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Verlogen, so nennt Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid die Absichtserklärung der G8-Länder. Der Beschluss sei nichts, aber auch gar nichts wert. Und das aus zwei Gründen:
Erstens nennen die Industriestaaten kein Basisjahr, auf das die Halbierung sich beziehen soll. Zwar sagen auch die Klimawissenschaftler, dass der Treibhausgasausstoß bis 2050 halbiert werden müsse. Doch sie beziehen sich dabei ganz konkret auf das Vergleichsjahr 1990. Seitdem ist der Ausstoß dramatisch gestiegen.
Geht man vom heutigen Niveau des Treibhausgasausstoßes aus, wie es der japanische Regierungschef vorgeschlagen hat, dann bedeutet die Ankündigung eine Einsparung von gerade knapp 30 Prozent gegenüber 1990. Der Unterschied ist dramatisch. Mit ihrer vagen Formulierung streuen die Industriestaaten der Weltöffentlichkeit bewusst Sand in die Augen.
Zweitens sprechen die acht größten Industriestaaten beileibe nicht von sich selber, wenn es um die angebliche Halbierung geht. Stattdessen maßen sie sich an, eine Absichtserklärung für die Staaten der Welt zu verbreiten. Dieselben acht Staaten, die auch heute noch für fast 50 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind.
Karsten Smid: Greenpeace erwartet von den Industrieländern, dass sie ganz klar sagen: Wir, die verantwortlich sind für fast 50 Prozent der Treibhausgase, werden den Ausstoß in unseren eigenen Ländern reduzieren - und zwar bezogen auf das Basisjahr 1990.
Für Smid ist das auch eine Frage der Gerechtigkeit zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern: Jeder Mensch hat die gleichen Rechte und Pflichten, was den Schutz der Atmosphäre angeht. Derzeit kommen aber auf jeden Europäer elf oder zwölf Tonnen Treibhausgase im Jahr. Auch Frau Merkel hat es schon gesagt - wir müssen auf einen Pro-Kopf-Ausstoß von zwei Tonnen kommen. Das bedeutet eine Reduzierung um 80 Prozent gegenüber 1990.
Die Amerikaner haben einen doppelt so hohen Ausstoß, rund 20 Tonnen. Sie müssen demnach ihre Treibhausgase um 90 Prozent senken, um auf zwei Tonnen pro Person zu kommen. Solange US-Präsident Bush dazu nicht den Willen zeigt, ist er nicht im Boot.
Die Verhandlungen drehen sich im Kreis
Was die Regierungsschefs der G8-Länder in Toyako bieten, erschwert auch den Prozess, der 2009 in Kopenhagen zu einem Kyoto-Nachfolgeprotokoll führen soll. Die Entwicklungsländer aber wollen sich nicht länger an der Nase herumführen lassen. Sie erwarten konkrete Vorleistungen und finanzielle Hilfe. Und das zu Recht.
Die Industrieländer verlieren sich in Eigeninteressen und Schuldzuweisungen an andere, sagt Smid. Die Schere zwischen dem, was die Klimawissenschaft für notwendig erachtet und dem, was die Industrienationen zur Problemlösung beitragen und vorschlagen, klafft immer weiter auseinander.
Diese Politik ist blind für die Folgen, die auch die Menschen in den G8-Staaten zunehmend zu spüren bekommen. Sie ist wirtschaftshörig. Die deutsche Bundeskanzlerin ist dafür das beste Beispiel.
Frau Merkel hat die Gefahr des Klimawandels sehr wohl erkannt. Wenn es aber um mutige Entscheidungen geht, stellt sie sich immer wieder hinter die Industrie kritisiert Smid. Ob es um die Energiewirtschaft und den Bau von Kohlekraftwerken geht oder um die deutsche Autoindustrie , die sich gegen notwendige CO2-Grenzwerte wehrt. Damit werde dem Prozess von Kopenhagen ein Bärendienst erwiesen.