Zur UN-Klimakonferenz: Kinder-Klimaschutz-Demo in Bonn
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Hunderte von Kinder mischen sich zu Beginn des UN-Klimagipfels ein und demonstrieren in Bonn: mit Sinn für Gerechtigkeit und einem Regenbogen gespickt mit Forderungen.
„Wie hinterlassen wir den Planeten eigentlich unseren Kindern?“, fragen sich Erwachsene mitunter. Gute Frage. Eine bessere richtet sich allerdings direkt an jene, die die Hinterlassenschaften ausbaden müssen: Was für eine Erde wünscht ihr euch? Hunderte von Kindern und Jugendlichen, die heute zum Start der UN-Klimakonferenz in Bonn demonstrieren, haben darauf eine eindeutige Antwort: Eine Welt, die sauberer und gerechter ist als diese.
Schon heute drohen Inselstaaten im Pazifik buchstäblich im Meer zu versinken – Schuld ist die Erderhitzung, zu der kleine Nationen mit wenig Industrie nahezu nichts beigetragen haben. „Die Folgen des Klimawandels bedrohen jene am meisten, die am wenigsten dafür können“ sagt die 19-jährige Henrike Haggeney. „Hier in Bonn müssen Schritte gegen diese Ungerechtigkeit getan werden.“
Wer soll das bezahlen? Die, die schuld sind!
Reiche Industriestaaten wie Deutschland stehen dabei besonders in der Verantwortung. Zwar steigt der Anteil von klimafreundlicher Energie aus Wind und Sonne im deutschen Strommix zusehends, doch die Fortschritte bringen nichts, so lange Kohlekraftwerke weiter am Netz bleiben und dadurch die CO2-Bilanz hoch halten: 2016 stieß Deutschland darum genau so viel klimaschädliches Kohlenstoffdioxid aus wie acht Jahre zuvor.
So sind die Klimaziele, zu denen sich auch Deutschland beim UN-Klimagipfel vor zwei Jahren in Paris verpflichtete, nicht zu schaffen: Dafür müsste das Land bis zum Jahr 2020 40 Prozent weniger Treibhausgase produzieren als 1990. Realistisch sind gerade mal 32 Prozent, so das Bundesumweltministerium. Damit die Erderhitzung unter den kritischen zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau bleibt, muss aber dringend der weltweite CO2-Ausstoß reduziert werden. Sonst drohen weitere Überschwemmungen und Stürme – ein Weltklima außer Kontrolle.
Tausend Botschaften an die Politik
Um zu zeigen, dass sie es mit dem Klimaschutz ernster meinen als viele Unterzeichner des Vertrags von Paris, haben die Kinder und Jugendlichen ihr eigenes Klimaabkommen mit nach Bonn gebracht. Darin berichten sie, was sie selbst zum Schutz des Klimas unternehmen. Nach der Demonstration überreichte eine Delegation der jungen Umweltschützer das Schriftstück an den Vorsitzenden der Klimakonferenz, Fidschis Premierminister Frank Bainimarama, und UN-Klimachefin Patricia Espinosa. Johannes, 13 Jahre alt und aus Lübeck, legt den Adressaten die genaue Lektüre nah: „Ich hoffe, dass die Politiker auf der Klimakonferenz sich gut durchlesen, was die Kinder in ihrem eigenen Regelbuch an Wünschen für die Zukunft formuliert haben und danach handeln!“
Zuvor haben die „Kids for Earth“ rund tausend Botschaften an die Politiker auf Stoffwimpeln gesammelt. Was sind die Forderungen der jungen Umweltschützer an die Klimadiplomaten? Philipp, 12 Jahre alt, sagt: „Mein Wunsch für die Zukunft ist: keine Kohle- und Atomkraftwerke mehr!“ Jonah, 12 Jahre alt, will keine schmutzigen Abgase mehr: „Ich wünsche mir mehr Elektroautos.“
Zusammen ergeben die Wimpel einen vier Meter großen Patchwork-Regenbogen: ein Symbol der Hoffnung. „Der Schutz des Planeten ist für Kinder enorm wichtig“, sagt Pädagogin und Projektleiterin Lydia Seiler. „Viele engagieren sich im Klimaschutz und sind bereit, dafür ihr Verhalten zu ändern. Die nötigen großen Veränderungen wie der Ausstieg aus Kohle und Öl oder die Verkehrswende muss aber die Politik vornehmen.“
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