Greenpeace bewertet Textilfirmen: Nike und Esprit schneiden schlecht ab
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Esprit und Co. in Erklärungsnot: Eine Greenpeace-Untersuchung zeigt, dass große Textilfirmen problemlos giftfrei produzieren können. Wenn sie es nur wollen.
Keine Ausflüchte und Ausreden: Mode lässt sich auch im großen Stil ohne giftige Chemikalien produzieren, das belegt Greenpeace mit einer aktuellen Untersuchung. Allerdings lässt es die große Mehrheit der untersuchten Firmen an Tempo fehlen: 16 von 19 Firmen entgiften nicht schnell genug. Der „Detox Catwalk“ benennt die Vorreiter, die ihr Entgiftungsversprechen erfolgreich umsetzen, und die Schlusslichter mit Nachholbedarf.
„Zara, H&M und Benetton beweisen, dass eine schadstofffreie Produktion für Unternehmen jeder Größe möglich ist“, sagt Manfred Santen, Greenpeace-Experte für Chemie. Wie die anderen getesteten Unternehmen haben sich die drei Modefirmen verpflichtet, bis 2020 auf eine komplett saubere Produktion umzustellen, und sind auf einem guten Weg dorthin.
Lob und Tadel
Besonderes Lob gibt es für Inditex und deren Tochterfirma Zara an der Spitze der Bestenliste. Deren Abwasserdaten sind öffentlich einsehbar, die Lieferantenliste ist für jeden nachvollziehbar. „Engagierte Marken zeigen, dass es auch in einer komplizierten und verflochtenen Welt möglich ist, die Herstellung von Produkten transparent zu machen“, so Santen.
Gute Noten gibt es nicht durch die Bank. Zwölf Firmen sind im Mittelfeld angesiedelt, darunter Adidas und Puma, hier wird das Management von Giftstoffen noch als lückenhaft bewertet. In der schlechtesten Kategorie sind Esprit und Nike zu finden. Nach wie vor setzen sie gesundheitsschädliche Stoffe wie per- und polyfluorierte Chemikalien, sogenannte PFC, ein und lassen ihre Herstellungsbedingungen im Dunkeln. Damit sind sie im Begriff, ihr Versprechen zu brechen: Das Ziel, bis 2020 giftfreie Mode zu produzieren, ist für diese Firmen kaum zu schaffen.
Mittlerweile sind mehr als 70 Modemarken und Modelieferanten der Detox-Verpflichtung gefolgt und nehmen giftige Chemikalien aus ihrer Lieferkette. Zusammen sind sie für 15 Prozent der globalen Textilproduktion verantwortlich.
Weg von der Massenproduktion
Doch auch wenn es bei den Spitzenreitern gute Fortschritte im Umwelt- und Verbraucherschutz gibt, ist das Fast-Fashion-Konzept von H&M und Zara nach wie vor kritikwürdig. „Neue Kollektionen alle paar Wochen belasten die Umwelt und benötigen enorme Ressourcen“, sagt Santen. Wer als Textilunternehmen wirklich zukunftsfähig denkt, bietet beispielsweise einen lebenslangen Reparaturservice für seine Kleidungsstücke an. Davon nehmen die meisten Modefirmen allerdings noch Abstand.
Das Detox-Versprechen von Greenpeace soll vor allem die Lebensverhältnisse in den Ländern verbessern, die Kleidung in Massen produzieren, wie beispielsweise China. In den großen Städten des Landes sind bereits über 60 Prozent der Trinkwasserreserven ernsthaft verschmutzt. Als Verbraucher kann man einen kleinen Teil zur Verbesserung der Situation beitragen, etwa weniger Kleidung kaufen, dafür reparieren und recyceln. Die größte Verantwortung ruht allerdings auf den Schultern der Modebranche, die viel zu schnell viel zu billige Ware produziert – mit schwerwiegenden Folgen für Mensch und Natur.