Region zu erforschen und den Indigenen beim Schutz ihres Zuhauses zu helfen.
Die Luft ist schwül, unzählige Vogelarten zwitschern um die Wette, das üppige Grün des Regenwalds ragt bis zum Ufer des Amazonas-Stroms. Es ist ein gewaltiger Fluss, sechsmal breiter als der Rhein. Moritz Jahn und Greenpeace-Kampaignerin Katharina van der Smissen balancieren über einen schmalen Holzsteg und steigen in ein Schlauchboot (siehe Foto). Sie stoßen sich vom Ufer ab und fangen an zu lachen. „Die Natur ist der Wahnsinn!!! Heute gehen wir mit local river communities auf Entdeckungstour! 😊", schreibt der Schauspieler in einer ersten Nachricht an die Greenpeace Zentrale in Deutschland.
Es ist eine Reise mit Erlebnissen voller Schönheit und doch mit ernstem Hintergrund. Denn der Regenwald ist bedroht wie nie zuvor: Immer stärker werden im brasilianischen Amazonasgebiet illegal ökologisch wertvolle Waldflächen abgeholzt. Immer dramatischer geht das Artensterben weiter. Immer dreister unterdrückt die brasilianische Regierung unter Führung von Jair Bolsonaro indigene und traditionelle Gemeinschaften, anstatt sie und ihren Lebensraum zu schützen. Es gibt also viele Missstände, auf die Schauspieler Jahn und Greenpeace auf ihrer Erkundungstour durch den brasilianischen Amazonas-Regenwald in Videos und auf Fotos aufmerksam machen wollen.
Unterstützt werden sie dabei von 15 Wissenschaftler:innen aus Brasilien und Greenpeace-Expert:innen, die die biologische Vielfalt des Gebiets untersuchen und ihre Erkenntnisse mit dem Duo teilen.
Ergebnisse und Berichte direkt aus dem Amazonas finden sich vor allem auf den Instagram Kanälen von Greenpeace.de und Moritz Jahn. Greenpeace setzt dabei bewusst auf eine Zusammenarbeit mit dem Schauspieler, um so eine noch breitere Öffentlichkeit für den Schutz des Amazonas zu sensibilisieren.
Im Amazonasgebiet
Amazonas-Schutz nur mit Schutz der Indigenen
Ziel der Amazonas-Expedition von Jahn und Greenpeace ist auch, den Bewohner:innen der dokumentierten Region eine Stimme zu geben und die Natur und ihre Lebensgrundlage zu erhalten. So können die dort lebenden Menschen ihre traditionelle Lebensweise bewahren, die wesentlich vom Erhalt der Wälder abhängt. Das schützt den Amazonas-Regenwald und ist wichtig für das Klima und die Artenvielfalt.
Die Menschen, die im Amazonas leben, sind die wahren Hüter:innen der Biodiversität. Weit entfernt von Polizei und Justiz sind es meist nur sie, die illegale Zerstörung bemerken und aufhalten. Ein Drittel der Abholzung im Amazonas-Regenwald steht in Verbindung mit Landraub oder findet auf staatlichen Flächen statt, deren Nutzungsbestimmung undefiniert ist. Um den Regenwald zu bewahren, ist es unerlässlich, insbesondere die Rechte indigener und traditioneller Gemeinschaften zu stärken und sicherzustellen, dass sie in ihren Dörfern und Wäldern ein Leben in Sicherheit und Frieden führen können.
Gemeinsam mit Greenpeace Brasilien und den Menschen aus den traditionellen Gemeinschaften hängte Greenpeace Deutschland Schilder an dem Manicoré Fluss aufgehängt, die zeigen, dass die Menschen hier die Nutzungsrechte des Gebiets habe (siehe großes Foto oben). Das soll Eindringlinge aufhalten und ein wichtiges Zeichen setzen.
Artenvielfalt im Amazonas-Gebiet – noch nicht bekannt und doch schon bedroht
Um die Rechte der Menschen in der Region zu stärken, arbeitet Greenpeace Brasilien mit ihnen, aber auch mit Wissenschaftler:innen zusammen. Es ist das erste Mal überhaupt, dass die Forschenden hier im Gebiet des Manicoré Flusses unterwegs sind und die Artenvielfalt untersuchen. Denn um die Natur zu schützen, müssen sie erstmal wissen, was hier überhaupt lebt. Häufig entdecken sie neue Arten und müssen im nächsten Moment feststellen, dass diese bereits vom Aussterben bedroht sind.
2022 ist eines der letzten Jahre, in denen verhindert werden kann, dass der Amazonas-Regenwald aufgrund fortschreitender Waldvernichtung einen Kipppunkt erreicht – und große Teile des Waldes unwiederbringlich zu einer Savannenlandschaft austrocknen würden. Neben den schwerwiegenden Folgen für unzählige Tier- und Pflanzenarten hätte das auch verheerende Folgen für das Weltklima.
Die Balance in der Natur ist essenziell für ihren Fortbestand und eine Voraussetzung dafür, dass Menschen weiterhin Nahrung und Wasser zur Verfügung steht. 25 % des weltweit vorhandenen Süßwassers fließt in den Flüssen des Amazonas-Gebiets – viel davon ist Regenwasser. Leicht vorstellbar daher, dass es verheerende Folgen hätte, wenn der Regen wegfiele.
Ermordete Aktivisten: die Arbeit im Amazonasgebiet wird gefährlicher
Überschattet wurde die Reise vom Mord an zwei Aktivisten, die zeitgleich zur Greenpeace Expedition verschwanden: Der britische Journalist Dom Phillips und der brasilianisch indigene Aktivist Bruno Pereira hatten sich seit Jahren für den Schutz des Regenwaldes und die Rechte der indigenen Bevölkerung eingesetzt. Ihre Ermordung zeigt, wie gefährlich die Arbeit für Aktivist:innen ist. Sie sind die jüngsten Opfer in einer blutigen Serie von Angriffen auf Indigene und ihre Unterstützer:innen.
Über 100 Aktive werden pro Jahr in Amazonien ermordet. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher. Die Regierung von Brasiliens Präsident Bolsonaro verstärkt diese Missstände noch: Sie streicht Förderungen für Wissenschaft und soziale Gelder für Menschen in Amazonien, deren Lebensgrundlage und Heimat zerstört wird.
Doch die EU trägt eine Mitschuld für die Zustände im Amazonasgebiet. Sie ist für 17 Prozent der weltweiten Tropenwaldabholzung verantwortlich. Deshalb braucht es eine andere Handelspolitik und ein starkes EU-Gesetz für weltweiten Waldschutz, damit Produkte in der EU nicht mehr im Zusammenhang mit Waldzerstörung stehen.