Lufthansa: Palmöl im Tank?
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Mit schlechtem Beispiel voran: Die Lufthansa startet ein Pilotprojekt mit Bio-Kerosin. Ihr Lieferant Neste Oil steht international stark in der Kritik. Der Grund: Das umstrittene Unternehmen setzt für seinen Biosprit hauptsächlich Palmöl ein. Dieses soll zwar angeblich nachhaltig produziert sein - von welchen Plantagen die Ware stammt, bleibt aber unbekannt.
Ein halbes Jahr lang wird die Lufthansa in einem Pilotprojekt 800 Tonnen Bio-Kerosin auf der Strecke Hamburg-Frankfurt ins Triebwerk mischen. Die Zugabe von Palmöl im Sprit kann nicht ausgeschlossen werden. Das Problem: Nachhaltiges Palmöl kann nicht unbegrenzt produziert werden. Je höher die Nachfrage, desto größer der Druck, wertvolle Wälder und Wiesen in Ölpalmplantagen umzuwandeln. Das zerstört den Lebensraum gefährdeter Tiere und vernichtet bedrohte Pflanzenarten.
An der steigenden Nachfrage nach Palmöl ist Neste Oil maßgeblich beteiligt: Der finnische Mineralölkonzern baut riesige Biodiesel-Fabriken in Rotterdam und Singapur. Mit deren Fertigstellung etabliert sich der Konzern mit 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr weltweit zum größten Abnehmer von Palmöl.
Ob von nachhaltigen Plantagen oder nicht - mit der Massenabnahme des grünen Goldes trägt Neste Oil dazu bei, dass zum Beispiel Ölpalmen für Lebensmittel oder Kosmetika zukünftig auf Regenwaldflächen angebaut werden. Diese indirekten Landnutzungsänderungen stellen ein globales Problem dar, das allein durch die Zertifizierung von Biokraftstoffen nicht zu lösen ist. Kaum verwunderlich, dass Neste Oil bei der laufenden Publikumsabstimmung für den Public Eye Award ganz oben auf der Liste der übelsten Unternehmen des Jahres steht.
Lufthansa bemüht
Bei der Lufthansa ist man über die Schattenseite ihres neuen Kooperationspartners informiert: Sie versucht immerhin, über Neste Oil den Palmölanteil durch Jatropha-Pflanzen zu ersetzen. Das funktioniert nur begrenzt - es gibt Lieferschwierigkeiten für die gewünschte Ware. Der Trend weg vom Palmöl ist ein erster Schritt, bei dem Lufthansa versucht, die riesigen ökologischen und sozialen Probleme bei der Palmölproduktion nicht noch zu verschärfen, erklärt Corinna Hölzel, Waldexpertin bei Greenpeace. Die Jatropha-Produktion kann allerdings zu ähnlichen Problemen wie beim Ölpalmen-Anbau führen, gibt Hölzel zu bedenken.
Agrar- und Biospritkonzerne argumentieren gerne, mit dem Anbau von Jatropha keine Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion zu verursachen. Diese wachse auf trockenen Flächen, auf denen kaum etwas andere gedeihe. Firmen, die in großem Stil Biosprit auf den Markt bringen, sind trotzdem an fruchtbarem Land für den Jatropha-Anbau interessiert, weil das deutlich höhere Erträge bringt. Damit verdrängen sie letztendlich doch indirekt den Anbau von Nahrungspflanzen in den schützenswerten Regenwald, so Hölzel.
Palmöl - nicht im Tank!
Palmöl hat weder im Flugzeug- noch im Autotank etwas zu suchen. Klimafreundlicher Sprit kann derzeit nur aus Abfällen hergestellt werden. Die Alternative heißt: weniger Flugverkehr. Ob die Lufthansa auf der Zusammenarbeit mit Neste Oil beharren wird? Andere Unternehmen wie die DHL oder die Stuttgarter Verkehrsbetriebe haben ihre Pilotprojekte mit dem fragwürdigen Kooperationspartner auch aus ökologischen Gründen nicht verlängert. Solange Neste Oil nicht garantiert, dass sie kein Palmöl für die Produktion einsetzen, fordert Greenpeace alle Fluglinien, Autohersteller und Logistikunternehmer auf, keine Zusammenarbeit mit Neste Oil einzugehen.
Update: Die Fluglinie Finnair, die auch mit Neste Oil über ein Pilotprojekt zu den gleichen Konditionen wie Lufthansa verhandelte, hat sich gerade gegen das Projekt entschieden. Finnair will Palmöl im Tank nicht akzeptieren. Lufthansa sollte sich ein Beispiel an der finnischen Airline nehmen.