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Die Verleihung des Nobelpreises an IAEO-Direktor el Baradei und, zu gleichen Teilen, auch an seine Organisation, ruft zwiespältige Gefühle hervor, sagt Greenpeace-Friedensexperte Wolfgang Lohbeck. Bei aller Sympathie für die Person el Baradei, der sich in den letzten Jahren an vorderster Stelle gegen den Irak-Krieg ebenso wie für atomwaffenfreie Zonen eingesetzt hat und seine Wiederwahl aufs Spiel gesetzt hat, stößt die Auszeichnung der Institution IAEO auf völliges Unverständnis und Ablehnung.
Mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an eine solche Organisation wird der Sinn dieses Friedensinstruments ernsthaft in Frage gestellt. Insbesondere, weil die Begründung des Nobel-Komitees ausdrücklich die Rolle dieser Institution bei der weltweiten Förderung der Atomenergie hervorhebt.
Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Geschehnisse um das Atomprogramm des Iran sollte aller Welt deutlich geworden sein, dass es keine sinnvolle Trennung zwischen ziviler und militärischer Nutzung der Atomenergie gibt, hebt Lohbeck hervor. Und es ist gerade die Aufgabe der IAEO, diese verhängnisvolle Entwickling zu fördern.
Das Wirken der IAEO auf diesem Gebiet darf durch el Baradeis persönlichen Einsatz gegen die Weiterverbreitung von Nuklearmaterial keineswegs in Vergessenheit geraten, fordert Lohbeck. Es mag Herrn el Baradeis persönliche Integrität den Preis rechtfertigen, seine Zuerkennung an die Institution IAEO ist eine dramatische Fehlentscheidung. Sie legt die Vermutung nahe, dass das Nobel-Komitee die Diskreditierung auch der zivilen Atomnutzung im Iran schlicht nicht zur Kenntnis genommen hat.
Greenpeace hofft, dass die Verleihung des Friedensnobelpreises an die IAEO eine weltweite Diskussion über die Doppelrolle dieser Organisation als Atompolizei und gleichzeitig als Werber für die Atomkraft auslösen wird. Erst wenn dieser innere Widerspruch beendet ist, kann sich die IAEO auf ihre eigentliche Rolle konzentrieren. Und diese muss darin bestehen, die Verbreitung sowohl der zivilen als auch der militärischen Atomtechnologie zu verhindern.
Vor gerade einmal zwei Wochen protestierten Greenpeace-Aktivisten vor der Generalversammlung der IAEO in Wien. Sie appellierten dabei an die Vertreter der 138 Mitgliedsstaaten, endlich die weltweite Verbreitung von atomwaffenfähigem Material zu stoppen und mit dem Iran weiter diplomatisch zu verhandeln.