Menschenrechts- und Umweltaktivistin Carola Rackete auf Greenpeace-Schiff "Arctic Sunrise"
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Wissenschaftler auf „Esperanza“ und „Arctic Sunrise“ untersuchten die Folgen der Erderhitzung für die Antarktis. Mit dabei war Menschenrechts- und Umweltaktivistin Carola Rackete.
Die Antarktis ist für Carola Rackete fast schon so etwas wie eine zweite Heimat. Gerade war die 31-Jährige bereits zum achten Mal in ihrem Leben im Südpolarmeer unterwegs. Sieben Wochen war sie als Crewmitglied und Umweltaktivistin an Bord des Greenpeace-Schiffes «Arctic Sunrise». Einen Monat hält sie sich nun in Patagonien auf, um dann auf das deutsche Forschungsschiff «Maria S. Merian» zu wechseln. Mit ihm geht es erneut in die Antarktis.
Das Nomadenleben gefällt ihr. «Ich bin in der Regel weniger als einen Monat in Deutschland», erzählt Rackete, die in Hambühren in Niedersachsen aufgewachsen ist. «Ich habe nur noch eine Meldeadresse in Deutschland.» Vor Ende Juni werde sie nicht zurück in Europa sein - wo genau, das wisse sie noch nicht. «Ich mache viel Projektarbeit.» Auch in der Arktis war Rackete schon mehrfach unterwegs.
Von der Sea Watch auf die Arctic Sunrise
Eines ihrer Projekte katapultierte sie im Juni 2019 in die internationalen Schlagzeilen: Trotz Verbots der italienischen Behörden steuerte sie als Kapitänin ein Schiff der Hilfsorganisation Sea-Watch mit Geflüchteten an Bord in den Hafen der Mittelmeerinsel Lampedusa. Sie wurde festgenommen, unter Hausarrest gestellt, wieder freigelassen - und so zur Ikone der Seenotretter. Vorherzusehen war das nicht. Sie war damals nur eingesprungen für einen verhinderten Sea-Watch-Kapitän.
Mit dem Abstand eines Dreivierteljahres sagt sie, sie würde wieder bei Rettungsaktionen von Sea-Watch mitmachen, so wie sie es bereits seit 2016 mache. «Ich stehe weiter auf der Adressliste, die bei Notfällen abgearbeitet wird», sagt sie. Es könne also durchaus sein, dass sie im Sommer im Mittelmeer unterwegs sei. «Geplant ist es aber nicht.» Gegen Rackete läuft auf Sizilien unterdessen noch ein Verfahren wegen des Vorwurfs der Beihilfe zur illegalen Einwanderung.
Klimaschutz ist wichtig
Das hindert sie nicht daran, sich weiter für Geflüchtete einzusetzen, eher im Gegenteil. Sie trat sogar im EU-Parlament in Brüssel auf. Dass sie zur Ikone der Seenotretter stilisiert wurde, sieht sie eher kritisch. «Das kam von den Medien und nicht durch meinen eigenen Wunsch», betont sie. Sie würde es viel lieber sehen, wenn Geflüchtete wenigstens einen Teil der Aufmerksamkeit bekämen wie sie. «Tagtäglich werden in Griechenland Geflüchtete verurteilt, weil sie angeblich Schlepper sind.» Dabei hätten sie zum Beispiel am Ende einer langen Flucht nur gedolmetscht, weil sie am besten Englisch konnten.
Andererseits schlägt ihr Herz seit langem für den Umweltschutz und die Klimarettung. Nach ihrem Nautik-Studium in Elsfleth studierte sie Naturschutzmanagement im englischen Ormskirk. Inzwischen hat sie ihre Popularität dazu genutzt, ein viel beachtetes Buch über die Klimakrise zu schreiben, außerdem mischt sie bei der Umweltschutzbewegung «Extinction Rebellion» mit.
30 Prozent der Meere unter Schutz stellen
Für Greenpeace war sie nun in der Antarktis unterwegs. Mit der Expedition will die Umweltschutzorganisation auf ihre Forderung an die Vereinten Nationen aufmerksam machen, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Ozeane unter Schutz zu stellen. Es ist ein Anliegen, hinter dem Rackete voll steht. «Ich bin hier um zu zeigen, welche Meeresgebiete besonders schützenwert sind.»
Dass sie für ihren anschließenden Einsatz auf der «Maria S. Merian» nicht fliegen muss, ist ihr wichtig zu erwähnen. Auf der fünfwöchigen Forschungsreise wird es auch um die Untersuchung der Population der Finnwale in der Antarktis gehen. Danach wartet dann das nächste Projekt auf sie.