Hersteller Kimberly-Clark beendet Urwaldzerstörung
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Ob Kleenex Schminktücher, Hakle Toilettenpapier oder Camelia Damenbinden: Kimberly-Clark ist weltweit einer der ganz Großen im Zellstoffgeschäft. Nun dürfen endlich auch Amerikaner und Kanadier, die sich die Nase mit einem Kleenex-Taschentuch putzen, dabei ein bessers Umweltgewissen haben. Am Mittwoch gab der Hersteller bekannt, zukünftig bei seinen Produkten in Nordamerika auf Zellstoff aus Urwaldzerstörung zu verzichten.
Für Oliver Salge, Leiter der Waldkampagne bei Greenpeace, eine gute Nachricht: "Heute haben wir für den Erhalt der Urwälder des Nordens einen Erfolg verbucht. Zur Herstellung von Kleenex wurden in den USA und Kanada bisher vor allem boreale Urwälder in Kanada gefällt. Es ist gut, dass diese bedrohten Wälder nun nicht mehr in der Toilette runtergespült werden."
Kimberly-Clark ist einer der größten Hersteller von Klopapier und Schminktüchern. Heute hat das Unternehmen in Washington gemeinsam mit Greenpeace eine neue Einkaufsrichtlinie für Zellstoff und Papierprodukte veröffentlicht. Die Verpflichtung ist der Durchbruch einer jahrelangen Greenpeace-Kampagne. Denn bisher hatte der Hersteller sein Umweltengagement zwar immer wieder betont, wirklich aktiv war Kimberly-Clark aber nicht.
In den letzten Monaten führte der Konzern mit Greenpeace intensive Verhandlungen, aus denen die neuen Richtlinien hervorgegangen sind. Demnach wird Kimberly-Clark ab sofort auf Zellstoff aus Urwaldzerstörung verzichten und zukünftig verstärkt auf Recyclingfasern und Zellstoff setzen, der nach dem Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert ist und aus ökologisch nachhaltiger Waldwirtschaft stammt. Ab Ende 2011 will der Hersteller aus den Kanadischen Wäldern nur noch Zellstoff verwenden, der FSC-zertifiziert ist. Mit dieser Regelung bleiben jährlich mehrere zehntausend Tonnen Urwaldholz im Wald.
Wesentlicher Faktor für das Klima
Der boreale Regenwald Kanadas spielt im Kampf gegen den Klimawandel und für die Artenvielfalt eine besondere Rolle. Er ist mit 545 Millionen Hektar der größte Wald Nordamerikas. Doch werden hier Jahr für Jahr 700.000 Hektar dem Erdboden gleichgemacht. Dabei speichert der boreale Wald mit geschätzten 47,5 Milliarden Tonnen sieben Mal so viel Kohlenstoff (CO2) wie durch die weltweite Verbrennung fossiler Energieträger jährlich ausgestoßen wird. Knapp 20 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen stammen aus der Zerstörung der Urwälder.
Die Urwälder in den kanadischen Provinzen Ontario und Quebec sind seit den 90er Jahren ein Hauptschauplatz der weltweiten Urwaldzerstörung. 80 Prozent wurden zerstört oder verwüstet, um Zellstoff für Zeitungen, Zeitschriften und Toilettenpapier zu gewinnen. Kimberly-Clark hat dieses verantwortungslose Vorgehen jahrzehntelang unterstützt, indem der Konzern Holz aus diesen Urwäldern bezogen hat.
Artenvielfalt weiter bedroht
Die borealen Wälder Kanadas sind die Heimat unzähliger Tierarten. Über eine Milliarde Vögel bringen in den Wäldern und Seen des Urwaldes ihre Jungen zur Welt. Daneben ist durch die Zerstörung besonders das Waldkaribu gefährdet. Diese Rentierart ist akut bedroht und in einigen Waldgebieten bereits verschwunden. Die weiter voranschreitende Urwaldzerstörung zur Holz- und Papierproduktion vertreibt die Tiere in andere Waldgebiete - so lange, bis kein Wald zum Überleben mehr vorhanden ist.
Kimberly-Clark war nicht der einzige Konzern, der sich auf Kosten der borealen Wälder bereichert hat. Der größte Zeitungsdruckpapierhersteller AbitibiBowater betreibt die Praxis der Urwaldzerstörung noch immer aktiv. Dabei sollte sich der Papier-Hersteller an Kimberly-Clark ein Beispiel nehmen, findet Salge: "Es wird mehr als Zeit, dass AbitibiBowater diesem guten Beispiel folgt und endlich die Urwaldzerstörung in Kanada einstellt. Die Verhandlungen zwischen AbitibiBowater und Greenpeace endeten erfolglos, da der Papierhersteller die Urwaldzerstörung nicht einmal in ausgewählten Urwaldgebieten unterbrechen wollte."
Der lange Weg zum großen Erfolg: Die Greenpeace-Kampagne Kleercut von 2004 bis heute in einer Zeitleiste dargestellt (auf Englisch).